Erstmals regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für Thüringen vorgestelltThüringen
07.09.2015
Zwei Pressemitteilungen des Thüringer Landesamtes für Statistik vom 7. September 2015
Bevölkerungsentwicklung auf Landesebene
Das Thüringer Landesamt für Statistik veröffentlicht heute die Ergebnisse der 1. regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung (1. rBv). Regionalisiert bedeutet, dass zunächst die Berechnungen für die kreisfreien Städte und Landkreise durchgeführt wurden und sich das Ergebnis für Thüringen aus der Summe dieser ergibt. Die Annahmen für die 1. rBv wurden zwischen dem Bund und den Ländern abgestimmt. Die Vorausberechnungen basieren auf dem fortgeschriebenen Bevölkerungsstand zum 31.12.2013 und reichen bis zum Jahr 2035. Die Ergebnisse für Deutschland wurden am 28. April dieses Jahres als 13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung von Destatis veröffentlicht und können unter www.destatis.de eingesehen werden.
Nach den Ergebnissen der 1. rBv wird sich die Thüringer Bevölkerung weiter stark reduzieren. Lebten Ende 2014 rund 2.156,8 Tausend Personen in Thüringen, werden es im Jahr 2035 noch 1.875,1 Tausend Personen sein. Bezüglich der Gesamtentwicklung gibt es zwischen den 21 Jahren des Prognosezeitraums große Unterschiede. So schwankt die jährliche Reduzierung von -8.254 Personen im Jahr 2015 (Minimum) bis -15.302 Personen im Jahr 2029 (Maximum). Die einzelnen jährlichen Bevölkerungsrückgänge für den Gesamtzeitraum von 2015 bis 2035 entnehmen Sie bitte der beiliegenden Tabelle.
„Hauptursache für den Bevölkerungsrückgang ist der anhaltende Sterbefallüberschuss. Sollten die Annahmen so eintreffen, werden bis zum Jahr 2035 im Durchschnitt jährlich etwa 15 Tausend Kinder weniger geboren als Menschen sterben. Der durchschnittliche jährliche Wanderungsgewinn von rund 1,8 Tausend Personen im betrachteten Zeitraum kann die Lücke zwischen der Zahl der Geborenen und Gestorbenen nicht schließen“, so der Präsident des Thüringer Landesamtes für Statistik, Günter Krombholz.
Die Bevölkerung Thüringens wird sich nicht nur weiter verringern, sondern zudem immer älter werden. Ende 2014 betrug der Anteil der Personen ab 65 Jahre an der Gesamtbevölkerung 24,0 Prozent. Im Jahr 2035 werden bereits 34,4 Prozent der Bevölkerung 65 Jahre und älter sein.
Erfreulich ist, dass der Anteil der jungen Menschen unter 20 Jahren an der Gesamtbevölkerung im gleichen Zeitraum von 15,5 Prozent auf 16,4 Prozent ansteigen wird, sofern die Annahmen eintreten.
Die entgegengesetzte Entwicklungsrichtung zeigt die Bevölkerung der 20- bis unter 65-Jährigen, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung von 60,4 Prozent um 11,2 Prozentpunkte bis zum Jahr 2035 sinken wird.
Das Durchschnittsalter der Thüringer lag Ende 2014 bei 46,9 Jahren und wird demnach bis zum Jahr 2035 auf 49,9 Jahre ansteigen.
Nach vorliegenden Ergebnissen führte der Minister für Inneres und Kommunales, Dr. Holger Poppenhäger, wie folgt aus: „Die wichtigste Erkenntnis der vorliegenden Erhebung ist zweifellos, dass sich der bislang prognostizierte Bevölkerungsrückgang nur leicht abschwächen wird. Dieser Trend überrascht nicht. Die Landesregierung muss reagieren, damit Thüringen attraktiv und lebenswert bleibt und die Abwanderung sich verlangsamt. Die anstehende Verwaltungs-, Funktional- und Gebietsreform gibt Thüringen die Möglichkeit, fit für die Zukunft zu werden.“
Bevölkerungsentwicklung in den kreisfreien Städten und Landkreisen
Die Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnungen für die kreisfreien Städte und Landkreise auf Basis der 1. regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung (1. rBv) werden heute veröffentlicht.
Die Vorausberechnungen basieren auf dem fortgeschriebenen Bevölkerungsstand zum 31.12.2013 und reichen bis zum Jahr 2035. Die Annahmen für die 1. rBv wurden zwischen dem Bund und den Ländern abgestimmt.
„Die Entwicklung der Bevölkerung in den einzelnen kreisfreien Städten und Landkreisen Thüringens wird bis zum Jahr 2035 sehr unterschiedlich verlaufen. Einzig die kreisfreien Städte Erfurt, Jena und Eisenach können von 2014 bis 2035 mit 9,5 Prozent, 3,5 Prozent und 0,3 Prozent Bevölkerungszuwächse verzeichnen. Für alle anderen kreisfreien Städte und alle Landkreise ist im Vorausberechnungszeitraum ein Bevölkerungsverlust zu erwarten“, so der Präsident des Thüringer Landesamtes für Statistik, Günter Krombholz.
Dieser reicht auf die Landkreise bezogen von -24,2 Prozent für den Landkreis Greiz bis -10,3 Prozent für den Landkreis Gotha. Für die kreisfreien Städte weisen die Bevölkerungsvorausberechnungen eine Verringerung des Bevölkerungsstandes in der Spannbreite von -15,8 Prozent für die Stadt Gera bis -3,8 Prozent für die kreisfreie Stadt Weimar aus. Für Thüringen insgesamt ergibt sich somit ein Bevölkerungsverlust von 2014 bis zum Jahr 2035 von -13,1 Prozent.
In allen Landkreisen und kreisfreien Städten wird im Vorausberechnungszeitraum die Zahl der Gestorbenen die Zahl der Geborenen übersteigen. Alle kreisfreien Städte und sechs der Landkreise können Wanderungsgewinne erzielen. Diese reichen in den Landkreisen und kreisfreien Städten Gera, Suhl und Weimar jedoch nicht aus, das Geburtendefizit zu kompensieren. Für die Städte Erfurt, Jena und Eisenach reicht der Wanderungsgewinn aus, um die Lücke zwischen der Zahl der Geburten und Sterbefälle zu schließen und um Bevölkerungsgewinne zu erzielen.
Charakteristisch für die Entwicklung in den nächsten Jahren ist ebenso die zunehmende Überalterung, die sich unter anderem im Durchschnittsalter widerspiegelt. Die „älteste“ kreisfreie Stadt im Freistaat wird im Jahr 2035 die Stadt Gera mit einem Durchschnittsalter von 51,6 Jahren sein, die „jüngste“ kreisfreie Stadt wird Weimar mit durchschnittlich 43,4 Jahren sein.
Den Spitzenplatz unter den durchschnittlich „ältesten“ Landkreisen wird im Jahr 2035 der Landkreis Altenburger Land mit 54,4 Jahren belegen. Am Ende der Rangliste der „ältesten“ Landkreise wird mit dem niedrigsten Durchschnittsalter der Ilm-Kreis mit 49,3 Jahren stehen.