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Die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales hat das Berliner Betriebspanel 2018 vorgestellt. Die repräsentative jährliche Arbeitgeberbefragung gibt Auskunft über Entwicklungen auf dem Berliner Arbeitsmarkt.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Wirtschaft in überdurchschnittlich hohem Maße von qualifizierten Fachkräften abhängig ist. So gibt es in 59 Prozent der Berliner Betriebe nur noch Arbeitsplätze für Menschen mit beruflicher oder akademischer Ausbildung (Deutschland: 47 Prozent). Insgesamt setzen 82 Prozent aller Tätigkeiten in der Hauptstadt eine formale Qualifikation voraus (Deutschland: 75 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr ist der Fachkräftebedarf der Betriebe um mehr als 20 Prozent angestiegen. Zugleich haben immer mehr Betriebe Schwierigkeiten, ihren Fachkräftebedarf zu decken (2018: 61 Prozent; 2017: 54 Prozent). Vor diesem Hintergrund bereitet die zukünftige Fachkräftesicherung den Berliner Betrieben die größte Sorge.
Doch trotz der angespannten Fachkräftelage bleibt das Ausbildungsengagement der Berliner Betriebe weit hinter dem Bedarf zurück. Nur noch 20 Prozent der Betriebe bildeten im Jahr 2018 aus (Deutschland: 29 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang von 2 Prozentpunkten.
Arbeitssenatorin Breitenbach: „Der Berliner Arbeitsmarkt entwickelt sich immer mehr in Richtung Fachkräftearbeitsmarkt und die Probleme bei der Besetzung offener Stellen wachsen. Darauf müssen die Betriebe reagieren und endlich mehr ausbilden. Nur mit eigenem Fachkräftenachwuchs können sie im Wettbewerb bestehen. Hier ist eine Trendwende unerlässlich! Ausbildung lohnt sich für alle: Junge Leute brauchen Chancen, Betriebe brauchen Fachkräfte. Neben Ausbildung gehört zu einer erfolgreichen Fachkräftestrategie auch ‚Gute Arbeit‘. Dafür stehen sozialversicherungspflichtige, unbefristete Beschäftigung und angemessene tarifliche Löhne. Wer qualifizierte Fachkräfte finden und binden will, muss faire und gesunde Arbeitsbedingungen bieten. Sonst werden sich die Besetzungsschwierigkeiten weiter verschärfen. Darum ist es bedenklich, dass der Anteil befristeter Stellen in Berlin besonders hoch und der Anteil der von einem Tarifvertrag erfassten Beschäftigten besonders niedrig ist.“
Auf einer befristeten Stelle arbeiten 13 Prozent aller Beschäftigten. In Berlin sind Befristungen damit stärker verbreitet als im Bundesdurchschnitt (8 Prozent). Sachliche Gründe dafür – also z. B. eine Elternzeitvertretung – liegen nur bei der Hälfte der befristet Beschäftigten vor. Die andere Hälfte (51 Prozent) dagegen war den Angaben der befragten Betriebe zufolge ohne Sachgrund befristet. Damit ist im Vergleich zum Jahr 2012 der Anteil sachgrundloser Befristungen deutlich gestiegen: Damals waren es 43 Prozent.
Die Ergebnisse des Berliner Betriebspanels 2018 zeigen einen anhaltenden Erosionsprozess bei der Tarifbindung. Nur noch 18 Prozent der Berliner Betriebe sind tarifvertraglich gebunden, 9 Prozent weniger als im Bundesdurchschnitt. Damit sind nur noch 46 Prozent der Berliner Beschäftigten – also nicht mal jeder Zweite! – von einem Tarifvertrag erfasst (Deutschland: 54 Prozent). Das sind viel zu wenig, insbesondere wenn es darum geht, gute Rahmenbedingungen für eine sich ändernde Arbeitswelt zu schaffen.
Arbeitssenatorin Breitenbach: „Das Thema mobiles Arbeiten zeigt beispielhaft, vor welchen Herausforderungen wir bei der Gestaltung der digitalen Arbeitswelt stehen. Nur ein Fünftel der Berliner Betriebe mit mobilem Arbeiten hat auch entsprechende Regeln zum Umgang erlassen. In allen anderen gibt es keine Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten, z. B. durch ständige Erreichbarkeit oder sich in den Feierabend verlängernde Arbeitszeiten. Dadurch steigt die Gefahr, dass Beschäftigte auf Verschleiß arbeiten. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Fachkräften – und um die handelt es sich im Wesentlichen – sieht anders aus. Hier werde ich auf jeden Fall das Gespräch mit den Sozialpartnern suchen.“
Das Betriebspanel gibt in auch Hinweise auf ungenutzte Fachkräftepotenziale im Bereich Teilzeit. 45 Prozent der Teilzeitbeschäftigten in Berlin arbeiten in einem Stundenbereich, der weder die eigenständige Existenzsicherung noch die eigenständige Alterssicherung erwarten lassen. In diesen Fällen könnte die Ausweitung der Arbeitszeit sowohl für die Beschäftigten als auch für die Betriebe interessant sein. Auch das Potenzial Geflüchteter ist noch lange nicht gehoben. Bislang haben nur 8 Prozent der Berliner Betriebe geflüchtete Menschen beschäftigt (Deutschland 9 Prozent). 79 Prozent dieser Betriebe bewerteten die gemachten Erfahrungen positiv und würden auch in Zukunft wieder Geflüchtete einstellen (Deutschland: 70 Prozent).
Das Betriebspanel ist eine deutschlandweit durchgeführte Arbeitgeberbefragung. Im Jahr 2018 fand diese Befragung in Berlin zum 23. Mal statt. Wie in den Jahren zuvor kooperierte die für Arbeit zuständige Senatsverwaltung mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Datenerhebung basiert auf der repräsentativen Befragung von 842 Berliner Betrieben bzw. bundesweit mehr als 15.000 Betrieben mit mindestens einem/r sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Erhoben wurden die Daten durch Kantar Public Deutschland. Die Auswertung lag in den Händen des Instituts für Sozialökonomische Strukturanalysen Berlin (SÖSTRA). Neben den hier vorgestellten Ergebnissen enthält der diesjährige Bericht zahlreiche weitere Daten und behandelt weitere Themen wie Beschäftigungsentwicklung, Weiterbildung oder Frauen in Führungspositionen.
(Pressemitteilung der Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales vom 19. August 2019)
Die Berufsbildungsberichte informieren jährlich über aktuelle Entwicklungen am Ausbildungsmarkt sowie über bildungspolitische Maßnahmen und Programme der Bundesregierung.
Das Konzeptpapier systematisiert für die Bundesregierung erstmals Maßnahmen und Vorhaben zur Fachkräftesicherung anhand von fünf Sicherungspfaden. Es definiert Ziele, beschreibt Potenziale und gewichtet die Aktivitäten der einzelnen Ressorts.
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