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Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und rheinland-pfälzische Bildungsministerin, Dr. Stefanie Hubig, haben am heutigen Dienstag gemeinsam mit dem Sprecher der Autorengruppe, Prof. Dr. Maaz (DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation) den Bericht „Bildung in Deutschland 2020“ vorgestellt. Der nunmehr achte Bildungsbericht beschreibt die Gesamtentwicklung des deutschen Bildungswesens. Schwerpunkt des aktuellen Berichts ist „Bildung in einer digitalisierten Welt“. Der Bildungsbericht erscheint alle zwei Jahre.
Der aktuelle Bildungsbericht dokumentiert positive Entwicklungen wie die zunehmende Bildungsbeteiligung, den quantitativen Ausbau des Bildungspersonals, kontinuierlich höhere Bildungsausgaben und einen steigenden Bildungsstand. Der Bericht bescheinigt eine höhere Durchlässigkeit des Bildungssystems und gestiegene Flexibilität bei Bildungsentscheidungen.
Das Schwerpunktkapitel „Bildung in einer digitalisierten Welt“ ist in der andauernden Corona-Pandemie besonderes aktuell: Der Einsatz digitaler Medien zum informellen Lernen in der Freizeit ist selbstverständlich. Innerhalb von Bildungseinrichtungen ist das seltener der Fall, zudem gibt es große Unterschiede zwischen Bildungseinrichtungen und –bereichen. In Hochschulen und der Weiterbildung sind digitale Medien weit selbstverständlicher als in Schulen. Digitale Kompetenzen sind etwa bei Schülerinnen und Schülern „ausbaufähig“. Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht kommt es auf einen didaktisch sinnvollen und kritisch-reflektierten Umgang an.
Der Bildungsbericht 2020 weist auch auf Herausforderungen für das Bildungssystem hin: Beispielsweise verlassen – verglichen mit dem Tiefststand 2013 – wieder mehr junge Menschen die Schule ohne Hauptschulabschluss; über alle Bildungsbereiche hinweg gibt es Menschen mit geringen schriftsprachlichen Kompetenzen. Nach wie vor ist der Einfluss des sozialen Hintergrunds auf den Bildungserfolg groß; regionale Unterschiede und migrationsspezifische Benachteiligungen bleiben weiterhin herausfordernd. Auf das Bildungspersonal kommen höhere pädagogische Anforderungen zu, zum Beispiel durch die Zusammensetzung der Gruppen und Klassen, die in Aus-, Fort- und Weiterbildung der im Bildungsbereich Beschäftigten zu berücksichtigen sind.
„Gute Bildung ist das Fundament für ein gutes Leben und für eine gute Zukunft unseres Landes. Bildung muss uns jede Anstrengung Wert sein. Dieser Bildungsbericht ist ein weiterer Gradmesser, wo wir in der Bildung in Deutschland stehen. Es gibt viel Licht, aber auch noch Schatten. Über den Befund, dass die Bildungsbeteiligung zunimmt, sich der Bildungsstand verbessert hat und Bildungswege flexibler geworden sind, habe ich mich sehr gefreut. Das zeigt, dass wir in vielen Bereichen auf einem guten Weg sind. Dafür danke ich insbesondere den Lehrerinnen und Lehrern und anderem pädagogischen Personal, aber natürlich auch den Eltern, die gerade in den vergangenen Monaten sehr viel geleistet haben. Auch für die Schülerinnen und Schüler war das keine einfache Zeit. Gerade in der Corona-Krise wurden Defizite bei der Digitalisierung im Bildungsbereich deutlich, die auch in diesem Bericht angesprochen werden. Denn die Ausstattung mit Hard- und Software ist das eine. Aber sie muss pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden. Daher haben wir beim DigitalPakt Schule von Anfang an darauf geachtet, dass die Förderung digitaler Infrastrukturen und die Entwicklung pädagogischer Konzepte Hand in Hand gehen“, sagte die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek.
Die KMK-Präsidentin und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig sagte: „Bildung gelingt, es gibt aber weiter viel Arbeit. Die Fortschritte, die der Bildungsbericht ausweist, bleiben gleichzeitig unsere größten Baustellen: Chancengerechtigkeit, Durchlässigkeit und Aufstiegsorientierung. Die Corona-Krise ist eine immense Herausforderung für die gesamte Bildungslandschaft, die Bildungsungerechtigkeit zu verschärfen droht. Ein besonderes Augenmerk müssen wir deshalb auch weiter auf Schülerinnen und Schüler aus bildungsfernen Schichten legen, die weniger Unterstützung durch ihre Eltern erfahren und zusätzlich häufig nicht über die technische Ausstattung verfügen, um jetzt gleichberechtigt am digitalen Unterricht teilzunehmen.
Wir sehen in der Corona-Krise, dass wir bei der digitalen Bildung aufholen müssen. Die Länder haben schnell reagiert, um die direkten Auswirkungen abzufedern. Gleichzeitig müssen Bund, Länder und Schulträger jetzt gemeinsam schulische Strukturen stärken, die langfristig ausgelegt sind. Auch die Ganztagsbetreuung leistet nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern eröffnet auch mehr Bildungschancen. Es stimmt mich deshalb sehr positiv, dass der Bildungsbericht bundesweit Bewegung beim Ausbau und der Inanspruchnahme des Ganztags ausweist.“
Der aktuelle Bericht bestätigt die positiven Entwicklungen im deutschen Bildungssystem:
Das Schwerpunktkapitel zur Bildung in der digitalisierten Welt kommt zu folgenden Befunden:
Der Bericht zeigt auch übergreifende Trends und Problemlagen des Bildungswesens auf:
Den seit 2006 alle zwei Jahre erscheinenden Bildungsbericht hat eine unabhängige Wissenschaftlergruppe unter Federführung des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation erarbeitet. Beteiligt sind das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. (DIE), das Deutsche Jugendinstitut (DJI), das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), das Soziologische Forschungsinstitut an der Universität Göttingen (SOFI) sowie das Statistische Bundesamt (Destatis) und die Statistischen Ämter der Länder (StLÄ).
Die besondere Bedeutung des Bildungsberichts liegt darin, die verschiedenen Bildungsbereiche von Bildung im Lebenslauf in ihrem Zusammenhang und indikatorengestützt über größere Zeiträume darzustellen und so übergreifende Herausforderungen im deutschen Bildungssystem sichtbar zu machen.
(Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschuing vom 23. Juni 2020)
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