Praxisdialog „Vor Ort füreinander sorgen“
Der Praxisdialog fand vom 2. März bis 15. April 2015 statt. Die Beiträge und Kommentare können Sie hier nachlesen. Die Ergebnisse sind im Blog des Demografieportals zusammengefasst.
In Folge des Relaunches des Demografieportals stehen die Beiträge und Kommentare aktuell nicht zur Verfügung. Wir bemühen uns, die notwendigen technischen Anpassungen möglichst bis Ende 2020 abzuschließen.
Das generationen- und kulturenübergreifende Projekt „Brebach versorgt sich selbst!“ des Diakonischen Werks an der Saar stand im Mittelpunkt des Dialogs. Fragen dazu wurden vom Projektteam beantwortet. Der Dialog bot zudem eine Plattform für einen überregionalen Erfahrungsaustausch zu Praxisbeispielen, die sich für das Für- und Miteinander in „sorgenden“ Gemeinschaften engagieren.
Brebach versorgt sich selbst! – gute Praxis aus dem Saarland
Wie andernorts wächst in Saarbrücken-Brebach der Anteil der älteren Bevölkerung stetig. Die Besonderheit in Brebach: 20 Prozent der Bevölkerung über 60 Jahren stammt aus der Türkei. Auswirkungen von Altersarmut und Vereinsamung sowie die besondere Situation der älteren Migranten werden immer sichtbarer. Die Nachfrage nach ehrenamtlichen Helfern zur Unterstützung des Alltags wächst spürbar. Brebach setzt auf Unterstützung aus dem Stadtteil für den Stadtteil. Seit dem Projektstart 2012 wurden 22 Stadtteilhelfer zwischen 33 und 63 Jahren ausgebildet. Der Effekt: Das neue Netzwerk belebt das Ehrenamt, erhöht die Lebensqualität vor Ort und fördert die aktive Teilhabe aller Bürger.
Das Projekt im Überblick
In Saarbrücken-Brebach leben etwa 6.000 Menschen verschiedener Kulturen zusammen. Knapp ein Drittel der Bewohner ist über 60 Jahre alt. Davon stammen 20 Prozent aus der Türkei. Die Einkommenssituation vieler älterer Bewohner ist schwierig, viele beziehen Transferleistungen. Die Nachfrage nach ehrenamtlichen Helfern zur Unterstützung des Alltags wächst spürbar. In dem sozial benachteiligten Quartier ist ein generationenübergreifendes und interkulturelles Ressourcennetzwerk entstanden. Eine niedrigschwellige, multiethnische Anlaufstelle berät ältere Menschen und ihre Angehörigen, ein Wegweiser informiert über alle Unterstützungsangebote. Mit den Stadtteilhelfern wurde eine ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe aufgebaut, die Menschen aus verschiedenen Kulturen auch als Helfende anspricht. Daneben sollen mit Helfertätigkeiten zu bezahlbaren Preisen auch neue Beschäftigungschancen geschaffen werden.
Wer sind die Stadtteilhelfer?
Die Stadtteilhelfer stehen für die Grundidee des Projekts, die Ressourcen des Stadtteils und seiner Bewohner noch stärker zu aktivieren. Zielgruppen waren vor allem Bewohner, die bisher – zum Teil trotz vieler und lange andauernder Bemühungen – keine geeignete Arbeit gefunden haben und Ältere im (Vor-)Ruhestand. 22 zumeist weibliche Stadtteilhelfer zwischen 33 und 63 Jahren haben die dreimonatige Basisqualifizierung durchlaufen. Dabei stammen mit 60 Prozent mehr als die Hälfte aus anderen Ländern wie der Türkei (45 Prozent), den Philippinen, dem Iran und Pakistan (je 5 Prozent). Durch die Schulungen haben viele der Teilnehmer berufliche Perspektiven entwickelt und Selbstvertrauen gewonnen. Mehr als die Hälfte der Stadtteilhelfer (9 in Anstellung, 3 in Ausbildung bzw. Schulabschluss) hat bis heute den Sprung in die Erwerbstätigkeit geschafft oder mit einer Weiterqualifizierung begonnen.
Besonderheiten
Mit der niederschwellig konzipierten Schulung von Bewohnern aus dem Stadtteil wurden neue ehrenamtliche Strukturen entwickelt und etabliert. Besonders ist, dass Menschen mit Migrationshintergrund und Bezieher von Transferleistungen als Stadtteilhelfer gewonnen werden konnten. Diese Gruppen sind sonst im Ehrenamt eher unterrepräsentiert. Damit wurden neue Beschäftigungsmöglichkeiten für die Teilnehmenden geschaffen – in Privathaushalten und bei verschiedenen quartiersrelevanten Akteuren der ambulanten, teilstationären und stationären Kranken- und Altenhilfe sowie zur ehrenamtlichen Unterstützung der vielfältigen Angebote und Veranstaltungen im Stadtteil.