Gesundheitsregionen erhalten Förderung für sechs neue ProjekteNiedersachsen
16.12.2024
Die Gesundheitsregionen in Niedersachsen werden ab dem kommenden Jahr durch sechs neue Projekte unterstützt. Gemeinsam mit seinen Kooperationspartnerinnen und -partnern wählte das Niedersächsische Sozialministerium besonders nachhaltige Vorhaben aus, die die kommunalen Gesundheitsnetzwerke stärken sollen. Zu den neu geförderten Projekten zählen unter anderem ein Coaching für die Verbesserung der Ausbildungsqualität in der Pflege, der Aufbau eines telefonischen Bereitschaftsdienstes für Schwangere sowie eine stärkere Unterstützung für Demenzkranke.
Die Niedersächsischen Gesundheitsregionen entwickeln auf kommunaler Ebene innovative Maßnahmen zur Verbesserung der medizinischen und pflegerischen Versorgung, Gesundheitsförderung und Prävention. Die durch das Land gewährte Strukturförderung wird durch umfangreiche Projektmittel der AOK Niedersachsen, des Verbands der Ersatzkassen (vdek), des BKK Landesverbands Mitte, der IKK classic, die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen sowie der Ärztekammer Niedersachsen unterstützt. Mittlerweile beteiligen sich 82 Prozent der niedersächsischen Landkreise und kreisfreien Städte an dem Programm.
„Für eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung braucht es ein bedarfsgerechtes medizinisches Angebot vor Ort“, sagt Andreas Philippi, Niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung. „Die Gesundheitsregionen und die damit verbundene Vernetzung der unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure leisten hierfür einen wichtigen Beitrag. Ich freue mich daher sehr, dass wir für die nächste Förderperiode gleich sechs neue Projekte auswählen konnten, die die kommunalen Strukturen weiter stärken werden.“
Prof. Dr. Hubert Meyer, Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Landkreistages: „Die Gesundheitsregionen sind die zentralen Akteure zur Vernetzung der Gesundheitspolitik auf lokaler Ebene und werden von großem kommunalem Engagement getragen. Dabei entwickeln sie immer wieder kreative Ideen zur Weiterentwicklung von Prävention und medizinischer Versorgung der Menschen, aber auch für gute Arbeitsbedingungen und professionelles Arbeiten im Gesundheitssektor. Die ausgewählten Projekte sind dafür ein Beispiel und Vorbild für andere.“
Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender AOK Niedersachsen: „Es freut uns besonders, dass sich in diesem Jahr so viele Regionen an der Projektförderwelle beteiligt haben. Durch die Gesundheitsregionen Niedersachsen haben sich starke Netzwerke etabliert, die gemeinsam die regionale Versorgung stärken und bedarfsorientierte, praxisnahe Lösungen vor Ort schaffen.“
Mark Barjenbruch, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen: „Die Gesundheitsversorgung in Niedersachsen ist insgesamt gut. Dennoch müssen wir die lokalen Versorgungsstrukturen zukunftsfest weiterentwickeln, um dem demographischen Wandel und dem Fachkräftemangel zu begegnen. Hierzu wollen wir insbesondere Versorgungsprozesse besser als bisher aufeinander abstimmen. Die jetzt geförderten Projekte können dazu beitragen, hier besser zu werden. Durch enge Kooperationen wird so die Versorgung gestärkt, die in Zukunft eine andere als heute sein wird.“
Hanno Kummer, Leiter des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) in Niedersachsen: „Wir freuen uns über die vielen Ideen aus den Gesundheitsregionen. Die ausgewählten Projekte richten sich an ganz unterschiedliche Bevölkerungsgruppen. Sie können somit in vielfältigen Lebensbereichen dazu beitragen, Gesundheit zu verbessern. Die Ersatzkassen fördern diese Projekte gerne!“
Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen: „Wir freuen uns ausdrücklich über die Vielzahl und den Facettenreichtum dieser Projekte in den Gesundheitsregionen. Sie alle zielen ab auf individuelle, besondere Aspekte in der Versorgung in Niedersachsen und geben wichtige Impulse zur nachhaltigen Verbesserung und Stärkung der Gesundheit der Menschen vor Ort.“
Jörg Kamphenkel, IKK classic: „Die Gesundheitsregionen zeigen mit den regionalen Projektanträgen und nicht zuletzt aufgrund der mittlerweile etablierten Strukturen ihre Stärke auf: vielfältige, oftmals sektorenübergreifende Ansätze für eine optimierte Versorgung wurden vorgelegt. Dabei wird in den jeweiligen Projektbeschreibungen ausgewiesen, an welcher Stelle und auf welche Weise die bestehende Versorgungslage zu ergänzen ist. Regelhaft werden in den Gesundheitsregionen Problemstellungen aufgegriffen, bei denen durch zusätzliche Angebote die Regelversorgung spürbar verbessert werden kann, zudem werden hierzu Lösungsansätze präsentiert, die durch ein aktives Miteinander der örtlichen Akteure die gewünschte Verbesserung in der Versorgung ermöglichen – in der Tat ein beispielgebendes wie förderungswürdiges Miteinander!“
Ausgewählte Projekte
care@ammerland – Netzwerk für Ausbildungserfolg
Der große Mangel an Pflegefachkräften geht auch auf hohe Abbruchquoten in der Pflegeausbildung zurück. Die Gesundheitsregion Ammerland will darauf reagieren und ein Coaching für die Auszubildenden etablieren, das diese professionell, vertraulich und frühzeitig bei Problemen während ihrer Lehrjahre unterstützt. Dabei sollen auch Erkenntnisse über die Ursachen von Ausbildungsabbrüchen und Möglichkeiten der Verbesserung der Ausbildungsqualität und -zufriedenheit in der Pflege gewonnen werden.
