Kernpunkte der Landespflegestrategie vorgestelltSchleswig-Holstein
21.06.2024
Sozialministerin Aminata Touré hat im schleswig-holsteinischen Landtag die Kernpunkte einer neuen Landespflegestrategie Schleswig-Holstein vorgestellt. Sie enthält insgesamt 30 Maßnahmen, die in Zusammenarbeit mit allen Pflege-Akteuren im Land entwickelt wurden. Sie sollen kurz-, mittel- und langfristig wirken. Die drei Hauptschwerpunkte der Strategie sind die Gewinnung von Fachkräften, die Entlastung pflegender Angehöriger und die Digitalisierung in der Pflege.
„Die Pflege in Deutschland steht vor riesigen Herausforderungen. Wir brauchen eine tiefgreifende Pflegereform im Bund. Das muss ein Schlüsselprojekt spätestens für die nächste Legislatur werden“, sagte Touré: „Vor diesem Hintergrund war es mir sehr wichtig, eine Pflegestrategie für Schleswig-Holstein auf den Weg zu bringen. Wir entwickeln praxisorientierte Lösungsansätze und konkrete Maßnahmen, um die Pflege im Land zu stabilisieren und perspektivisch zu stärken. Wir brauchen vor allem einen schnelleren und direkten Zugang von Fachkräften, mehr Digitalisierung und eine Verbesserung der Situation für die pflegenden Angehörigen. Denn 75 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt.“
Ministerin Touré dankte allen Pflege-Akteur*innen aus Schleswig-Holstein, die sich in den vergangenen Monaten bei der Ausarbeitung der Strategie intensiv eingebracht haben: „Ich bin sehr beeindruckt, wie respektvoll, konstruktiv und ergebnisorientiert alle Seiten miteinander verhandelt und diskutiert haben. Es ist in politischen Aushandlungsprozessen nicht selbstverständlich, dass Interessen zugunsten eines gemeinsamen Ziels derart zurückgestellt werden. Uns allen geht es gemeinsam darum, die bestehenden Probleme strategisch anzugehen, Lösungen zu entwickeln und diese in der Praxis umzusetzen.“
Eine Schlüsselmaßnahme der Strategie ist die schnellere Arbeitsmarktintegration geflüchteter Menschen im Pflegebereich. Ein entsprechendes Pilotprojekt in den Erstaufnahmeeinrichtungen Boostedt und Rendsburg ist in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit bereits erfolgreich gestartet. So werden die beruflichen Kompetenzen von Geflüchteten jetzt direkt nach der Ankunft in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes systematisch erfasst und ausgewertet. Ergibt sich dabei eine berufliche Perspektive für die Pflege, werden die potenziellen Arbeitskräfte nach ihrer Ankunftszeit in der Erstaufnahmeeinrichtung entsprechend auf die Kreise und kreisfreien Städte weiterverteilt. Seit dem Start des Programms vor rund zwei Monaten haben bereits über 200 Beratungsgespräche stattgefunden. Über 100 Personen haben Interesse daran signalisiert, im Pflegebereich zu arbeiten und mehr als die Hälfte von ihnen hat bereits berufliche Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt.
Ein zweiter Schwerpunkt der Strategie ist die bessere Unterstützung pflegender Angehöriger. Dafür sollen Beratungsangebote in Pflegestützpunkten, Pflegebistros oder auch das Pflege-Nottelefon weiter verstetigt und teilweise noch gestärkt werden. Dies kann beispielsweise eine Hilfe gerade für jüngere Menschen sein, die ihre Angehörigen pflegen. Im Herbst 2024 soll eine Woche der pflegenden Angehörigen veranstaltet werden. Sie zielt darauf ab, für die Situation der pflegenden Angehörigen zu sensibilisieren, die verschiedenen bereits vorhandenen Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten aufzuzeigen und bestehende Projekte und Initiativen miteinander zu vernetzen. Zudem sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass sich ambulante Dienste verstärkt in unterversorgten Gebieten ansiedeln, um das Angebot der Versorgung für Pflegebedürftige zu erhöhen und pflegende Angehörige zu entlasten.
Ein dritter Schwerpunkt ist die Digitalisierung der Pflege. Ziel ist es, ein zentrales KI-gestütztes Frühwarnsystem zu entwickeln. Es soll diverse Datenquellen zusammenführen und analysieren, um frühzeitig drohende Versorgungsengpässe, Versorgungslücken und Trends zu erkennen und so eine bessere Informationslage für Entscheidungsträger zu liefern. Das Land befindet sich dazu in Gesprächen mit Hochschulen in Schleswig-Holstein.
Weitere Handlungsfelder der Strategie sind die wirtschaftliche Situation von Pflegeeinrichtungen, die Arbeitsbedingungen in der Pflege und die Entbürokratisierung. Um die praxisorientierte Ausrichtung zu festigen, ist es entscheidend, den Umsetzungsprozess der Landespflegestrategie auf eine breite Basis zu stellen.
Die aktive Einbindung des Landespflegeausschusses, der Forschungs- und Wissenschaftsbereiche sowie anderer relevanter Akteure ist unverzichtbar, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Das Ministerium und der Landespflegeausschuss tauschen daher regelmäßig Informationen über den aktuellen Stand der Maßnahmenumsetzung aus und treffen gemeinsam Entscheidungen über das weitere Vorgehen. „Die Landespflegestrategie ist ein dynamisches Papier, das sich kontinuierlich weiterentwickelt, basierend auf neuen Erkenntnissen und dem Fortschritt bei der Umsetzung“, so Touré.
Quelle: Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein
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