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Die Zahl der Lehrstellen ist im Ausbildungsjahr 2016/2017 in Hessen auf einen Höchststand geklettert: 59.800 Plätze wurden neu angeboten – etwa 4.000 mehr als im Jahr zuvor. Über 82 Prozent von ihnen wurden besetzt. Seitens der Betriebe sind allerdings besondere Anstrengungen notwendig, um junge Menschen für eine duale Berufsausbildung zu gewinnen.
Gründe sind der anhaltende Rückgang an Schulabsolventen und der Trend zur Akademisierung. Die aktuelle Auswertung des IAB-Betriebspanels liefert Hinweise auf den zum Teil beträchtlichen Wandel des betrieblichen Ausbildungsverhaltens in den vergangenen Jahren:
Der Anteil ausbildender Betriebe hat sich 2017 in Hessen auf 29 Prozent erhöht (2016: 26 Prozent). Im Verarbeitenden Gewerbe waren 44 Prozent der Betriebe in der Ausbildung aktiv – eine Verbesserung gegenüber 2016 um acht Prozentpunkte. Im Baugewerbe und in der Öffentlichen Verwaltung bildeten 37 beziehungsweise 34 Prozent der Betriebe aus.
Gleichzeitig sank die Zahl der Betriebe, die über eine Ausbildungsberechtigung verfügen. Diese Voraussetzung erfüllten in Hessen 2017 nur 53 Prozent aller Betriebe (2016: 55 Prozent). Von diesen wiederum bildeten 55 Prozent tatsächlich aus. Im Zeitraum 2009 bis 2016 hatte der Anteil der ausbildungsberechtigten Betriebe, die auch ausbilden, zwischen 47 und 51 Prozent gelegen. In der Öffentlichen Verwaltung nutzten 64 Prozent der Betriebe ihre Ausbildungsberechtigung, im Produzierenden Gewerbe (Verarbeitendes Gewerbe mit Baugewerbe) etwa 60 Prozent, in der Dienstleistungsbranche etwa die Hälfte.
Bei den Kleinstbetrieben hat der Anteil derjenigen mit Ausbildungsberechtigung binnen eines Jahres deutlich zugenommen, und zwar um 10 Punkte auf 44 Prozent. Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir führte das auf das Programm „gut ausbilden“ zurück, das Klein- und Kleinstunternehmen dabei unterstützt, Nachwuchs zu gewinnen und mit wettbewerbsfähiger Ausbildungsqualität an sich zu binden.
„Insgesamt befinden wir uns bei der Steigerung der Attraktivität der Berufsausbildung auf einem guten Weg", sagte der Minister. „Die Wirtschaft erkennt zunehmend, dass Ausbildung eine der Antworten auf den Fachkräftemangel ist. Wir wissen, dass die Anstrengungen im laufenden Ausbildungsjahr auch erstmals wieder zu einer Steigerung neu abgeschlossener Ausbildungsverträge geführt haben. Auch die in Hessen als einzigem Bundesland erreichte Studienberechtigung für Absolventen einer beruflichen Ausbildung mit einer Note von 2,5 oder besser – auch wenn sie kein Abitur haben - ist ein Meilenstein. Es gibt in Hessen bei der Berufswahl keine Sackgassen mehr, egal für welchen schulischen Weg sich Eltern für ihre Kinder nach der vierten oder für welchen beruflichen Weg sich Jugendliche nach der zehnten Klasse entscheiden. Jetzt müssen wir noch dafür sorgen, dass diese Möglichkeiten bekannter werden und die Köpfe von Eltern und jungen Leuten erreichen.“
Die Besetzung von Ausbildungsplätzen bleibt eine große Herausforderung: Von den 2017 angebotenen Plätzen konnten rund 18 Prozent nicht besetzt werden (2016: rund 15 Prozent). Insgesamt konnten die Betriebe für etwa 10.500 Ausbildungsplätze keine Auszubildenden gewinnen.
Die Gründe hierfür sind für Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen, nicht neu: „Nach wie vor interessiert sich ein Großteil der Bewerberinnen und Bewerber für ein begrenztes Spektrum an Ausbildungsberufen. Darunter fallen besonders Büroberufe und der Einzelhandel. Gerade junge Frauen wählen oft Berufe, die wenig Gehalt und kaum Aufstiegschancen versprechen. Hinzu kommen fehlende Mobilität und hohe Lebenshaltungskosten in den Ballungsräumen.“ Die Tendenz weiter zur Schule zu gehen, anstatt eine duale Ausbildung zu beginnen, sei ungebrochen. „Die duale Ausbildung steht bei vielen Jugendlichen nicht mehr auf Platz eins, wenn es darum geht eine berufliche Perspektive zu entwickeln“, stellt Martin fest.
Die größten Schwierigkeiten bei der Besetzung der Ausbildungsplätze zeigten die Betriebe des Wirtschaftszweigs wirtschaftsnahe und wissenschaftliche Dienstleistungen. Unterschiede bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen bestehen auch zwischen den kleineren und den größeren Betrieben. Allen voran hatten die hessischen Kleinstbetriebe (bis 9 Beschäftigte) Schwierigkeiten, alle Ausbildungsplätze zu besetzen. Bei ihnen verdoppelte sich der Anteil unbesetzter Ausbildungsplätze auf 40 Prozent. Großbetriebe konnten dagegen annähernd alle Plätze besetzen.
Die Übernahmequote – der Anteil der Auszubildenden, die nach erfolgreichem Abschluss von ihrem Ausbildungsbetrieb weiterbeschäftigt werden – erreichte im vergangenen Jahr 69 Prozent. Mitte der 2000er Jahre lag sie noch bei gut der Hälfte der Auszubildenden; erst 2011 überschritt sie die 60-Prozent-Linie. Für weibliche Auszubildende waren die Chancen mit 74 Prozent sogar noch besser als für ihre männlichen Kollegen (65 Prozent). Besonders hoch fiel die Übernahmequote in der Öffentlichen Verwaltung (79 Prozent), bei Handel und Reparatur (76 Prozent), sowie im Verarbeitenden Gewerbe (74 Prozent) aus.
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch Kantar Public befragen. Die Auswertung für Hessen erfolgt durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur. Finanziert werden die hessischen Zusatzauswertungen durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit sowie den Europäischen Sozialfonds.
(Quelle: Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung vom 20. Juli 2018)
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