Hebammen für Risikogruppen – Keine Schwangere zurücklassen
Trotz erfolgreicher Hebammenzentrale können in den Gesundheitsregionen Delmenhorst und Oldenburg Land regionalen Schätzungen zufolge aufgrund von Hebammenmangel etwa 10 Prozent der Schwangeren beziehungsweise jungen Familien nicht in eine Hebammenbetreuung vermittelt werden. Diese Familien sind einem höheren Risiko für gesundheitliche Folgeprobleme ausgesetzt, da Komplikationen möglicherweise nicht frühzeitig durch eine Hebamme erkannt werden können. Durch ein niedrigschwelliges Angebot in Form eines telefonischen Bereitschaftsdienstes und bedarfsorientierter punktueller Besuche von Notfallhebammen soll dieser Herausforderung begegnet werden.
Gesundheitsmanagement im Frauenhaus
Frauen, die im Frauenhaus Zuflucht suchen, leiden oft nicht nur an körperlichen Verletzungen, sondern auch an psychosomatischen Beschwerden. Die Gesundheitsregion Gifhorn möchte vor diesem Hintergrund gesundheitliche Angebote im Frauenhaus etablieren. Eine Sozialarbeiterin soll die Frauen für mögliche gesundheitliche Beschwerden sensibilisieren und sie gezielt und psychoedukativ dabei unterstützen, Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Daneben sollen spezifische Präventionsangebote für die Frauen etabliert werden, die sie zu einer guten und nachhaltigen Kommunikation mit Gesundheitsfachpersonen befähigen, damit sich ihre gesundheitlichen Beschwerden möglichst nicht manifestieren.
SLEEP advances – Schlaf macht Schule
Guter Schlaf ist eine wichtige Grundlage für die körperliche, geistige und psychische Gesundheit. Allerdings leiden bereits Kinder und Jugendliche häufig unter Schafstörungen, -mangel und Müdigkeit. Trotzdem ist Schlaf in aktuellen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung häufig nur ein Randthema. Die Gesundheitsregion Göttingen Südniedersachsen möchte partizipativ mit Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften Tools und Unterrichtskonzepte erarbeiten, mit denen die Themen guter Schlaf und Ursachen von schlechtem Schlaf im Schulalltag behandelt werden und damit nachhaltig Einzug in den Lebensalltag der Schülerinnen und Schüler finden können.
SepSOS – Sepsis Strategie Osnabrück
Mit circa 85.000 Todesfällen pro Jahr ist Sepsis eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Grund für die hohe Zahl an Todesfällen ist auch ein zu geringes Bewusstsein in der Bevölkerung und nicht immer ausreichendes Wissen über dieses Krankheitsbild bei medizinischem Personal. Beides kann zu verzögerten Diagnosen und Behandlungen führen. Die Gesundheitsregion Osnabrück hat deshalb eine Strategie zur Sensibilisierung der Bevölkerung und des medizinischen Fachpersonals entworfen. Sie umfasst eine breite Öffentlichkeitskampagne für die gesamte Region, die etwa Soziale Medien, Rundfunk und Printmedien einbindet. Außerdem sollen Schulungen für Fachpersonen unter anderem aus Kliniken, Praxen und Pflegeeinrichtungen etabliert werden.
Community Health Nursing für ein besseres Leben mit Demenz
Menschen mit Demenzerkrankungen und ihre Angehörigen haben besondere Bedarfe. Die Gesundheitsregion Rotenburg (Wümme) möchte eine Community Health Nurse etablieren, die Leistungen zur verbesserten Versorgung und Unterstützung dieses Personenkreises in einem partizipativen Prozess mit den Betroffenen entwickelt und erbringt. Zu ihren Aufgaben zählen zum Beispiel die Konzeption von Angeboten in den Bereichen Bewegung und soziale Teilhabe, die Vermittlung in Entlastungsangebote, Vor- und Nachbereitungen von Klinikaufenthalten, die Sensibilisierung der Bevölkerung zum Thema Demenz und Kommunikation mit der regionalen Ärzteschaft.
Hintergrund
Seit 2014 fördert die Niedersächsische Landesregierung zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, der Ärztekammer Niedersachsen, der AOK Niedersachsen, den Ersatzkassen, dem BKK Landesverband Mitte und der IKK classic als Kooperationspartner die Gesundheitsregionen mit jährlich maximal rund 1,1 Millionen Euro.
Dabei geht es um die Entwicklung von sektorenübergreifenden Strukturen und Projekten, um gerade in einem Flächenland wie Niedersachsen Modelle für eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung zu erarbeiten.
Über die Auswahl geförderter Projekte entscheidet ein Lenkungsgremium, dem alle Kooperationspartner angehören, beratend unterstützt von der Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen Spitzenverbände. Gemeinsam mit allen relevanten Akteuren vor Ort analysieren sie lokale Versorgungsbedarfe und regen innovative Projekte an, um diesen Bedarfen zu begegnen. Die jeweilige Projektlaufzeit ist auf 24 Monate begrenzt.
Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung
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