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Wie hat sich die Bevölkerung entwickelt? Welche Themen haben die Demografiepolitik des Bundes und der Länder bestimmt? Was hat sich auf dem Demografieportal getan? In unserem Jahresrückblick präsentieren wir wichtige Fakten und Aktivitäten.
Ende 2015 lebten rund 82,2 Millionen Menschen in Deutschland, wie das Statistische Bundesamt im August mitteilte. Das sind fast eine Million Einwohner mehr als ein Jahr zuvor. Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik ist die Bevölkerungszahl so stark gewachsen. Besonders stark war das Wachstum in Baden-Württemberg, Bremen, Berlin, Hamburg und Hessen.
Die Bevölkerungszunahme im Jahr 2015 resultiert aus einem hohen Wanderungsüberschuss. 2,1 Millionen Personen zogen nach Deutschland – davon waren laut Migrationsbericht 2015 890.000 Asylsuchende. Aber auch die Zahl der Fortzüge erreichte mit 998.000 Menschen einen Rekordwert. Insgesamt ergab sich ein Wanderungssaldo von 1,1 Millionen Personen und damit die stärkste Zuwanderung in der Geschichte Deutschlands. Dementsprechend erreichte auch die Bevölkerung mit Migrationshintergrund mit 17,1 Millionen Menschen ihr bislang höchstes Niveau.
Die aktuell hohe Zuwanderung hat nur sehr eingeschränkte Auswirkungen auf die langfristige Bevölkerungsentwicklung. Sie schlägt sich vor allem im kurzfristigen Anstieg der Bevölkerungszahl nieder. Der Trend zur zunehmenden Alterung der Bevölkerung kann dadurch nicht umgekehrt werden.
Im Jahr 2015 wurden in Deutschland 738.000 Kinder geboren, so viele wie zuletzt vor 15 Jahren. Dem stehen jedoch 925.000 Gestorbene gegenüber. Das Geburtendefizit besteht seit 1972 und wird sich in Zukunft deutlich vergrößern.
Die zusammengefasste Geburtenziffer erreichte mit 1,5 Kindern je Frau den höchsten Wert seit 1982. Auch die endgültige Kinderzahl steigt für Frauen ab dem Jahrgang 1969 wieder, wie uns Familienforscher Dr. Martin Bujard vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung im Oktober im Interview erklärte.
Die Menschen in Deutschland leben immer länger. Nach den neuesten Zahlen hatten neugeborene Jungen eine Lebenserwartung von 78 Jahren und 2 Monaten. Für Mädchen ist sie mit 83 Jahren und 1 Monat fast fünf Jahre höher. Der Blick auf das eigene Älterwerden ist positiver und zuversichtlicher geworden, so ein interessanter Befund aus dem Deutschen Alterssurvey.
Ein Thema wurde 2016 besonders oft im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel diskutiert: Die Zuwanderung von Flüchtlingen. Deutschland könnte sich verjüngen und Fachkräfteengpässe überwinden, so die optimistischen Vorstellungen. Bei der Aufnahme von Flüchtlingen gehe es allerdings nicht darum „unsere demografischen Probleme zu lösen“, sondern um humanitäre Hilfe, betonte Bundesinnenminister de Maizière Anfang September auf dem Demografiekongress in Berlin. „Auf Krieg, Flucht und Vertreibung darf man keine Demografiepolitik aufbauen.“ Aber Integrationspolitik sei auch Demografiepolitik, so sein Fazit.
Die Bundesregierung hat ein Integrationsgesetz verabschiedet und verschiedene Maßnahmen gestartet wie zum Beispiel das Bundesprogramm „ Menschen stärken Menschen“. Mit dem Newsletter „Migration und Flüchtlinge aktuell“ informiert der Bund seit Mai regelmäßig über seine Flüchtlings- und Integrationspolitik.
Zur Integrationspolitik gehört die Integration von Flüchtlingen im ländlichen Raum, wie der Bundesinnenminister bei der Integrationskonferenz des Deutschen Landkreistages im November klarstellte. Dort wurde eine Studie zu Praxiserfahrungen aus 18 Landkreisen vorgestellt. Das Programm „500 LandInitiativen“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums fördert ab Januar 2017 ehrenamtliche Projekte zur nachhaltigen Integration geflüchteter Menschen im ländlichen Raum.
Auch die Länder sind in diesem Bereich sehr aktiv. So begleitet beispielsweise Hessen im Modellvorhaben „Integration von Flüchtlingen im ländlichen Raum“ sieben Städte und Gemeinden.
Ländliche Regionen stehen bei der Bewältigung der Folgen des demografischen Wandels vor besonders großen Herausforderungen. Gleich zu Beginn des Jahres hat sich im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft der Sachverständigenrat für Ländliche Entwicklung konstituiert, um die ländlichen Räume noch gezielter zu fördern. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat bereits 2011 gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung das Instrument „Regionalstrategie Daseinsvorsorge“ entwickelt. Im Juli zogen die 21 Modellregionen nun eine Zwischenbilanz.
