Hecklingen – gemeinsam Zukunft gestalten e. V.Projekt des Monats
In der Einheitsgemeinde Hecklingen in Sachsen-Anhalt wollen junge Engagierte stabile Brücken zwischen den Generationen bauen. Sie streben nicht nach dem ganz Großen. Stattdessen markieren Mikroprojekte die Ansätze für ein neues Miteinander.
Die Einheitsgemeinde Hecklingen im Salzlandkreis besteht aus den Ortsteilen Hecklingen, Schneidlingen, Groß Börnecke und Cochstedt. Insgesamt wohnen weniger als 7.000 Menschen dort. In etwa zehn Jahren wird ein großer Teil von ihnen älter als 65 und ein weiterer großer Teil jünger als 18 Jahre sein. Eine Entwicklung, wie sie demografisch bedingt auch in anderen Orten eintreten wird. Vorrangiges Ziel ehrenamtlicher Gemeinwesenarbeit muss es dort und anderswo sein, Brücken zwischen den Altersgruppen zu bauen, um ein harmonisches, stabiles und nachhaltiges Dorfleben gestalten zu können. Das kann sowohl lokal in den einzelnen Ortsteilen selbst, aber auch gemeindeübergreifend geschehen. Erste Anfänge wurden in Schneidlingen gemacht, wo gut 850 Menschen wohnen, es aber beispielsweise keine Einkaufsmöglichkeit gibt. Ein junger Verein will mit Mikroprojekten die Lebensqualität steigern – und dafür sorgen, dass sich Wissen teilt. Er will Anderen als Blaupause dienen, Anregungen geben und Mut machen.
Der Verein
Der gemeinnützige Verein „Hecklingen – gemeinsam Zukunft gestalten“ besteht seit Oktober 2019. Hier engagieren sich gut ein Dutzend Frauen und Männer im Bereich der namensgebenden Einheitsgemeinde Hecklingen. Was auffällt: Nicht nur der Verein ist erfrischend jung, auch die Mitglieder sind es. Es ist vorrangig die Generation zwischen Mitte 20 und Mitte 30, die Verantwortung übernimmt und sich vor allem digital organisiert. Der Verein sieht sich als Vorbild für Jung und Alt – das Schlagwort lautet „generationsübergreifend“. Denn nur wenn alle Altersgruppen gemeinsam etwas machen, bekommt ein Projekt die Akzeptanz, die es braucht, um zu funktionieren. Der Verein setzt sich auch dafür ein, lokale Akteure vor Ort zu vernetzen, etwa mithilfe digitaler Tools. Jeder kann dabei sein und etwas im Rahmen seiner Möglichkeiten bewegen. Das ist die Vision. In regelmäßigen Abständen finden virtuelle Vereinssitzungen statt, die schon mal bis zu drei Stunden dauern können. Auch via WhatsApp wird sich in Gruppen ausgetauscht, ebenso in sozialen Netzwerken. Auf die Frage nach dem bisher größten Meilenstein in der digitalen Vereinsarbeit antwortet Schatzmeister Erik Borchert mit einem Augenzwinkern: „Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch facebook und Google, um kostenfreie Anzeigen schalten und so mehr Reichweite erzielen zu können.“ Das habe mehr als drei Monate gedauert.
