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Anlässlich der 68. Sitzung des Landespflegeausschuss in Wiesbaden legte der Hessische Minister für Soziales und Integration, Stefan Grüttner, die neuesten Ergebnisse des Hessischen Pflegemonitors vor.
„Mit dem Hessischen Pflegemonitor hat das Land Hessen ein bundesweit einmaliges Steuerungsinstrument, das allen Verantwortlichen verlässliche, aktuelle und prognostische Informationen über die Situation der Pflegekräfte in der Altenhilfe und dem Gesundheitswesen liefert. Hierdurch wird eine vorausschauende Entwicklung des Pflegekräfteangebots und ein frühzeitiges Erkennen veränderter Anforderungen an Qualifizierung und Beschäftigung möglich“, erklärte der Minister. „Die Daten zeigen“, so Grüttner weiter, „dass die Nachfrage nach Pflegekräften in allen Versorgungssektoren und insbesondere in der Altenpflege schneller steigt, als das Angebot bei Absolventen und vermittelbaren Arbeitslosen trotz der weiter gestiegenen Anstrengungen im Ausbildungsbereich mithalten kann.“
Hessenweit gab es 2016 einen Personalbedarf von 2.576 Altenpflegern, 1.791 Gesundheits- und Krankenpflegern und 375 Gesundheits- und Kinderkrankenpflegern. Dies entspricht einem Umfang von 14 Prozent (Altenpfleger), 5 Prozent (Krankenpfleger) und 12 Prozent (Kinderkrankenpfleger) des derzeitigen Beschäftigtenstandes. Die Daten des Pflegemonitors werden alle zwei Jahre aktualisiert und weisen sowohl die aktuellen Personalbedarfe im Bereich der Pflege als auch Vorausberechnungen für die nächsten Jahre aus.
Für jede der 26 hessischen Gebietskörperschaften wurde ein Regionaldossier erstellt. „Die Regionaldossiers enthalten die wichtigsten Daten aus dem Pflegemonitor und geben regionalen Akteuren Orientierung“, so Minister Grüttner. „Sie zeigen zudem die Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf Kreisebene auf.“
Die Personalbedarfe in der Pflege erfordern ein breites Portfolio unterschiedlicher Maßnahmen zur Fachkräftesicherung. Alle Partner der Ausbildung forderte der Minister Grüttner auf, zu prüfen, ob Ausbildungsanstrengungen noch weiter ausgeweitet werden können. Die anstehende Reform der Pflegeausbildungen sei als Chance zu sehen, die Attraktivität der Ausbildung und des Berufsbildes weiter zu steigern. „Eine einheitliche Erstausbildung ermöglicht den Absolventinnen und Absolventen eine uneingeschränkte Anerkennung des Berufsabschlusses im europäischen Ausland und erleichtere den Wechsel zwischen den Versorgungssektoren“, hob der Minister hervor.
Aber nicht nur in der Erstausbildung, sondern auch im Bereich der Nachqualifizierung von an- und ungelernten Pflegehilfskräften liegen erhebliche Potentiale für die Gewinnung von Pflegefachkräften, betonte der Minister. „Hessen setzt bei der Fachkräftesicherung gemeinsam mit den Ausbildungs- und Arbeitsmarktpartnern auf einen Strategiemix aus Bildung, Arbeitsmarktpolitik und Internationalisierung. In Hessen sind insbesondere in den vergangenen Jahren innovative Konzepte für die Zielgruppe der Pflegekräfte entwickelt und mit Erfolg umgesetzt worden“.
Darüber hinaus spiele die Bindung der Beschäftigten in der Pflege eine zunehmende Rolle bei der Fachkräftesicherung im Wandel der Arbeitswelt. „Wir müssen dahin kommen, dass Pflegekräfte bis zur Rente gesund im Beruf verbleiben und nicht aufgrund der Arbeitsbedingungen das Berufsfeld verlassen. Viele Einrichtungen arbeiten bereits sehr intensiv daran und implementieren beispielsweise ein betriebliches Gesundheitsmanagement“, erklärte Stefan Grüttner.
Auch entdeckten die Einrichtungen die Anwerbung internationaler Pflegekräfte zunehmend als neues Handlungsfeld zur Deckung des Fachkräftebedarfs. Die Zahl der angeworbenen und zugewanderten Pflegekräfte ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Wie der Minister erläuterte, gehen damit neue Anforderungen einher, denn diese Pflegekräfte müssen integriert und dauerhaft gebunden werden. „Dies erfordert ein betriebliches Kompetenzmanagement, denn es darf nicht nur um die soziale Integration gehen, sondern auch um die betriebliche Integration und einen fachlich-professionellen Austausch auf Augenhöhe“, so der Integrationsminister. „Ansonsten könnte es eine Fluktuation in andere Einrichtungen, Sektoren oder gar eine Rückkehr ins Herkunftsland geben.“
Abschließend betonte Grüttner, dass auch mehr Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund für eine Berufsausbildung in der Pflege gewonnen werden sollten. „Bereits heute haben rund 30 Prozent der Auszubildenden in den Altenpflegeberufen einen Migrations- oder Fluchthintergrund“, erläuterte der Minister. „Wir haben erkannt, wie wichtig für diese Auszubildenden eine ausbildungsintegrierte Sprachförderung ist.“ Deshalb stellt das Hessische Ministerium für Soziales und Integration seit Beginn des Schuljahrs 2016/17 den staatlich anerkannten Altenpflegeschulen zusätzliche Mittel zur Verfügung, um bis zu 160 Stunden pro Ausbildungsjahr berufsbezogene ausbildungsintegrierte Sprachförderung anzubieten. Zusätzlich wurde als flankierende Maßnahme das Projekt „AiS“ (Arbeits- und ausbildungsintegrierte Sprachförderung) geschaffen, damit sich Lehrkräfte und Praxisanleitungen in der Methodik der arbeits- und ausbildungsintegrierten Sprachförderung kostenfrei fortbilden lassen können. „Mit der flächendeckenden Einführung der ausbildungsintegrierten Sprachförderung wird nicht nur der Erfolg der Ausbildung abgesichert und Ausbildungsabbrüche vermieden“, sagte der Minister. „Vor allem werden die strukturellen Voraussetzungen bei den Altenpflegeschulen geschaffen, damit Menschen mit Migrationshintergrund für eine Altenpflegeausbildung ermutigt werden, die sich bisher aufgrund sprachlicher Defizite vielleicht eine Ausbildung nicht zugetraut haben“, erläuterte der Minister.
Der Hessische Pflegemonitor ist ein web-basiertes Informations- und Kommunikationssystem, das kontinuierlich Daten über die Pflegekräftesituation in der Alten- und Krankenpflege vorhält. Im Abstand von zwei Jahren werden Analysen zum hessischen Pflegearbeitsmarkt aufbereitet, welche die aktuelle und zu erwartende Nachfrage nach Pflegefachkräften dem jeweils zur Verfügung stehenden Angebot gegenüberstellen.
Da für den Pflegemonitor stets aktuelle Daten benötigt werden, ging das Projekt am 15. Februar 2017 in die sechste Befragungsrunde. Wiederum wurden alle mit der Alten- und Krankenpflege befassten Einrichtungen in Hessen hinsichtlich ihrer Nachfrage nach Pflege(fach)kräften im Jahr 2016 befragt. Die Ergebnisse werden zur Planung und Steuerung der Ausbildung von Pflegekräften in der Altenhilfe genutzt. Der Hessische Pflegemonitor wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur, Zentrum der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main und Stefan Richter Anwendungsentwicklung weitergeführt.
(Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration vom 16. November 2017)
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