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Geht es darum, das Chatten mit lieben Mitmenschen zu lernen, Kontakt zu alten Bekannten via Internet aufzunehmen oder eine Fahrkarte via App zu bestellen, brauchen viele Menschen noch Hilfe. Der Grund: Sie haben die Techniken des Internets nicht erlernt, möglicherweise sorgen sie sich vor Fehlern und haben im direkten Umfeld vielleicht keinen Menschen, der ihnen den Umgang mit den Anwendungen auf dem Handy beibringt. Aus diesem Grunde gibt es in Rheinland-Pfalz die Digital-Botschafterinnen und -Botschafter. Sie zeigen vor allem älteren Menschen bei Hausbesuchen, in Internettreffs oder in Senioreneinrichtungen, wie sie sich den digitale Raum erschließen, soziale Netzwerke knüpfen und selbstbestimmter leben können.
Das Land und die Medienanstalt Rheinland-Pfalz haben nun am bundesweiten Digitaltag, der die digitale Teilhabe in den Vordergrund stellt, einen Evaluationsbericht präsentiert. Dieser zeigt, wie gut das Projekt angenommen wird und gerade Seniorinnen und Senioren im Land auf dem Weg in die digitale Welt begleitet. „Wir freuen uns, dass in Rheinland-Pfalz inzwischen mehr als 400 ehrenamtliche Digital-Botschafterinnen und –Botschafter dazu beitragen, älteren Menschen digitale Teilhabe zu ermöglichen. Jeder Landkreis und jede kreisfreie Stadt hat mindestens eine ehrenamtliche Kraft, die Menschen dabei unterstützen, Apps zu nutzen, zu chatten oder sich zu informieren“, sagte Sozial- und Digitalisierungsminister Alexander Schweitzer.
Damit wurde die ursprüngliche Zielsetzung des Landes bereits übertroffen. Diese sah vor, bis Ende 2023 auf 300 Digital-Botschafterinnen und Digital-Botschafter zu kommen. Minister Schweitzer betonte: „Unser Anspruch ist es, weitere ehrenamtliche Kräfte auszubilden, den Menschen in Rheinland-Pfalz die Berührungsängste vor dem Internet nehmen und ihnen Mut geben, sich auszuprobieren und die digitale Welt kennenzulernen.“ Insbesondere in Regionen, in denen es noch wenige Digital-Botschafterinnen und –Botschafter gibt, sollen diese weiter ausgebildet werden. Beispielhaft nannte er die Kreise Altenkirchen, Kusel, den Donnersbergkreis, den Rhein-Hunsrück-Kreis und den Rhein-Lahn-Kreis.
Wie wichtig die digitale Teilhabe sei, hob Schweitzer auch mit einem Blick auf eine repräsentative Studie der Initiative „Digital für alle“ hervor, die im Vorfeld des bundesweiten Digitaltags am 24. Juni veröffentlicht wurde. 48 Prozent der Deutschen betonten darin, dass sie gerne mehr am digitalen Leben teilhaben würden, sich dafür aber zu wenig mit den entsprechenden Technologien auskennen. „Menschen im Tempo der Digitalisierung nicht abzuhängen, sondern mitzunehmen, ist eine politische und gesellschaftliche Aufgabe“, betonte Schweitzer.
Wie das bei den Digital-Botschafterinnen und –Botschaftern gelingt, verdeutlichte Dr. Florian Tremmel von der Medienanstalt Rheinland-Pfalz. Er stellte die Ergebnisse einer Evaluation vor, die sich auf Befragungen der Ehrenamtlichen und Teilnehmenden beruft. „Die Digital-Botschafterinnen und -Botschafter im Land schaffen wichtige Lernräume, damit Menschen im Land möglichst niedrigschwellig den Weg in die digitale Welt gehen können.“
So zeigte sich, dass auch in der Corona-Pandemie und damit mitten in einer Zeit von sozialen Kontaktbeschränkungen viele Menschen den Umgang mit dem Internet lernten. Alleine im Jahr 2021 haben Ehrenamtliche trotz Einschränkungen durch die Pandemie mehr als 2.200 Angebote umgesetzt und damit 5.156 Teilnehmende erreicht. Alle Angebote sind dabei kostenlos. Zwei Drittel der Teilnehmenden, die Hilfe bekommen, sind über 70 Jahre alt und haben wenig bis gar keine Erfahrung mit digitalen Medien (97 Prozent). Überwiegend nehmen Frauen teil (68 Prozent). Die meisten Teilnehmenden interessiert vor allem, wie sie ihre digitalen Geräte bedienen, online kommunizieren, wie sie damit fotografieren, Informationen im Netz finden und Tickets über den öffentlichen Nahverkehr buchen können.
Eine Digital-Botschafterin und ein Digital-Botschafter, die über Erfahrungen aus ihrem Alltag berichteten, sind Birgit Pfirrmann aus Landau und Meinolf Krekeler aus der Ortsgemeinde Hintertiefenbach (Landkreis Birkenfeld). Birgit Pfirrmann betonte: „Oft fehlt es vielen älteren Menschen an Vertrauten, die ihnen den Umgang mit diesen Geräten beibringen oder die Geduld dafür aufbringen. „Wir bringen dafür den nötigen Abstand mit und erklären die gleiche Sache auch gerne fünfmal, bis die Seniorinnen und Senioren eine gewisse Sicherheit erreicht haben.“ Sie hat auch mit einem 92-jährigen Mann gearbeitet, „der als Anfänger noch total neugierig auf das Internet war oder mit einer 88-jährigen Frau, die statt einfacher Spiele zum Kennenlernen der Technik mit dem Tablet lieber Mathe-Aufgaben lösen wollte".
Meinolf Krekeler hebt einen älteren Mann von 85 Jahren hervor, der nach dem Tod seiner Frau mit Hilfe des Digital-Botschafters lernte, wie er Kontakt zu alten Freunden aufnehmen konnte, mit denen er Modellbau als Hobby teilt. „Gerade in der Corona-Pandemie waren er und andere ältere Menschen darauf angewiesen, Kontakte über das Internet zu halten. Für viele Leute ist das eine neue Welt. Darin einzutauchen, hat sich für sie aber gelohnt.“
Minister Alexander Schweitzer hob hervor, dass er in seinem Ministerium einen politischen Schwerpunkt auf die digitale Teilhabe setze. So fördere das Land den Erwerb digitaler Kompetenzen unter anderem auch im Arbeitsmarkt und in der Erwachsenenbildung.
Quelle: Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung Rheinland-Pfalz
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