„In Würde alt werden zu können, ist ein Menschenrecht“
Katharina Fegebank, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke, stellt im Interview Maßnahmen und Ziele des Aktionsplans „Age-friendly City – für ein altersfreundliches Hamburg“ vor.
Der Hamburger Senat hat in diesem Sommer den Aktionsplan „Age-friendly City – für ein altersfreundliches Hamburg“ verabschiedet. Welche Ziele will Hamburg mit diesem Aktionsplan erreichen?
Hamburg ist eine Stadt für Jung und Alt. Damit auch in Zukunft Menschen jeden Alters hier gut und gern leben können, haben wir uns zum Ziel gesetzt, das Stadtleben so zu gestalten, dass es für ältere Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen möglichst zugänglich und inklusiv ist. Mit dem Aktionsplan verfolgen wir eine behördenübergreifende Gesamtstrategie für ein aktives, selbständiges und selbstbestimmtes Leben von hoher Qualität – bis ins höchste Alter. Eine altersfreundliche Stadt muss die Strukturen und Dienstleistungen für ältere Bevölkerungsgruppen anpassen und ihre Bedürfnisse von Anfang an mitdenken. Wir nutzen so die Chancen des demografischen Wandels, um seinen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen: Wir alle profitieren von einer altersfreundlichen Stadt, die die Bedürfnisse älterer Menschen noch stärker in den Blick nimmt und das gesellschaftliche Miteinander fördert. Deswegen müssen wir ein Bewusstsein für die Vielfalt der Lebenslagen älterer Menschen in unserer Stadt schaffen – frei von Vorurteilen, mit Wertschätzung, Toleranz und Respekt. In Würde alt werden zu können, ist ein Menschenrecht und das Versprechen der Demokratie – die gleichberechtigte Teilhabe aller – müssen wir ständig überprüfen und neu einlösen.
Welche Maßnahmen umfasst der Aktionsplan?
Der Aktionsplan umfasst zwei große Handlungsfelder: Einerseits wollen wir die Partizipation von Seniorinnen und Senioren stärken mit einer noch besseren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und andererseits wollen wir ganz konkrete Vorhaben umsetzen, die ein selbstbestimmtes Leben im Quartier ermöglichen – direkt vor der eigenen Haustür, damit Menschen auch im hohen Alter in ihrem Wohnumfeld bleiben können.
Zu den 105 konkreten Maßnahmen gehören unter anderem mehr barrierefreie Sitzgelegenheiten in Parks, eine Fußverkehrsstrategie für ältere Menschen, der Ausbau öffentlicher Toiletten und die Förderung altersfreundlicher Wohnungen. Wichtig dabei ist mir, dass der politischen Entscheidung für das Maßnahmenpaket ein umfassender Beteiligungsprozess vorausgegangen ist. In Workshops, auf Fachtagungen und bei Austauschformaten haben sich viele ältere Menschen aus allen Bezirken beteiligt.
Warum rückt Hamburg – als jüngstes Bundesland – den Fokus auf eine Entwicklung hin zu einer altersfreundlichen Stadt?
Auch wenn Hamburg im bundesweiten Vergleich als junge Stadt punktet, dürfen wir nicht vergessen, dass aktuell knapp 350.000 Menschen in Hamburg leben, die 65 Jahre und älter sind. Tendenz steigend: In gut zehn Jahren wird dann schon jede fünfte Person in Hamburg 65 Jahre und älter sein. Fakt ist: Wir werden älter. Und das ist in erster Linie eine gute Nachricht. Alter heißt nicht automatisch Pflege- oder Hilfsbedürftigkeit. Aber natürlich gibt es im Alter besondere Herausforderungen, die wir ernstnehmen müssen. Der Vielfalt der unterschiedlichen Lebenswege und Erfahrungen wollen wir gerecht werden. Und in vielen Bereichen sind wir in Hamburg auch schon gut aufgestellt.
Können Sie einige Beispiele nennen, die das Leben für ältere Menschen in Hamburg bereits jetzt besonders lebenswert machen?
Nahezu alle S- und U-Bahnhaltestellen sind barrierefrei. Weniger Barrieren brauchen wir aber nicht nur im Öffentlichen Personennahverkehr, sondern auch beim Wohnen: Unser Wohnraumförderprogramm verpflichtet hier zu einem neuen Standard im geförderten Mietwohnungsbau. Für eine bessere Teilhabe haben wir offene Treff- und Begegnungsmöglichkeiten ausgebaut – mit dem Angebot sich durch Ehrenamtliche in Sachen Internet und digitale Medien schulen zu lassen. Es gibt Mehrgenerationenhäuser, Stadtteilkulturzentren und viele Vereine. In Hamburg besteht ein umfassendes Angebot an pflegerischer Versorgung. Mit dem Aktionsplan schlagen wir diesen Pfad weiter ein, immer im Austausch mit den Seniorinnen- und Seniorenbeiräten und einer Perspektivenvielfalt aus Wissenschaft und Praxis, aus Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Mit dem neuen Aktionsplan „Age-friendly City – für ein altersfreundliches Hamburg“ legt Hamburg eine ressortübergreifende Gesamtstrategie für ein gutes Leben im Alter vor.
Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohner:innen die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Die Stadt wächst kontinuierlich. Der Titel des Demografiekonzeptes „Hamburg 2030 – Mehr. Älter. Vielfältiger.“ beschreibt die wesentlichen demografischen Trends der Hansestadt.
Das Projekt unterstützt alle Hamburger Behörden und Ämter dabei, die digitale Barrierefreiheit ihrer Verwaltungsleistungen zu optimieren.
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