Springe direkt zu:
Was ist wichtig für das zukünftige Leben in Städten und Dörfern? Auf den JugendPolitikTagen 2019 haben sich 450 junge Menschen aus ganz Deutschland unter anderem hierzu Gedanken gemacht und Empfehlungen für die Jugendstrategie entwickelt. Vom 10. bis 12. Mai kamen sie in Berlin zusammen, um gemeinsam mit Bundesjugendministerin Giffey und weiteren Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung und Gesellschaft über ihre Erwartungen an eine jugendgerechte Politik zu sprechen.
In Deutschland leben 14 Millionen Menschen zwischen 12 und 27 Jahren. Das sind 17 Prozent der Bevölkerung. An sie richtet sich die geplante Jugendstrategie der Bundesregierung.
Nicht zuletzt die Schülerproteste unter dem Motto „Fridays for Future“ zeigen, dass junge Menschen in wichtigen politischen Fragen mitreden möchten. Wie soll eine jugendgerechte Politik aber aussehen? Die JugendPolitikTage boten die Gelegenheit, sich mit acht Bundesministerien über Themen wie Klimaschutz, Bildung, Digitalisierung, aber auch das zukünftige Leben in ländlichen Regionen auszutauschen. Die erarbeiteten Empfehlungen fließen in die Jugendstrategie der Bundesregierung ein.
Die JugendPolitikTage 2019 sind eine Veranstaltung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Teil der Jugendstrategie der Bundesregierung. Inhaltlicher und organisatorischer Partner ist die Jugendpresse Deutschland. Die JugendPolitikTage finden bereits zum zweiten Mal seit 2017 statt.
Zur Eröffnung der JugendPolitikTage betonte Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey:
„Ob für Klimaschutz, für Europa oder bei der Urheberrechtsreform – wir erleben derzeit in vielen Debatten, wie sich junge Menschen für ihre Interessen stark machen und Politik mitgestalten wollen. Wir müssen wissen, welche Themen jungen Menschen unter den Nägeln brennen und wie aus ihrer Sicht eine jugendgerechte Politik aussehen soll. Die JugendPolitikTage machen einen Dialog auf Augenhöhe möglich. Die Ideen, Perspektiven und Vorschläge der jungen Generation sind unverzichtbar – denn wir wollen eine Politik für, mit und von Jugend machen. Und eine gemeinsame Jugendstrategie können wir nur mit denjenigen entwickeln, um die es geht.“
Giffey führte aus, dass die ganze Bundesregierung ihren Teil dazu beitragen müsse, Jugend zu beteiligen sowie Politik für und mit Jugendlichen zu machen. Als Beispiel hierfür nannte sie den „Jugend-Check“, der Gesetzesvorhaben auf den Prüfstand stelle und mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden zeige, welche Folgen Gesetzesinitiativen für Jugendliche und junge Erwachsene habe.
.
Im Rahmen der Jugendstrategie „Handeln für eine jugendgerechte Gesellschaft“ des Bundesministeriums für Familie, Frauen Senioren und Jugend (BMFSFJ) wurden zwischen 2015 und 2018 viele Einzelvorhaben umgesetzt. Die Leitlinie der Eigenständigen Jugendpolitik wird seit einigen Jahren durch das BMFSFJ verfolgt, unter anderem auch mit der Arbeitsgruppe „Jugend gestaltet Zukunft“ im Rahmen der Demografiestrategie der Bundesregierung. Der Koalitionsvertrag für die 19. Legislaturperiode schreibt vor, die Eigenständige Jugendpolitik weiterzuführen und eine gemeinsame Jugendstrategie der gesamten Bundesregierung zu entwickeln. Seit Oktober 2018 stimmt die Interministerielle Arbeitsgruppe (IMA) „Jugend“ die Inhalte der Jugendstrategie gemeinsam mit allen Ressorts der Bundesregierung ab. Seit Februar 2019 wird sie dabei von einem Beirat unterstützt. Bis Herbst 2019 wird ein entsprechender Kabinettsbeschluss erarbeitet.
Steigende Mieten und Platzmangel in den Städten stehen fehlender Infrastruktur und Abwanderung aus ländlichen Regionen gegenüber. In der Diskussion zum Leben in ländlichen Räumen machten die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer deutlich, worauf es ihnen dabei ankommt. Demnach muss nicht jedes Dorf alles bieten: „Ich denke am Ende ist es weniger wichtig in jedem Dorf einen eigenen Fußballverein, ein eigenes Kino, Schwimmbad, etc. zu haben, sondern dass es Möglichkeiten gibt, per ÖPNV in das Nachbardorf zu kommen. Wo es diese Sachen gibt…“, so ein Jugendlicher, der sich per Chat an der Diskussion beteiligte.
Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) und insgesamt die Mobilität ist ein wichtiges Thema für Jugendliche; das wird in ihren Handlungsempfehlungen deutlich. So wird ein kostenloses bundesweites ÖPNV-Ticket für alle bis 27 Jahre gefordert. Darüber hinaus wird zum Ausbau der Schienenmobilität geraten, um eine nachhaltige und umweltfreundliche Alternative zu Kurzstreckenflügen anzubieten.
Ein weiterer Punkt, der junge Menschen beschäftigt, ist die Integration von Menschen, die etwa aus beruflichen Gründen aufs Land gezogen sind: „Auch in Dörfern sollte es nicht nur um Bleibende und Rückkehrer gehen. Neulinge wollen auch ankommen, zum Beispiel wenn sie aus beruflichen Gründen gekommen sind.“
Es wurde auch grundsätzlich der Ansatz in Frage gestellt, das Land „städtischer“ zu machen: „Ist es überhaupt zielführend, davon zu reden, das Land attraktiver zu machen im Sinne von Szene, Unis, Shopping etc.? An dem Punkt, wo das alles zufrieden gestellt ist, ist das Land doch schon zur Stadt geworden“, so eine Diskussionsteilnehmerin.
Marco Wanderwitz, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, hat mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen über das Leben in Städten und Dörfern gesprochen. Er betonte, wie wichtig es ist, überall in Deutschland gute Lebensperspektiven zu haben, gerade auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung. Insbesondere strukturschwache Regionen träfe es hart, wenn junge, oft gut ausgebildete Menschen wegziehen. Denn die jungen Menschen seien die Zukunft ihrer Kommunen. Dabei seien gleichwertige Lebensverhältnisse zentral.
Wanderwitz betonte, dass nicht an jedem Ort identische Lebensverhältnisse bestehen müssten. Aber es muss eine gerechte Verteilung von Ressourcen und Möglichkeiten geben für alle in Deutschland lebenden Menschen - unabhängig von ihrem Wohnort. Niemand soll seine Heimat verlassen müssen, weil er oder sie dort keine Perspektive zum Beispiel für Arbeit und Familiengründung sieht.
Er verwies auf die Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“, in der alle Bundesressorts, die Länder und drei kommunale Spitzenverbände gemeinsam Handlungsempfehlungen erarbeiten, um Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern. Wie wichtig es ist, die Lebensverhältnisse vor Ort zu gestalten, machte die Wortmeldung eines Jugendlichen deutlich: „Unsere Kommune macht uns zu einem zufriedenen oder zu einem unzufriedenen Menschen“.
Am Wissen und Bewusstsein für die Bedürfnisse von jungen Menschen in ländlichen Regionen mangele es aber, so der Eindruck der Teilnehmenden. Ein Vorschlag: Fortbildungen in diesem Bereich für regionale Politiker und die Verwaltung anbieten.
Marco Wanderwitz zeigte sich überzeugt, dass es ein Gewinn für Städte und Gemeinden ist, Jugendliche stärker in ihre Arbeit einzubeziehen. „Auch bei Fragen zum Erhalt und Ausbau der Infrastruktur in Städten und Dörfern, wie zum Beispiel von Sportstätten, sollten junge Menschen – sollten Sie – einbezogen werden“, sagte er.
Die Themen kommen aus den Themenfeldern Städte und Dörfer, Bildung und Arbeit, Zusammenleben und Demokratie und Umwelt und Gesundheit. Am letzten Tag der JugendPolitikTage wurden die 20 wichtigsten Forderungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Parlamentarischen Staatssekretärin Caren Marks aus dem Bundesjugendministerium übergeben.
Die insgesamt rund 60 Empfehlungen werden derzeit in einer Broschüre zusammengefasst. Nun können Jugendliche die Positionen in einer Online-Konsultation kommentieren und bewerten. Am 13. Juni werden die Empfehlungen beim Treffen der Interministeriellen Arbeitsgruppe zur Jugendstrategie im Bundesjugendministerium besprochen.
(Quellen: Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend, Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, Jugendpolitiktage.de)
Wir sind gespannt auf Ihre Kommentare und Geschichten!
Yvonne Halfar und das Redaktionsteam des Demografieportals
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz
OK