Europäische Kulturregion Chemnitz 2025 – Antworten auf den demografischen Wandel
Mit Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas steht Sachsen 2025 im internationalen Fokus: Die ganze Region unternimmt den Versuch, einen Gegentrend zu den Auswirkungen des demografischen Wandels zu setzen. Eine Vielzahl inhaltlich und strukturell unterschiedlich gelagerter Modellprojekte reagiert auf den demografischen Wandel durch Standortentwicklung und intergenerationelle Zusammenarbeit. Programmbausteine sind Projekte in Kunst, Soziokultur, Sport, Kultur der Macherinnen und Macher, Bildung und vielem mehr.
Die Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 und die sie umgebende Region folgen dem strategischen Grundsatz „Dem demografischen Wandel mit Ideen begegnen“. Bereits in seiner Kulturhauptstadtbewerbung, dem „Bidbook II“, hat Chemnitz das Thema Demografie als Herausforderung und Chance gekennzeichnet: „Chemnitz 2025 und die umliegende europäische Kulturregion arbeiten an einem neuen attraktiven Image der kreativen Macher, welches auf die Entwicklung des Tourismus ebenso abzielt, wie auf die Demografie. Chemnitz und sein Umland als attraktiver Standort für eine Karriere in kreativen Berufen zu etablieren, gehört ebenso zu den Zielgrößen der Kulturhauptstadt Europas 2025 wie die Ansiedlung neuer qualifizierter Fachkräfte auf dem Land. Dies geschieht in unmittelbarer Nachbarschaft zu und in enger Zusammenarbeit mit Tschechien und Polen.“
Zur strategischen Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Bewältigung von Auswirkungen des demografischen Wandels sind das eigens aufgestellte „Team Generation“, die Arbeitsgruppe „deutsch-tschechisch-polnische Zusammenarbeit“ und das Flagship-Projekt „Makers Business & Arts“ in der projektverantwortlichen Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 gGmbH (KHS gGmbH) eingerichtet worden. Generationenübergreifende Projektentwicklung und Zusammenarbeit sowie grenzüberschreitender Austausch bei gleichzeitiger Entwicklung von Infrastruktur und einer Kultur der Macherinnen und Macher sowie Kreativwirtschaft sind die Grundbausteine zur Bewältigung der Herausforderungen des demografischen Wandels und der Ansiedlung von Fachkräften im ländlichen Raum. Ineinandergreifend und aufeinander aufbauend plant die KHS gGmbH in Zusammenarbeit mit 38 Kommunen und zahlreichen Verbänden, wie beispielsweise dem Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e.V., am Aufbau nachhaltiger Infrastruktur und Organisationsstrukturen zur Ansiedlung von Kreativwerkstätten. An neun Standorten in der Kulturhauptstadtregion entstehen Kreativwerkstätten, sogenannte „Makerhubs“, die als WIR-ORTE eine große Bandbreite an sich ergänzenden Aktivitäten aufnehmen. Neben Angeboten für generationenübergreifende künstlerische und handwerkliche Aktivitäten, entstehen in den „Makerhubs“ Angebote für Kreativtourismus und ein breit aufgestelltes Programm an Kapazitätsbildung informellen Lernens in Handwerk, Handel und Geschäftstätigkeit.
Im Grundsatz erfolgte die Herangehensweise auf dem Weg von Ausschreibungsverfahren: In 2022 wurde das Bewerbungsverfahren um die Errichtung der „Makerhubs“ erfolgreich mit der Auslobung von neun Standorten abgeschlossen. Jeder Standort verfügt über ein richtungsweisendes Konzept für Standortentwicklung (regional zu international) und Transformation von Handwerk oder Technologie – im Zusammenspiel mit touristischen Angeboten zur Erhöhung der Attraktivität des Standortes. Das „Team Generation“ hat in 2023 aus einer Ausschreibung zehn Projekte in Ausarbeitung und Umsetzung überführt. Die Selbstinitiative verschiedener Generationen (Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und ältere Menschen) unter Einbringung ihrer eigenen Perspektiven war Grundlage der Herangehensweise zur Projektauswahl.
Das Ausschreibungsverfahren für Projekte deutsch-tschechisch-polnischer Zusammenarbeit wird im Sommer 2024 abgeschlossen sein. Zur Weiterentwicklung von bisher circa 70 eingegangenen Projektideen haben sich mittlerweile zahlreiche Partnerorganisationen in Tschechien, wie „kreativní.uk“ (Kreativer Kreis Usti) und der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds sowie die in Polen und Deutschland tätige Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit bereit erklärt. Abgestimmt und vernetzt entwickeln sie Grundbausteine der Standortattraktivität im ländlichen Raum.
Das „Team Generation“ und die Arbeitsgruppe „deutsch-tschechisch-polnische Zusammenarbeit“ entwickeln Projektangebote in Soziokultur, Kunst, Bastel- und Macherinnen- und Macher-Kultur, Wissenschaft, Forschung, Esskultur, Umwelt, Kinder-, Jugend- und Seniorenaktivitäten, Schulbildung und Sport mit horizontalen Ansätzen von Diversität, Inklusion, Partizipation und Nachhaltigkeit in jeweils allen Projekten.
