Springe direkt zu:
Fünf junge Wissenschaftler wurden auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Demographie (DGD) am 13. März 2014 von Vizepräsidentin der DGD, Prof. Dr. Sonja Haug sowie Prof. Dr. Volker Deville, Demografie-Experte der Allianz, mit dem „Allianz Nachwuchspreis für Demografie“ und einem Preisgeld von insgesamt 6.000 Euro ausgezeichnet. Zwei Hauptpreise gab es in der Kategorie Doktorarbeiten, einen Hauptpreis in der Kategorie Masterarbeit und einen Sonderpreis für anwendungsorientierte Demografie, über den sich zwei Preisträger mit einer gemeinsam erstellten Masterarbeit freuten. Mit welchen Themen haben sich die Preisträger beschäftigt?
Hauptpreis in der Kategorie Doktorarbeiten - Dr. Philipp Deschermeier: Die Entwicklung der Bevölkerung und der Erwerbspersonen in der Metropolregion Rhein-Neckar
Bestehende Ansätze in der Regionalforschung konnten bislang aufgrund einer unvollständigen Datenbasis und wenig geeigneter Methoden kaum auf regionaler Ebene angewendet werden. Philipp Deschermeiers Ziel war es deshalb neue Ansätze zur empirischen Regionalforschung zu formulieren und anzuwenden sowie bestehende Ansätze weiterzuentwickeln. Am Beispiel der Metropolregion Rhein-Neckar, dem siebtgrößten deutschen Wirtschaftsraum, hat er eine regionale stochastische Bevölkerungsprognose bis zum Jahr 2030 und darauf aufbauend eine Prognose des Erwerbspersonenpotenzials mit Ansätzen aus der funktionalen Datenanalyse durchgeführt und somit neue „methodische“ Wege für die Nutzung regionaler Daten aufgezeigt. Die in der Dissertation angewandte Methodik bietet ein breites Anwendungsfeld für weitere Vorausberechnungen auf regionaler Ebene wie z.B. die Anzahl der Haushalte einer Region. Auch stochastische Prognosen für tiefere räumliche Gliederungen wie etwa die Kreis- und Gemeindeebene können mit der funktionalen Datenanalyse durchgeführt werden. Die Ergebnisse seiner Berechnungen sollen eine Grundlage für regionale Akteure bieten, geeignete Maßnahmen für den drohenden Fachkräftemangel in der Region zu entwickeln.
Hauptpreis in der Kategorie Doktorarbeiten - Dr. Wiebke Rösler: Strukturwandel und Fertilität. Wie die höhere Berufsbildung der Frau die Geburtenrate beeinflusst. Quantitative Analysen für Deutschland im Zeitverlauf des „zweiten demographischen Übergangs“
Wiebke Rösler fragt nach den Ursachen für die spezifisch niedrige und dauerhafte Geburtenrate in Deutschland. Sie hat dabei den Zusammenhang von Emanzipation und Geburtenrückgang untersucht. Mit Scientific-Use-Files des Mikrozensus der Erhebungsjahre 1973 bis 2008 weist sie nach, dass der sozialstrukturelle Wandel den Rückgang der Kinderzahlen im Zeitverlauf heute besser erklären kann als noch in den 1980er-Jahren. Berufsbildung, Familienstand und Erwerbstätigkeit beeinflussen die Kinderzahl maßgeblich, aber auch die gewandelten Gruppengrößen können die dauerhaft niedrige Geburtenrate erklären: Finanziell von Ehemännern abhängige Frauen und Frauen ohne Berufsbildung weisen im Zeitvergleich eine konstante Geburtenrate von 2,0 auf oder nur einen leichten Rückgang, allerdings ist ihr Anteil von 47 % auf 26 % geschrumpft. Ledige Frauen machten 1982 nur 4 % der Frauen aus, im betrachteten Zeitraum vervierfachte sich allerdings ihr Anteil auf 16%, die durchschnittliche Kinderzahl von 0,4 hat sich nicht geändert. Die Kinderzahl von in Vollzeit erwerbstätigen Frauen ist im Zeitverlauf von 1,3 auf 1,0 Kinder pro Frau gesunken. Einzig die von 13 % auf 30 % angewachsene Gruppe der Frauen in Teilzeittätigkeit weist steigende Geburtenraten auf, von 1,56 Kinder auf 1,68 Kinder pro Frau. Dies lässt Wiebke Rösler zu dem Fazit kommen, dass die gesellschaftliche Unterstützung von Vereinbarkeit von Beruf und Familie scheinbar zu gering ist, so dass die Emanzipation der Frau in Deutschland einen negativen Effekt auf die Geburtenrate hat.
