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Dieser Praxisdialog steht unter dem Motto „Jugendgerechte Kommune“. Was bedeutet das konkret? Wie schaffen es Kommunen „jugendgerecht“ zu werden? Und was ist überhaupt „jugendgerecht“?
Ein Beitrag von Caren Marks, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Frauen, Senioren und Jugend
Eine zukunftsfähige Demografiepolitik gelingt nur gemeinsam mit allen Generationen. Dem zuzustimmen fällt gemeinhin leicht. Dennoch geraten die Interessen und Bedürfnisse Jugendlicher und junger Erwachsener allzu häufig außer Acht. Eine starke eigenständige Jugendpolitik kann jungen Menschen zwischen 12 und 27 eine Stimme geben – auch in Politikfeldern, in denen Jugendinteressen auf der Agenda nicht ganz oben stehen. Die junge Generation muss gehört werden und wirksam mitentscheiden, wenn es um ihre Lebenslagen und um ihre Zukunft geht.
Die demografischen Entwicklungen verändern die Lebenswelten aller Menschen. Für die junge Generation sind sie jedoch besonders bedeutsam, da sie die Bedingungen des Aufwachsens und ihre Entfaltungsmöglichkeiten wesentlich beeinflussen. Die Bevölkerung im Alter von 12 bis 27 Jahren in Deutschland wird auch bei stärkerer Zuwanderung weiter zurückgehen. Menschen über 60 Jahre hingegen werden über ein Drittel der Gesellschaft ausmachen und entsprechend Prioritäten setzen. Das gilt besonders für den ländlichen Raum, wo die Herausforderungen und Folgen des demografischen Wandels bereits jetzt deutlich zu spüren sind.
Jugendbezogene Maßnahmen im Hinblick auf den demografischen Wandel insbesondere in ländlichen Regionen werden bislang häufig vorrangig mit dem Ziel entwickelt, junge Menschen auszubilden und als Arbeitskräfte zu halten. Aber sie sind nicht nur die Zukunft der Regionen, sie haben auch berechtigte Interessen und Bedürfnisse im Hier und Jetzt. Dazu gehören neben Orten und Freiräumen für eigene Erfahrungen auch gute Mobilitätsangebote sowie eine vielseitige Infrastruktur. Belange von Jugendlichen und jungen Erwachsenen müssen deshalb verbindlich berücksichtigt und junge Menschen konsequent an Planungs- und Entscheidungsprozessen beteiligt werden.
Doch was bedeutet das für Kommunen und Träger vor Ort aber auch für die Jugendlichen selbst? Es stellen sich insbesondere folgende Fragen:
In der Arbeitsgruppe „Jugend gestaltet Zukunft“ der Demografiestrategie diskutieren wir mit den Gestaltungspartnern sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Kommunen genau diese Fragen. Als erstes Ergebnis ihrer Arbeit hat die Arbeitsgruppe eine „Handreichung zur Berücksichtigung der Belange von Jugendlichen in der Demografiestrategie der Bundesregierung (Jugend-Brille)“ den anderen Demografie-Arbeitsgruppen zur Verfügung gestellt. Die „Jugend-Brille“ soll diese dazu anregen, ihre demografiepolitischen Diskurse und Ergebnisse dahingehend zu reflektieren, ob Belange von Jugendlichen und jungen Erwachsenen betroffen sind beziehungsweise ausreichend berücksichtigt wurden.
Um außerdem den vielfältigen Stimmen der Jugendlichen selbst Gehör zu verschaffen, wurde durch das Projekt „Ichmache>Politik|Demografie“ (Deutscher Bundesjugendring) die Mitwirkung Jugendlicher an der Arbeit der Arbeitsgruppe sichergestellt – online und vor Ort. Darüber hinaus beteiligten sich Jugendliche aus vier Modelllandkreisen (Friesland, Kyffhäuserkreis, Vorpommern-Rügen, Lichtenfels) über das Projekt „Jugend-Demografie-Dialog“ (Leuphana Universität Lüneburg). Mit den Jugendlichen vor Ort wurden Zukunftswerkstätten und Jugendkonferenzen durchgeführt, deren Ergebnisse der Arbeitsgruppe präsentiert wurden.
Die in beiden Projekten entwickelten Vorschläge der Jugendlichen sind zum Teil in Handlungsempfehlungen für eine jugendgerechte Demografiepolitik eingeflossen, die zum Demografiegipfel am 16. März 2017 veröffentlicht werden sollen.
An vielen Orten gibt es darüber hinaus schon Projekte, die ihre individuellen Antworten auf die oben genannten Fragen suchen oder bereits gefunden haben.
So fördert das BMFSFJ im Rahmen seiner Jugendstrategie „Handeln für eine jugendgerechte Gesellschaft“ das Projekt „Jugendgerechte Kommunen“ mit 16 Referenzkommunen aus allen Bundesländern und Stadtstaaten, die bis 2018 auf dem Weg zu mehr Jugendgerechtigkeit begleitet werden.
Darüber hinaus haben die in den oben genannten vier Modelllandkreisen durchgeführten „Jugend-Demografie-Dialoge“ vor Ort teilweise Folgeprozesse initiiert. So wurde angestoßen, nachhaltige Jugendbeteiligungsstrukturen zu schaffen und bestehende zu stärken. Einige der Vorschläge der Jugendlichen wurden bereits umgesetzt.
Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zeigen diese Projekte Wege auf, wie wir unsere Zukunft, aber auch die Gegenwart jugendgerecht gestalten sowie Jugendliche und junge Erwachsene in Entscheidungen vor Ort einbinden können.
Mit diesem Praxisdialog haben Sie die Gelegenheit, mit beteiligten Kommunen aus dem Projekt „Jugendgerechte Kommunen“ sowie einem der Modelllandkreise der Arbeitsgruppe „Jugend gestaltet Zukunft“ in Kontakt zu treten, konkrete Fragen zu stellen, von Ihren eigenen Erfahrungen zu berichten und sich so über Wege zu mehr Jugendgerechtigkeit auszutauschen.
Dem Praxisdialog „Jugendgerechte Kommune“ wünsche ich viel Zuspruch.
Ich bin gespannt auf Ihre Beispiele, Fragen und Diskussionsbeiträge, die ich gerne in die Diskussion der Arbeitsgruppe „Jugend gestaltet Zukunft“ im Rahmen der Demografiestrategie einbringen werde.
Caren Marks Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
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