Neben der Platzierung einzelner Projekte in den „Makerhubs“ entfalten sich circa 50 Einzelprojekte in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen staatlichen, städtischen und freien Trägern in Chemnitz und der Kulturhauptstadtregion aus 38 Kommunen. Um die Projekte nachhaltig zu entwickeln, arbeiten alle Teams dabei eng mit bestehenden Strukturen angeordnet um Projektträger, Institutionen sowie Stadt- und Landesverwaltungen zusammen. Zusätzlich entstehen neue, grenzüberschreitende Netzwerke verschiedener Akteure. In den Jahren 2022, 2023 und 2024 durchläuft die Kulturhauptstadtregion einen Aktionszeitraum für die Erprobung von Pilotprojekten, deren Evaluation zu justierter Weiterentwicklung führt.
„Makers Business & Art“ hat das entwickelte Kreativtourismuskonzept erfolgreich in den Masterplan Tourismus des Freistaates Sachsen implementiert. Regelmäßige „Makerfestivals“ an den neun Baustandorten der „Makerhubs“ leisten Netzwerkarbeit, Standortattraktivität, Produktenwicklung, veranstalten Innovationswerkstätten und bieten Kreativtouren für internationale Gäste an. Nach Abschluss der baulichen Investitionen öffnen die „Makerhubs“ schrittweise ab Herbst 2024 und starten die dauerhaften Angebote und Programme.
Das „Team Generation“ entwickelt Konferenz- und Beteiligungsformate und führt diese durch. Ziel ist es, die lokalen Generationen-Themen in den europäischen Dialog zu bringen, am Kulturhauptstadt- Gesamtprogrammprozess zu beteiligen und lokale sowie europäische Partnerinnen und Partner für die gemeinsame Projektarbeit in Chemnitz und in der Kulturhauptstadtregion zu interessieren.
Die bisherigen Pilotformate sind:
Eine monatliche Filmreihe für ältere Menschen. Hier werden Filme gezeigt, die sich thematisch besonders mit der Lebenswirklichkeit älterer Menschen beschäftigen.
Das Programm „CREATE.U – Junge Kultur made in Chemnitz“ zielt mit spannenden Workshops und einem vielfältigen Rahmenprogramm auf die Planung eigener Kulturprojekte von jungen Menschen im Alter von 14 bis 19 Jahren ab, das heißt eigenen Festivals, Foto-Projekten oder Fashion-Workshops. Das Programm ist kostenlos und offen für Jugendliche aus Chemnitz und dem Umland und ermöglicht es, ein europäisches Projekt zu organisieren mit Jugendlichen aus ganz Europa.
Der Bewegungsworkshop „Tanzende Nachbarn“ mit älteren Menschen wird von einer erfahrenen Tanzpädagogin angeleitet. Im Vordergrund der Workshops stehen die gemeinsame Bewegung und Vernetzung der Nachbarschaften. In Zusammenarbeit mit dem japanischen Choreografen Ryu Suzuki werden die Workshopergebnisse gemeinsam mit jungen Menschen zu einem Tanzstück zusammengeführt.
Die Konferenz der Generationen „Re:generation“ behandelt Themen wie intergenerationelle Arbeit in Kunst und Kultur sowie den demografischen Wandel im europäischen Kontext.
Regelmäßige Netzwerktreffen entwickeln die grenzüberschreitenden Partnerschaften zwischen Akteuren in Deutschland, Tschechien und Polen. Einbezogen sind dabei die Euroregionen Elbe/Labe und auch Erzgebirge/Krušnohoří. Mit einem Mobilitätsprogramm wird der Austausch von interessierten Akteuren gefördert. Die Ausarbeitung von 70 eigenständigen Austauschprojekten wird im Herbst 2025 abgeschlossen sein.
Das Programm der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 wird auch die künstlerische Verarbeitung von Themen des demografischen Wandels und der Migration bereithalten.
Im Kulturhauptstadtjahr Europas 2025 wird sich das Kuratorenteam des Kunstfestivals GEGENWARTEN dem Oberthema Bewegungen und Migration widmen, ebenso den Themen demografischer Wandel, Einsamkeit und Sucht. Auf digitaler Ebene agiert GEGENWARTEN im öffentlichen Raum der Stadt Chemnitz auf chemnitz.de. Kontroverse Internetseiten werden hinzugefügt, die den digitalen Dialog anregen sollen – ohne dass sofort offensichtlich wird, dass es sich dabei um künstlerische Interventionen handelt.
Sachsens Staatsministerin für Kultur und Tourismus, Barbara Klepsch, erläutert im Interview, warum die Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 auch aus demografischer Sicht ein Gewinn sein kann.
Der Tourismusverband Chemnitz Zwickau Region e.V. bewirbt unter dem Dreiklang „Industrie. Kultur. Natur.“ die Landkreise Zwickau und Teile Mittelsachsens, die Städte Chemnitz und Zwickau sowie die Gemeinde Callenberg überregional.
Die Initiative unterstützt sächsische Tourismusunternehmen bei der Digitalisierung. Die Initiative bietet individuelle Beratung, praxisnahe Weiterbildung und diskutiert den Einsatz digitaler Programme.
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