Praxisdialog „Mobil in ländlichen Räumen“
Der Praxisdialog fand vom 1. Oktober bis 16. November 2014 statt. Die Beiträge und Kommentare können Sie hier nachlesen. Die Ergebnisse sind im Blog des Demografieportals zusammengefasst.
In Folge des Relaunches des Demografieportals stehen die Beiträge und Kommentare aktuell nicht zur Verfügung. Wir bemühen uns, die notwendigen technischen Anpassungen möglichst bis Ende 2020 abzuschließen.
Das Projekt „NVV-Mobilfalt“ des Nordhessischen Verkehrsverbundes (NVV) stand im Mittelpunkt des Dialogs. Ihre Fragen dazu wurden von dem verantwortlichen Projektsteuerer Horst Benz beantwortet. Aber auch Ihre Ideen und Ihre Erfahrungen zur zukünftigen Gestaltung der Mobilität im ländlichen Raum waren gefragt.
NVV-Mobilfalt – gute Praxis aus Nordhessen
Die Idee hinter der NVV-Mobilfalt: Vielfältige Mobilitätsangebote durch Verknüpfung von öffentlichem Nahverkehr und Privat-PKW. Aktuell sind über 70 private Fahrer und rund 400 Mitfahrer aktiv. Das Besondere: Mobilfalt-Fahrten sind in den bestehenden ÖPNV-Fahrplan eingebunden und garantieren eine stündliche Erreichbarkeit aller Ortsteile in den „Mobilfalt-Gemeinden“. Findet sich kein privater Fahrer für einen angemeldeten Fahrgast, beauftragt der NVV ein örtliches Taxi-Unternehmen mit der Beförderung. Seit dem Projektstart 2013 wurden rund 5.600 Fahrten durchgeführt, allerdings zumeist per Taxi. Zukünftig soll der Anteil der Privatfahrten 20 bis 30 Prozent betragen.
Wie funktioniert die NVV-Mobilfalt im Detail?
Jeder private Fahrer, der sich vorher angemeldet hat und auf einer Mobilfalt-Strecke zu bestimmten Zeiten unterwegs sein wird, kann ein Angebot zur Mitnahme von Personen abgeben. Wenn dann tatsächlich Fahrgäste auf dieser Strecke einen Fahrtwunsch anmelden, ersetzt der private Fahrer zu den vorgegebenen Zeiten den Bus und übernimmt die Beförderung der Fahrgäste. Fahrgäste zahlen für kurze Strecken einen, für längere Strecken zwei Euro an den NVV. Der NVV zahlt wiederum 30 Cent pro Kilometer an den privaten Fahrer. Wenn sich kein privater Fahrer für einen angemeldeten Fahrgast findet, beauftragt der NVV ein örtliches Taxi-Unternehmen mit der Beförderung. So besteht für die Fahrgäste quasi Mobilitätsgarantie und das örtliche Taxi-Gewerbe profitiert auch von Mobilfalt. Von 5 Uhr bis Mitternacht gibt es jede Stunde eine Fahrtmöglichkeit für alle Personen ab 14 Jahren.
Besonderheiten
Mobilfalt ist so konzipiert, dass private Mitnahmen nicht unter das Personenbeförderungsgesetz (PBefG) fallen. Damit greift die normale PKW-Haftpflichtversicherung. Viele Restriktionen, die für private Anbieter sehr abschreckend gewirkt hätten, fallen weg. Dafür wurde ein eigenes Regelwerk geschaffen, in dem die wichtigsten Punkte im Verhältnis der Akteure untereinander geregelt sind. Fahrer und Mitfahrer müssen sich vor ihrer Teilnahme an Mobilfalt registrieren und die Regelungen akzeptieren. Dafür weiß man bei Mobilfalt genau, mit was und mit wem man es zu tun hat. Mobilfalt unterscheidet sich von anderen Mitfahrbörsen auch darin, dass Strecken und Zeiten in den bestehenden ÖPNV eingebunden sind – Parallelangebote gibt es nicht. Und die Attraktivität von Buslinien wird dadurch gesteigert, dass in den Zeiten zwischen den regulären Busfahrten nun auch Mobilfalt-Fahrten auf diesen Strecken möglich sind.
Die Mobilfalt-Gemeinden
Die drei Pilotregionen bestehen aus zwei besonders ländlichen Räumen und einem Raum mit starkem regionalen Zentrum. Die Pilotregion Sontra/Nentershausen/Herleshausen im Werra-Meißner-Kreis ist sehr ländlich mit ca. 13.360 Einwohnern. Niedenstein im Schwalm-Eder-Kreis hat 5.370 Einwohner und liegt im Speckgürtel von Kassel. Witzenhausen im Werra-Meissner-Kreis ist Universitätsstandort und mit 15.500 Einwohnern die größte Pilotregion.