Die Länder stärken ländliche Kommunen zum Beispiel mit folgenden Maßnahmen:
Stark vom demografischen Wandel betroffene Kommunen müssen bei ihren Aufgaben unterstützt werden. Dies tut das Bundesfamilienministerium mit dem neuen Projekt „Demografiewerkstatt Kommune“. Ziel ist es, acht sehr unterschiedliche Kommunen „demografiefest“ zu machen und innerhalb von fünf Jahren eine abgestimmte Gesamtstrategie zu entwickeln. Die Ergebnisse sollen in die Demografiestrategie eingespeist werden, so dass sich Kommunen, Länder- sowie Bundesressorts an diesen Erfahrungen orientieren können.
Seniorenpolitik ist angesichts einer älter werdenden Bevölkerung ein weiteres zentrales Thema. Im Siebten Altenbericht der Bundesregierung sind Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Seniorenpolitik in den Kommunen entstanden. Das dritte Pflegestärkungsgesetz verbessert die Situation für Kommunen, zum einen in der Planung von Pflege, zum anderen in der Beratung von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen.
Die Länder unterstützen Projekte in ihren Kommunen durch vielfältige Förderungen. Ein wichtiges Instrument sind Demografiepreise:
Auf der Tragfähigkeitskonferenz des Bundesfinanzministeriums wurden die Ergebnisse des Vierten Tragfähigkeitsberichts diskutiert. Einigkeit bestand auf der Tagung darüber, dass die Rentenreformen der Jahre 2001 bis 2007 die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen in Deutschland wesentlich verbessert haben.
Da die Lebenserwartung steigt, wird die Gruppe der arbeitswilligen und -fähigen Rentner immer größer. Der Übergang in den Ruhestand kann mit der im November 2016 beschlossenen Flexirente flexibler gestaltet werden. Die heutige Rentnergeneration ist überwiegend gut versorgt, wie der Alterssicherungsbericht 2016 zeigt: Nur rund 3 Prozent der 65-Jährigen und Älteren sind auf Leistungen der Grundsicherung im Alter angewiesen.
Gute Betreuung sollte keine Frage der Uhrzeit sein. Mit dem neuem Bundesprogramm „KitaPlus“ wurde der Weg für flexiblere Kita-Öffnungszeiten frei gemacht. Die Familienpolitik denkt aber auch an die Familien von morgen. Der Zukunftsreport Familie 2030 zeigt in einem Zukunftsszenario mögliche positive Effekte auf, die eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung der Familienpolitik hätte.
Die Gewinnung internationaler Fachkräfte ist ein wichtiges Handlungsfeld der Demografiestrategie der Bundesregierung. Ein neuer Ansatz wird im „Punktebasierten Modellprojekt für ausländische Fachkräfte“ erprobt. In Baden-Württemberg erhalten qualifizierte Fachkräfte aus Drittstaaten erstmals Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt in Berufe, in denen gegenwärtig kein Engpass auf dem Arbeitsmarkt besteht.
Die Nachfrage nach der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse steigt. Das deutsche Anerkennungsgesetz wird von der OECD als gutes Instrument zur Gewinnung von Fachkräften gelobt.
Auch inländische Fachkräfte werden gefördert, zum Beispiel mit dem 2016 verabschiedeten Gesetz zur beruflichen Weiterbildung. Darüber hinaus soll die im Dezember gegründete Entwicklungspartnerschaft für Fachkräftenetzwerke den Austausch und die Professionalisierung von bestehenden Netzwerken fördern.
Dass die Digitalisierung Chancen für die Demografiepolitik insbesondere in der Gesundheitsversorgung bietet, darüber ist sich der Expertenrat Demografie einig. Bundesgesundheitsminister Gröhe fordert eine mutigere Nutzung von IT im Gesundheitswesen.
Auch für die Länder gehen Demografie und Digitalisierung zusammen. Sehr deutlich wird das in Rheinland-Pfalz mit der ersten gemeinsamen Sitzung des Demografie- und Digitalisierungskabinetts.
Es wird in den Ausbau der Digitalisierung für eine bessere Daseinsvorsorge investiert:
Wir bauen unser Informationsangebot stetig für Sie aus: Mittlerweile bündeln wir etwa 390 Grafiken, Berichte und Konzepte von Bund und Ländern und Studien sowie mehr als 170 Beispiele guter Praxis aus Stadt und Land. Etwa 130 Meldungen aus den Ländern und über 80 Meldungen vom Bund haben wir 2016 veröffentlicht. Mit unserem Newsletter bleiben Sie auch 2017 immer auf dem neuesten Stand.
Auf dem Demografieportal geht es nicht nur um Information, sondern auch um Dialog. Sie können hier im Blog mitreden und auch bei unseren Praxisdialogen. 2016 ging es zunächst um das Thema „Digitale Dörfer“ und die Frage, ob digitale Daseinsvorsorge eine neue Chance für den ländlichen Raum sein kann. Der zweite Praxisdialog befasste sich mit den Ansätzen und Erfahrungen von „Familienfreundliche Kommunen“.
Beim Praxisdialog „Zukunftsfähig durch E-Government“ kann noch bis 31. März 2017 diskutiert werden, wie E-Government eine Region im demografischen Wandel voranbringen kann. Am 1. Februar 2017 startet ein neuer Dialog zum Thema „Jugendgerechte Kommune“.
Was verbinden Sie mit dem Thema Demografie und Demografiepolitik im Jahr 2016? Ein tolles Projekt, einen interessanten Befund oder eine bestimmte Region? Ergänzen Sie unseren demografischen Jahresrückblick. Wir sind gespannt auf Ihre Kommentare!
Yvonne Eich und das Redaktionsteam des Demografieportals
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