Die Folgen des demografischen Wandels sind auch für das bürgerschaftliche Engagement und Ehrenamt von großer Bedeutung. So ist insbesondere die wachsende Gruppe älterer Menschen zunehmend engagiert. Bei den über 65-Jährigen ist ein starker Anstieg zu verzeichnen – bei sinkender Bereitschaft zu Übernahme von Verantwortung in Leitungs- und Vorstandsfunktionen. Gleichzeitig beklagen zivilgesellschaftliche Organisationen einen Mangel an jüngeren Engagierten.
Bei dieser Entwicklung setzt die im Jahr 2020 von der Bundesregierung errichtete Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) mit gezielten Programmen und Unterstützungsformaten an. Insbesondere jüngere Menschen (18 bis 27 Jahre) sollen seit 2022 mit dem Programm „FuturE“ erreicht werden. Das Programm unterstützt sie bei ihrer fachlichen und persönlichen Entwicklung und begleitet sie auf dem Weg in Leitungspositionen im Ehrenamt.
Die DSEE unterstützt auch im Bereich der Digitalisierung vielfältig. Denn auch die Digitalisierung eröffnet neue Wege ins Engagement. Mittlerweile nutzen 57 Prozent der Engagierten das Internet im Rahmen ihrer freiwilligen Tätigkeit. Mit dem Programm 100xDigital hilft sie gemeinnützigen Organisationen, Lösungen für die Herausforderungen des digitalen Wandels zu entwickeln, Grundlagenwissen zu vermitteln und untereinander zu vernetzen. Spezifische Bedürfnisse der jeweiligen Altersgruppen werden sorgfältig berücksichtigt. Mit ihren Aktivitäten bietet die Stiftung für unterschiedliche Generationen somit passgenaue Angebote, mit denen sie in Zeiten des demografischen Wandels die älter werdende und lange ehrenamtlich aktive Zivilgesellschaft nachhaltig stärkt. Gerade für das Engagement in ländlichen Räumen, die vielfach besonders vom demografischen Wandel betroffen sind, sind die Angebote der Stiftung daher sehr wertvoll. Ein wichtiger Schlüsselbegriff ist dabei die generationenübergreifende und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Weitere Strategien und ausgewählte Projekte
Engagementstrategie des Bundes
Nach Maßgabe des Koalitionsvertrags soll in der laufenden Legislaturperiode die Engagementstrategie des Bundes neu aufgelegt werden. Die Bundesregierung will so den aktuellen Herausforderungen im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements angemessen Rechnung tragen, um Engagement noch besser zu ermöglichen. Die Strategie wird in einem breit angelegten Beteiligungsprozess gemeinsam mit der Zivilgesellschaft erarbeitet. Relevante Themenschwerpunkte, die in Bundeszuständigkeit liegen, werden im Beteiligungsprozess gemeinsam identifiziert. Als Scharnier in die Zivilgesellschaft wird die DSEE den Beteiligungsprozess steuern, auch das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement und der Bundestags-Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement begleiten und unterstützen den Prozess. Auch demografierelevante Themen sowie damit vertraute Akteure (zum Beispiel Verbände der freien Wohlfahrtspflege) werden eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Engagementstrategie spielen. Der Beteiligungsprozess ist auf dem Deutschen EngagementTag am 1. Dezember 2022 von Bundesministerin Lisa Paus gestartet worden.
Die DSEE hat unter www.zukunft-des-engagements.de eine niedrigschwellige Möglichkeit für alle Interessierte eröffnet, Vorschläge und Ideen einzubringen, sich vor Ort dazu auszutauschen und zu vernetzen sowie Vorschläge zu Schwerpunktthemen gemeinsam mit Experten zu erarbeiten. Weitere Beteiligungsformate erfolgen sukzessive. Ziel ist es, die Engagementstrategie bis Ende 2024 zu verabschieden.
Engagementberichterstattung
Die Engagementberichte der Bundesregierung sind eine Bestandsaufnahme zur Entwicklung des bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland. Der Deutsche Bundestag hat die Bundesregierung 2009 damit beauftragt, in jeder Legislaturperiode einen Bericht zur Lage des bürgerschaftlichen Engagements vorzulegen. Der Bericht soll die Entwicklung einer nachhaltigen Engagementpolitik unterstützen und dazu beitragen, in der Gesellschaft vorhandene Potenziale für bürgerschaftliches Engagement zu entfalten. Erstellt wird er von einer unabhängigen Sachverständigen-kommission. Das Gutachten der Sachverständigen wird durch eine Stellungnahme der Bundesregierung ergänzt.
