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Durch sinkende Attraktivität und restriktive Personalpolitik droht Überalterung. Das ist das Ergebnis einer Studie zu den Trends der Beschäftigungsentwicklung in der kommunalen Verwaltung.
„Die kommunale Verwaltung ist nicht mehr per se ein attraktiver Arbeitgeber“, konstatieren die Ökonomen Katrin Schmid und Dr. Peter Wilke in ihrer von der Hans-Böckler-Stiftung und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di geförderten Untersuchung. Fehlende systematische Personalentwicklung, Entgeltrückstände gegenüber anderen Wirtschaftsbereichen und die Befristung von Stellen „rächen“ sich, so die Wirtschaftsexperten.
Die öffentliche Verwaltung hat in den letzten Jahrzenten starke Wandlungsprozesse erlebt. Insbesondere Reformen in der kommunalen Verwaltung, die angespannte Haushaltslage der Kommunen, der digitale Wandel (Stichwort: E-Government) und die demografische Entwicklung haben sich auf die Situation der kommunalen Beschäftigten ausgewirkt. Insgesamt arbeiten heute noch gut vier Millionen Beamte und Angestellte im gesamten öffentlichen Dienst in Deutschland. Das sind zweieinhalb Millionen weniger als 1991.
Im engeren Bereich der kommunalen Verwaltung, das heißt ohne Kitas, Sozialarbeiter, Feuerwehr oder Stadtwerke, liegt die Anzahl der Beschäftigten etwa bei einer halben Million. Das sind rund 35 Prozent des Personals im öffentlichen Dienst.
Besonders die Altersstruktur der Beschäftigen stellt ein Problem für die Zukunftsfähigkeit der kommunalen Verwaltung dar, denn ein Viertel der Mitarbeiter in der Kommunalverwaltung sind bereits heute 55 Jahre oder älter und gehören somit zu den „rentennahen Jahrgängen“. Laut der Studie ist dies jedoch nicht das Resultat des demografischen Wandels, sondern ein „hausgemachtes“ Problem. Grund dafür ist die restriktive Personalpolitik mit jahrelangen Einstellungs- und Wiederbesetzungssperren sowie einer Reduzierung des Ausbildungsangebots. Die Zahl der befristeten Arbeitsverträge ist von 2003 bis 2013 um 17 Prozent angestiegen. Diese wage Beschäftigungssituation betrifft vor allem jüngere Angestellte. Die Themen Stress, Zeitdruck und Überbelastung sowie niedrige finanzielle Anreize für gut Ausgebildete sind weitere Faktoren, die die Kommunalverwaltung zu einem unattraktiven Arbeitgeber für jüngere Menschen macht. Somit stehen die Verwaltungen vor einem Nachwuchsproblem, das vor allem den ländlichen Raum betrifft. Die Überalterung der Beschäftigten zieht weitere Probleme mit sich, wie beispielsweise die hohen Krankenstände von bis zu 10 Prozent und die daraus resultierenden Ausfälle oder der Fachkräftemangel im IT-Bereich.
Das Fazit der Studienautoren: Notwendig sei „eine ausreichende Ausfinanzierung der Kommunen für einen qualitativ hochwertigen Aufgabenvollzug, zu guten Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten.“ Falls sich an der Personalpolitik der Städte und Gemeinden nichts ändert, werden im Jahr 2023 die 55- bis 65-Jährigen die mit Abstand größte Altersgruppe unter den Beschäftigten bilden. Damit würden sich die Probleme, die eine Überalterung der Mitarbeiter mit sich ziehen, weiter verstärken. Es bleibt also noch viel zu tun für die kommunale Verwaltung auf dem Weg zum modernen und attraktiven Arbeitgeber.
Es gibt bereits wichtige Handlungsempfehlungen zu diesem Thema, beispielsweise von der Arbeitsgruppe „Öffentlicher Dienst als attraktiver und moderner Arbeitgeber“. Sie hat im Rahmen des Dialogprozesses zur Demografiestrategie der Bundesregierung zahlreiche Maßnahmen unter anderem zu einer „demografievorsorgende Stellen- und Personalpolitik“ entwickelt.
Was meinen Sie dazu? Wie können kommunale Verwaltungen die Arbeitsplätze für junge Menschen attraktiver gestalten? Schreiben Sie uns Ihre Ideen und Anmerkungen doch einfach als Kommentar!
Maria Katrin Müller und das Redaktionsteam des Demografieportals des Bundes und der Länder
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