„Stärkung der Chancengleichheit und des sozialen Zusammenhalts sind unsere Ziele“Interview zur Demografie in Bremen
Zum Start der Bremer Ländermonate auf dem Demografieportal spricht Staatsrätin Gabriele Nießen, zuständig für Stadtentwicklung, Wohnungsbau und Zentrales bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, über Bremen und demografische Trends in ihrem Bundesland.
Frau Nießen, Sie sind seit 2020 als Staatsrätin für Stadtentwicklung, Wohnungsbau und Zentrales in Bremen tätig. Was verbinden Sie mit den beiden Städten Bremen und Bremerhaven?
Mit den beiden Städten unseres Landes Bremen und Bremerhaven verbinde ich ganz besonders und zuallererst die Menschen, die hier leben. Ich bin angetan von der Offenheit und der hanseatischen Freundlichkeit. Besonders spannend sind für mich unsere zahlreichen Transformations- und Konversionsflächen, die uns die Chance eröffnen, uns visionär, klimaneutral, verkehrsarm und sozial gerecht aufzustellen. Ein weiterer Pluspunkt ist die Lage an der Weser. Früher wurde der Fluss nur mit Arbeiten verbunden. Als Ausflugsziel spielte er eher eine untergeordnete Rolle. Das hat sich in den letzten zwanzig Jahren geändert. Der Freizeitwert hat sich deutlich verbessert. Und wir sind weiter dran. Beide Städte sind sehr naturnah. Insgesamt betrachtet muss man sie einfach mögen und wir sind und bleiben einzigartig als Bundesland mit zwei Städten. Das ist etwas ganz Besonderes und prägt.
Wie schätzen Sie die demografische Entwicklung des Landes Bremen in den letzten Jahren ein?
In der Vergangenheit gab es einige Hochs und Tiefs bei der Bevölkerungsentwicklung. In den vergangenen zehn Jahren, ich spreche hier von 2010 bis 2019, ist die Bevölkerung um rund 20.500 Einwohnerinnen und Einwohner auf etwa 681.200 Menschen gewachsen. Dies lag insbesondere an der Zuwanderung aus dem europäischen und nicht-europäischen Ausland. Als Stadtstaat mit zwei Großstädten hängt unsere Bevölkerungsentwicklung besonders stark mit dem Wanderungsgeschehen in und natürlich auch aus den Städten zusammen. Die Suburbanisierung ist ein wichtiges Thema. Auch, weil die angrenzenden Gemeinden zum Bundesland Niedersachsen gehören. Neben der Zuwanderung haben wir in der letzten Zeit erfreulicherweise auch eine Zunahme von Geburten zu verzeichnen.
Wie sehen die zukünftigen demografischen Trends in Bremen aus?
Der demografische Wandel macht auch vor dem Land Bremen nicht halt. Wir sehen bereits jetzt, dass die Zahl der älteren Menschen stetig zunimmt. So ist der Anteil der über 80-Jährigen in den letzten zehn Jahren von 5,8 auf 6,7 Prozent gestiegen. Absolut bedeutet das eine Zunahme um circa 7.500 Personen. Mittelfristig wird dieser Anteil noch weiter steigen. Langfristig betrachtet, das entnehmen wir der derzeitigen Vorausberechnung des Statistischen Bundesamtes, werden wir im Vergleich mit den anderen Bundesländern anteilig aber weniger ältere Menschen und mehr Kinder und Jugendliche haben.
Was wir zudem noch beobachten, ist die Zunahme der Ein-Personen-Haushalte, die in Großstädten ohnehin schon einen erhöhten Anteil ausmachen, im Zwei-Städte-Staat Bremen zum Beispiel mit 51,7 Prozent etwas mehr als die Hälfte aller Haushalte. Aus einer für die Stadt Bremen vorliegenden Haushaltevorausberechnung wissen wir, dass deren Anteil noch weiter zunehmen wird.
Welche Herausforderungen sehen Sie durch die demografische Entwicklung?
Die Bedürfnisse werden sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen verändern. Darauf reagieren wir bereits und werden das selbstverständlich auch zukünftig weiter tun. Selbstbestimmt bis ins hohe Alter leben zu können ist eine wichtige, aber nicht die einzige Facette, die im Kontext des demografischen Wandels zu betrachten ist. Die Digitalisierung und die Partizipation sind ebenso von Bedeutung. Die Anpassung der Quartiere an die Zukunft ist eine wichtige Herausforderung. Es muss uns gelingen, unsere Quartiere so weiterzuentwickeln, dass sie für alle Altersgruppen gleichermaßen attraktiv sind. Ich betrachte zum Beispiel „Barrierefreiheit“ nicht nur als eine zentrale Bauaufgabe für Menschen mit Behinderung, sondern auch als Komfort für eine älter werdende Gesellschaft.
Verfolgt das Land Bremen eine Demografiestrategie?
Eine übergreifende Strategie gibt es für das Land Bremen nicht. Das heißt nicht, dass wir uns nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit diesem Thema widmen. Im Leitbild für die Stadt Bremen „Lebenswert – urban – vernetzt“ ist der demografische Wandel ein Teil der Herausforderungen. In meinen Bereichen, der Stadtentwicklung und dem Wohnungsbau ist der demografische Wandel ein Thema, das bei vielen strategischen Überlegungen wichtig ist. Das ist in den anderen senatorischen Behörden nicht anders. In der Regel, auch das ist eine Besonderheit eines kleinen Bundeslandes, sitzen die beiden Kommunen ja automatisch mit am Kabinettstisch.
Aus demografischer Sicht weist der Zwei-Städte-Staat mehrere Besonderheiten auf: Mit einer Ausdehnung von nur 419 km2 und einer Einwohnerzahl von 680.000 Menschen ist es sowohl in Bezug auf die Fläche als auch auf die Bevölkerung das kleinste aller deutschen Bundesländer.
Der Stadtentwicklungsplan Wohnen 2030 schließt seit 2021 an die bestehende Wohnungsbaukonzeption in der Stadt Bremen an. Das Ziel: ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Wohnangebot für die aktuell oder künftig hier lebende Bevölkerung zu schaffen.
Im Jahr 2028 werden in einem der größten innerstädtischen Stadtentwicklungsprojekte und Hafenrevitalisierungs-Projekte Europas 8.600 Menschen leben.
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