Noch während der Gründungsphase keimt bei den Engagierten die Idee, den verwilderten Park in Schneidlingen aus seinem Korsett aus Totholz, Efeu und Buschwerk zu befreien und wieder als „grüne Oase“ urbar zu machen. Die kleine Grünanlage ist für die Engagierten ein Sinnbild dafür, dass die Dörfer in den vergangenen Jahren oft sich selbst überlassen worden sind. Die Aktion „Hark the Park“ im Herbst 2019 ist ein voller Erfolg. Mehr als 70 Freiwillige im Alter zwischen vier und 80 Jahren krempeln die Ärmel hoch und räumen auf. „Plötzlich war wieder Licht im Park“, erinnert sich Andrea Welke, die sich vorher dort oft gegruselt hat. Alle harken, schneiden und schreddern im Akkord – und belassen das Grünzeug größtenteils vor Ort. „Wir haben die Wege mit den anfallenden Hackschnitzeln ausgestreut und befestigt und aus brauchbaren Tothölzern sogenannte Benjeshecken angelegt“, erzählt Marco Berger. Der Park bekommt wieder eine Struktur – und kehrt als Ort der Ruhe und Entspannung ins Bewusstsein der Menschen zurück, die ihn heute wieder gern und oft nutzen. Dafür haben die Vereinsmitglieder auch Bänke aus Baumstämmen gebaut und die Naturbühne wieder zum Vorschein gebracht. Mehrere große und kleine Arbeitseinsätze haben schon im Park stattgefunden, der etwa so groß ist wie zwei Fußballfelder. 30 Vogelhäuser, für die es allesamt Paten gibt, sind in den alten Bäumen befestigt. Mittlerweile existiert eine BMX-Strecke, das Insektenhotel heißt „Bienen-Hilton“ und 2019 gibt es erstmals ein Kürbisleuchten im Park. Ein Teil der Anlage bleibt gewollt wildwüchsig, denn es gibt ein Dorf im Dorf, in dem Igel wohnen. Übrigens in direkter Nachbarschaft zu den Wichteln Alvin und Freda, die von den Kindern im Dorf regelmäßig Wichtelpost bekommen und diese natürlich auch beantworten. „Das Wichtelhaus war die Idee meiner Frau“, sagt Marco Berger mit einem Lächeln im Gesicht. „Ein Anlaufpunkt für die Kleinsten. Das ist von Anfang an super angekommen.“
Mehr Projekte
Auch beim Mehrgenerationenspielplatz in Cochstedt und bei der Herrichtung eines Bolzplatzes in Groß Börnecke hat der Verein „Hecklingen – gemeinsam Zukunft gestalten“ vor Ort unterstützt. Mithilfe eines Fördermittelgebers wurde ein E-Lastenfahrrad angeschafft, das auch ausgeliehen werden kann – etwa für Einkäufe, als „Enkeltaxi“ oder für Familienausflüge. Damit möchte der Verein einen kleinen Beitrag für mehr umweltfreundliche Mobilität auf dem Land leisten.
Der Park kehrt als Ort der Ruhe und Entspannung ins Bewusstsein der Menschen zurück.
Die Auszeichnungen
Ende 2020 wurde der Verein für seine Mikroprojekte im Bundeswettbewerb „Machen! 2020“ in der Kategorie „Lebensqualität stiften und Zusammenhalt vor Ort stärken“ ausgezeichnet. Den Demografiepreis Sachsen-Anhalt gab es im selben Jahr in der Kategorie „Bewegen“.
Aktuelles
Zum Zeitpunkt der Verleihung des Demografiepreises hat sich der Verein auf die Sanierung des Mehrgenerationenhauses in Schneidlingen vorbereitet und nebenher einige weitere Projekte, wie den Spielplatz in Cochstedt, die weitere Pflege des Parks in Schneidlingen und auch den Bolzplatz in Groß Börnecke, verfolgt.
Heute sieht es so aus, dass mit Hilfe von EU-Fördermitteln das Mehrgenerationenhaus saniert und wieder nutzbar gemacht werden konnte. Im November 2022 gab es dazu die feierliche Eröffnung mit über 200 Gästen. Seitdem finden dort regelmäßig Veranstaltungen und Angebote statt, wie zum Beispiel Kinderkochkurse, Rentenberatungen, ein Digital-Café, Infoabende, und das Haus kann auch als großer Gemeinschaftraum für private Feiern genutzt werden. In den vergangenen Jahren konnten knapp 100 Veranstaltungen durchgeführt werden!
Erst vor Kurzem konnte die neue Kreativwerkstatt fertiggestellt werden, in der Töpferkurse und Fahrradreparaturen stattfinden, aber es ist auch eine Begegnungsstätte geworden. Die nächsten Projekte stehen schon bevor: die Einrichtung eines Jugendraumes inklusive Betreuungsangebot.
Alles in allem ist der Verein sehr stolz auf seine Arbeit und es erfüllt ihn mit Freude, dass alle Projekte und Angebote so gut bei den Menschen ankommen.
Das Multiple Haus in Ummendorf im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt nahm im November 2014 seinen Anfang. Es ist ein wegweisendes Gemeinschaftsprojekt zur Sicherung der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum.
Viele Landesinitiativen in Sachsen-Anhalt zielen darauf ab, die Lebensqualität in ländlichen Gebieten zu erhöhen. Auch die steigende Zahl an Ehrenamtlichen trägt durch ihr Engagement in lokalen Projekten dazu bei.
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