Menschen stärken Menschen
Das Bundesprogramm unterstützt Patenschaften, in denen sich Menschen für andere Menschen einsetzen wollen und in denen persönliche Beziehungen Türen zu gleichberechtigter Teilhabe öffnen. Über zwischenmenschlichen Kontakt bei ganz alltäglichen Dingen können Patenschaften Teilhabechancen verbessern und zu mehr Bildungsgerechtigkeit führen.
„Menschen stärken Menschen“ startete Anfang 2016 als Patenschaftsprogramm. Ziel war es, das ehrenamtliches Engagement in Patenschaften/Mentoring-Beziehungen zwischen geflüchteten und hier lebenden Menschen zu unterstützen. 2018 erfolgte eine Erweiterung um die sogenannten „Chancenpatenschaften“, mit denen auch Patenschaften für Menschen geschlossen werden, denen eine Perspektive für die Zukunft fehlt oder die durch andere Angebote nur schwer zu erreichen sind. Das Programm wird zurzeit von 24 Trägerorganisationen (unter anderem Migrantenorganisationen, Wohlfahrtsverbände und Stiftungen) mit insgesamt rund 800 lokalen Unterstrukturen umgesetzt. Seit dem Start von „Menschen stärken Menschen“ konnten mit Stand von März 2023 mehr als 200.000 Patenschaften gestiftet werden.
Netzwerkprogramm „Engagierte Stadt“ und Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“
Die „Engagierte Stadt“ ist ein erfolgreiches Netzwerkprogramm, das neue Kooperationen etabliert und damit bürgerschaftliches Engagement vor Ort stärkt. Das Ziel des Netzwerkprogramms ist neben der Stärkung der kommunalen Infrastruktur auch die Erprobung neuer Formen der strategischen Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Die Engagierte Stadt setzt auf das sektorenübergreifende Zusammenwirken der Akteure aus Zivilgesellschaft, öffentlicher Verwaltung und Unternehmen. Gemeinsam arbeiten sie daran, dass Bürgerinnen und Bürger vor Ort gute Bedingungen vorfinden, um sich aktiv einzubringen. Engagierte Städte profitieren vom bundesweiten Austausch erprobter Praxislösungen und der Vielfalt lokaler Konzepte. Das Netzwerkprogramm unterstützt den Aufbau bleibender Engagement-Landschaften in Städten und Gemeinden in Deutschland.
Der Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ ist die vermutlich größte bürgerschaftliche Bewegung in Deutschland und verbindet gesellschaftlichen Zusammenhalt und nachhaltige Dorfentwicklung. Interessierte Menschen, engagierte Dorfgruppen und Vereine wirken mit bei der Gestaltung der wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und ökologischen Entwicklung ihrer Heimat.
Als Begegnungsorte stärken die bundesweit rund 530 Mehrgenerationenhäuser das nachbarschaftliche Miteinander aller Generationen sowie das freiwillige Engagement und tragen zu mehr Lebensqualität in den Kommunen bei.
Mithilfe von fast 30.000 freiwillig Engagierten erbringen sie bundesweit mehr als 25.000 Angebote. Sie unterstützen Menschen bei der aktiven Mitgestaltung ihres Sozialraums und wirken Einsamkeit entgegen. In enger Zusammenarbeit mit ihren Kommunen und zahlreichen Kooperationen mit lokalen und regionalen Akteuren aus Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft richten sie ihre Arbeit an den jeweiligen Bedarfen aus. Hierzu sind sie in diversen Handlungsfeldern tätig – wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Pflege, selbstbestimmtes Leben im Alter, jugendgerechte Gesellschaft, generationenübergreifende (digitale) Bildung und Freizeitgestaltung, Unterstützung von politischer Teilhabe und Bürgerbeteiligung, ökologische Nachhaltigkeit und vieles mehr.
Basis für gute Lebensbedingungen in Stadt und Land sind leistungsfähige Kommunen. Es gilt daher, mit einer aktiven Struktur- und Regionalpolitik konkret und ganzheitlich strukturschwache Regionen zu unterstützen.
In einer Gesellschaft des zunehmend langen Lebens können viele ältere Menschen heute ihr Leben im Alter bei guter Gesundheit selbstbestimmt gestalten. Doch auch der Bedarf an Pflege und Betreuung im hohen Alter wird steigen.
Mit einer nachhaltigen Politik für Kinder, Jugendliche und Familien gestaltet der Bund den demografischen Wandel wesentlich mit.
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