Start der Brandenburger Pflegeoffensive: „Pflege der Zukunft gestalten“Brandenburg
01.10.2015
Auszug aus der Pressemitteilung des Brandenburgischen Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie vom 01. Oktober 2015
Selbstbestimmt bis ins hohe Alter sollen Menschen im Land Brandenburg in der Mitte der Gesellschaft leben können. Das fordert Sozialministerin Diana Golze anlässlich des heutigen Internationalen Tages der älteren Generationen. Auf einer Pressekonferenz in der Potsdamer Staatskanzlei startete sie die erste Maßnahme der Brandenburger Pflegeoffensive: Das Modellprojekt „Fachstellen Altern und Pflege im Quartier“. Golze: „Wir gestalten die Pflege der Zukunft und das ist eine Pflege im Quartier. Genau dort, wo sich das Leben abspielt. Voraussetzung dafür sind alternsgerechte Strukturen und aktivierende Unterstützungsangebote vor Ort. Erstes Ziel der Pflegeoffensive ist die Weiterentwicklung pflegerischer Versorgungsstrukturen und der Ausbau von niedrigschwelligen Angeboten in den Kommunen.“
Das Modellprojekt wird in Zusammenarbeit von Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V., der Alzheimer-Gesellschaft Brandenburg e.V. Selbsthilfe Demenz und dem Berliner Institut für Gerontologische Forschung e.V. umgesetzt. Dafür stehen bis Ende 2016 bis zu 655.000 Euro aus Landesmitteln zur Verfügung.
Diana Golze erklärte: „Unsere Gesellschaft wird immer älter. Das ist gut und bietet viele Chancen, stellt uns aber auch vor neue Herausforderungen. Angesichts der steigenden Lebenserwartung wird die Anzahl altersbedingter Erkrankungen wie Demenz und damit die Zahl der hilfe- oder pflegebedürftigen Menschen gerade in Brandenburg zunehmen. Künftig werden deutlich mehr Seniorinnen und Senioren über Jahre hinweg auf Unterstützung im Alltag angewiesen sein. Darauf müssen wir uns mit innovativen Ideen und Lösungen vorbereiten. Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die starke Partner vor Ort braucht. Denn die meisten Menschen wollen in den Orten alt und gepflegt werden, in denen sie den Großteil ihres Lebens verbracht haben. Hier müssen die Voraussetzungen geschaffen werden, damit pflegebedürftige Menschen so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Das Entstehen von Pflegebedürftigkeit hat viel mit den Lebensumständen zu tun. Hier setzt die erste große Maßnahme unserer Pflegeoffensive an.“
Die „Fachstellen Altern und Pflege im Quartier“ bauen auf den Ergebnissen der „Brandenburger Fachkräftestudie Pflege“ auf, die das Sozialministerium im vergangenen Jahr veröffentlicht hatte. Die Studie zeigt, dass ein wichtiges Handlungsfeld vor allem die Verzögerung und Vermeidung von Pflegebedürftigkeit ist.
Die „Fachstellen Altern und Pflege im Quartier“ werden sowohl Landkreise und kreisfreie Städte als auch kreisangehörige Gemeinden bei der Planung und Gestaltung lokaler Pflegestrukturen und altengerechter Lebensräume noch besser unterstützen. Zugleich sollen sie die Aufgaben einer landesweiten Koordinierung für den Auf- und Ausbau niedrigschwelliger Betreuungs- und Entlastungsangebote übernehmen. Sie werden lokale Akteure in der Pflegepolitik zu allen Fragen rund um das Thema „Altern und Pflege im Quartier“ beraten und zur Entwicklung neuer Wohnformen für Ältere und Pflegebedürftige im Land Brandenburg beitragen. Nicht nur Kommunen, sondern auch andere Akteure wie zum Beispiel Vereine, Verbände und Unternehmen sollen bei der alternsgerechten Quartiersentwicklung eingebunden und unterstützt werden. Ziel ist die langfristige Etablierung der Fachstellen im Land Brandenburg.
Das Modellprojekt verfolgt fünf Arbeitsschwerpunkte: 1. Ausbau und Weiterentwicklung niedrigschwelliger Betreuungs- und Entlastungsangebote, 2. Pflege und Altern im Quartier, 3. Wohnen und Technik im Alter, 4. Neue Wohnformen für Ältere und Pflegebedürftige sowie 5. Unterstützung der Landkreise und kreisfreien Städte beim Aufbau und der Umsetzung einer Pflegestrukturplanung.
Ein alternsgerechtes Quartier bezieht sich auf einen sozialen Nahraum, mit dem sich die Bewohner identifizieren – ein Dorf, ein Orts- oder Stadtteil. Alternsgerechte Quartiere sind so gestaltet, dass ältere Menschen mit und ohne Unterstützungsbedarf in ihrem vertrauten Wohnumfeld verbleiben können und dort Anregungen und geeignete Infrastruktur für Teilhabe und eine gesundheitsförderliche, möglichem Pflegebedarf vorbeugende Lebensweise vorfinden. Dabei spielen gemeinwesenorientierte Gestaltungsansätze zur Vermeidung von sozialer Isolation und Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität eine bedeutsame Rolle.
Der Handlungsdruck in der Pflege ist in Brandenburg besonders groß. Durch die zunehmende ältere Bevölkerung – die Zahl der über 80 Jährigen steigt zwischen 2012 und 2030 von etwa 120.000 auf fast 250.000 – wird es mehr Pflegebedürftige geben. Bis zum Jahr 2030 ist mit einer Zunahme um 70 Prozent auf etwa 162.000 Pflegebedürftige – davon 87.000 Demenzerkrankte – zu rechnen.