Hauptpreis in der Kategorie Masterarbeiten - Stephanie Zylla: Der Prozess der Verrentung von ausländischen und einheimischen Bürgern in Deutschland – Eine vergleichende Analyse unter Verwendung der Forschungsdaten der gesetzlichen Rentenversicherung
Stephanie Zylla widmet sich dem noch relativ unerforschten Thema der Verrentungsprozesse von Migranten. Die Relevanz des Forschungsgebietes ist vor allem in den letzten Jahren gewachsen. Die längere Aufenthaltsdauer von Migrantenpopulationen hat die Altersstruktur wesentlich „nach oben“ verschoben. Dies betrifft vor allem die große Zahl der ehemaligen Gastarbeiter aus den 1960er und 1970er Jahren. Sie befinden sich entweder am Ende ihres Erwerbslebens oder haben den Übergang in den Ruhestand bereits erlebt. Vor diesem Hintergrund war es das Ziel ihrer Masterarbeit, die Einflussfaktoren der Ruhestands-entscheidung von Ausländern und Deutschen mit Forschungsdaten der gesetzlichen Rentenversicherung vergleichend zu betrachten. Die empirischen Analysen konnten zeigen, dass der Übergang in die Altersente maßgeblich durch rentenrechtliche Rahmenbedingungen bestimmt wird, jedoch haben Ausländer ein signifikant niedrigeres Risiko als Deutsche vorzeitig in Altersrente zu gehen. Betrachtet man hingegen den Übergang in die Erwerbsminderungsrente, so verhält es sich genau umgekehrt. Ausländer haben ein deutlich höheres Risiko für eine Erwerbsminderungsrente als deutsche Bürger. Der gesundheitliche Zustand wird hier als Einflussfaktor für eine Erwerbsminderungsrente angenommen. Das höchste Risiko haben Personen, die eine türkische oder ex-jugoslawische Staatsangehörigkeit haben.
Sonderpreis für anwendungsorientierte Demografie - Diane Regnier, Marc Battenfeld: Von Chancen und Risiken – Die Auswirkungen des Demografischen Wandels auf die soziale Infrastruktur im ländlichen Raum am Beispiel der Verbandsgemeinde Maifeld
Als Verwaltungsmitarbeiter in der von ihnen untersuchten Gebietskörperschaft Verbandsgemeinde Maifeld bearbeiteten Diane Regnier und Marc Battenfeld ein Problem aus ihrer täglichen Arbeit. Ziel war es, die spezifischen Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Sozialinfrastruktureinrichtungen der Verbandsgemeinde Maifeld bis zum Jahr 2030 zu untersuchen. Die Schwerpunkte lagen dabei auf der Sozialinfrastruktur im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit sowie dem Altenhilfebereich. Zunächst wurden mittels Fragebogen und in vier Experten-Interviews Sichtweisen und Meinungen unterschiedlicher betroffener Akteure wie Schulleiter und Leiter von ambulanten Altenhilfeeinrichtungen erfasst. Anschließend entschieden sich die Autoren dafür, für jede noch so kleine Kommune von Maifeld ein mögliches, wahrscheinliches Bevölkerungsszenario bis zum Jahr 2030 zu erstellen - sich den großen Fehlerquellen und der Schwierigkeit der Kleinräumigkeit der Prognose bewusst. Im Vordergrund stand der Gedanke, die aktuell politisch Verantwortlichen bei ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen. Aus den Ergebnissen der Befragungen, der Bevölkerungsszenarien und ihrem eigenen Expertenwissen haben die Autoren sechs Handlungsempfehlungen entwickelt, die betroffenen Akteuren neue Denkanstöße geben sollen.
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz
OK