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Am 26. Oktober 2016 stellte die Bundesregierung ihren Bericht zur Lebensqualität in Deutschland vor. Die Indikatoren zur Messung der Lebensqualität wurden von einem wissenschaftlichen Expertenteam nach Auswertung von mehr als 200 Bürgerdialogen neu entworfen. So soll eine regelmäßige Überprüfung der Fortschritte ermöglicht werden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte zu dem Ansatz in ihrem Video-Podcast vom 22. Oktober 2016: „Es gibt bereits eine ganze Reihe solcher Untersuchungen, die auch im Parlament oder in anderen Ländern (…) gemacht wurden, auch bei der OECD. Aber was unseren Bericht auszeichnet, ist, dass er zum Schluss Indikatoren findet, die abbilden, wie sich die Bürgerinnen und Bürger ihr Leben vorstellen, und die wir dann – auch über Jahre – verfolgen können, ob sich etwas im Sinne der Bürger zum Besseren wendet.“
Grundlage war auch der Bericht der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ des Deutschen Bundestages von 2011 bis 2013. In diesem forderte die Kommission die Bundesregierung auf, sich weitergehend mit dem Thema Lebensqualität zu beschäftigen.
Rund 15.750 Bürgerinnen und Bürger haben beim Dialog „Gut Leben in Deutschland“ mitgemacht, online, vor Ort oder postalisch. Im Gegensatz zu quantitativen Studien ist hiermit also keinesfalls ein im wissenschaftlichen Sinne repräsentatives Bild der deutschen Bevölkerung gemeint. Dennoch: „Aufgrund der Vielfalt der Gruppen, die sich beteiligt haben, ergab der konsultative Prozess jedoch ein differenziertes Bild der gesellschaftlichen Prioritäten“ (Bericht der Bundesregierung zur Lebensqualität in Deutschland, Seite 7). Die Beiträge der Teilnehmer aus den über 200 Dialogen verdichteten die Autoren des Berichts zu 12 Dimensionen der Lebensqualität.
In ihrem Abschlussbericht definiert die Bundesregierung „Lebensqualität“ wie folgt: „Lebensqualität ist ein ganzheitlicher Zielbegriff, der wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte gleichermaßen umfasst. Die Verbesserung der Lebensqualität ist Aufgabe der Politik ebenso wie gesellschaftlicher Kräfte, der Wirtschaft und nicht zuletzt der einzelnen Bürgerinnen und Bürger selbst“ (Bericht der Bundesregierung zur Lebensqualität in Deutschland, Seite 5).
„Mein Sohn braucht drei verschiedene Ausweise und Tickets, um die 25 km zu seinem Ausbildungsplatz im Nachbarbundesland zu fahren. Die Zeiten der Bahnen und Busse sind nicht aufeinander abgestimmt“ (aus dem Bürgerdialog des BMEL in Weischlitz am 28. Oktober 2015).
In der Dimension „Zuhause sein in Stadt und Land“ zeigte sich im Bürgerdialog, dass vor allem die Erreichbarkeit von Angeboten der Daseinsvorsorge eine wichtige Rolle für die Bürgerinnen und Bürger einnimmt. Der Indikator Fahrzeit zu Bildungs-,Versorgungs- und Kultureinrichtungen misst deshalb, wie schnell Menschen von zu Hause mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto in sogenannte Mittelzentren und Oberzentren gelangen.
Auch die Breitbandversorgung zu Hause und am Arbeitsplatz wurde im Bürgerdialog intensiv thematisiert. Hier spielten auch das mobile Internet und das Fehlen von öffentlichen Wireless-LAN-Zugängen eine Rolle. Der Indikator Breitbandversorgung misst, wie viel Prozent der Haushalte und Unternehmen Zugang zu schnellem Breitbandinternet (eine Geschwindigkeit von mindestens 50 Megabit) haben.
Die Bundesregierung schreibt beispielsweise im Bezug auf ältere Menschen: „Zum heutigen Zeitpunkt ist die große Mehrheit der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland nicht auf staatliche Unterstützung im Alter angewiesen. Leistungen der Grundsicherung im Alter bezogen im Dezember 2015 rund 536.000 Menschen – das sind rund drei Prozent der gleichaltrigen Bevölkerung“ (Bericht der Bundesregierung zur Lebensqualität in Deutschland, Seite 100). Dennoch warnt der Bericht unter Bezugnahme auf diverse wissenschaftliche Studien vor einem steigenden Armutsrisiko bei älteren Menschen.
Abschließend verweisen die Autoren des Abschlussberichts unter anderem auf die Auswirkungen der Demografie im Allgemeinen: „Weiterer Diskussionsbedarf bleibt bestehen, denn Lebensqualität ist immer auch abhängig von gesellschaftlichen Trends und aktuellen Herausforderungen: in Politik und Demografie, Ökonomie und Ökologie, Gesellschaft und Kultur“ (Bericht der Bundesregierung zur Lebensqualität in Deutschland, Seite 204).
Die Bundesregierung möchte den Bericht „Lebensqualität in Deutschland“ einmal je Legislaturperiode fortsetzen und somit Veränderungen in der Lebensqualität besser untersuchen. Das entspricht auch der im Jahr 2015 weiterentwickelten Demografiestrategie der Bundesregierung mit dem Titel „Jedes Alter zählt - Für mehr Wohlstand und Lebensqualität aller Generationen“.
Was bedeutet Lebensqualität für Sie? Wie bewerten Sie die Ergebnisse des Berichts? Hinterlassen Sie gerne einen Kommentar!
Peter Krauch und das Redaktionsteam des Demografieportals
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