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Die Entwicklung von Quartieren ist eine Aufgabe, der sich jede Gemeinde stellen muss, so auch die Städte Bremerhaven und Bremen. Als Antwort auf die Frage, was genau ein Quartier ist, gibt es mittlerweile eine Reihe von Erklärungsansätzen.
Der Begriff „Quartier“ kommt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie „Viertel“ oder „Stadtviertel“ - ein räumlich dehnbarer Begriff.
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung hat in seiner Veröffentlichung „Ziele nachhaltiger Stadtquartiersentwicklung“ (BBSR-Analysen KOMPAKT, 09/2013) beschrieben, dass Quartiere eine herausgehobene Bedeutung im alltäglichen Leben und als städtebauliche Handlungsräume besitzen.
Hier werden direkt und dauerhaft die Lebensqualität, die Qualität der Umwelt, der soziale Zusammenhalt und Ausgleich, die wirtschaftliche Tragfähigkeit und kulturelle Innovationskraft erlebbar.
Unser Leben wird also entscheidend davon mitgeprägt, in welcher Umgebung wir unseren Alltag verbringen, wo wir „zu Hause“ sind. Damit geht einher, dass die Entfaltungsmöglichkeiten und die Lebensqualität sowie die Identifikation der Menschen mit ihrem Viertel maßgeblich von den Strukturen und Entwicklungsprozessen dieser Quartiere abhängen.
Bei der Quartiersentwicklung gilt es zu unterscheiden, ob es sich um neue, in der Planung/Entwicklung befindliche oder um bestehende Quartiere handelt. Da der größte Teil der Stadt bereits gebaut ist, müssen sich insbesondere die bereits existierenden Quartiere an den gesellschaftlichen und den demografischen Wandel, aber auch an den Klimawandel anpassen. Während in der Vergangenheit eine Zeit lang versucht wurde, die Funktionen „Wohnen“ und „Arbeiten“ räumlich zu trennen, werden diese aktuell wieder vermehrt zusammengedacht und zusammengebracht.
Der demografische Wandel bringt die Herausforderung mit sich, Quartiere so zu gestalten, dass ältere Menschen die Möglichkeit der Teilhabe besitzen. Andererseits können Quartiere im Generationswechsel wieder verstärkt Infrastrukturen für jüngere Menschen benötigen.
Unsere Gesellschaft wird zudem immer vielfältiger. Auch hier sind entsprechende Anpassungen erforderlich. Beim Umgang mit dem Klimawandel geht es nicht nur darum, den Klimaschutz voranzubringen, sondern auch um eine Anpassung der Quartiere an das sich verändernde Klima. Die Quartiere wiederum begegnen diesen Herausforderungen nicht unbedingt gleichzeitig, es sind auch nicht alle Quartiere einer Gemeinde betroffen.
Um den vielfältigen Herausforderungen in gewachsenen Quartieren zu begegnen, bedarf es eines ganzheitlichen Vorgehens. Die Notwendigkeit dieser integrierten Herangehensweise besteht darin, dass sowohl soziale als auch baulich-infrastrukturelle Herausforderungen in Quartieren immer auf vielschichtige, sich gegenseitig bedingende Ursachen zurückgehen. Isolierte und eindimensional konzipierte Lösungen und Einzelprojekte laufen daher langfristig ins Leere und entfalten nicht die notwendige Wirkung.
Damit Städte die Folgen von Struktur- und Klimawandel sowie bauliche, demografische und gesellschaftliche Herausforderungen besser bewältigen können, unterstützt der Bund mit den Programmen der Städtebauförderung seit 50 Jahren die Schaffung nachhaltiger städtebaulicher Strukturen. Er gewährt den Bundesländern Finanzhilfen, die durch Mittel der Länder und Kommunen ergänzt werden und mit denen der Um-, Aus-, Neu- oder Rückbau von öffentlichen Infrastrukturen, Räumen und Einrichtungen sowie eine Vielzahl weiterer öffentlicher und privater Investitionen im Quartier finanziert werden können. Diese Möglichkeiten nutzt das Land Bremen.
Voraussetzung für den Einsatz der Bund-Länder-Städtebauförderung im Quartier sind Integrierte Entwicklungskonzepte (IEK). Sie bieten den konzeptionellen Orientierungsrahmen für eine ressort- und fachübergreifend abgestimmte Planung und Bündelung von öffentlichen Investitionen im Quartier. Bei Aufstellung von IEK müssen städtebauliche Missstände konstatiert sowie Entwicklungsziele formuliert werden. Auf deren Basis werden die verschiedenen Maßnahmen und Handlungsfelder der Quartiersentwicklung vor Ort integriert betrachtet und umgesetzt.
In Bremen und Bremerhaven finden Integrierte Entwicklungs- bzw. Handlungskonzepte Anwendung. Den Rahmen für den derzeit umfassendsten und größten Stadterneuerungs-prozess in der Stadt Bremen bildet das 2014 beschlossene „IEK Gröpelingen“. Die Herausforderungen in diesem Stadtteil reichen von der Integration junger Menschen aus dem Ausland (Ankommensstadtteil) über Armut bis hin zu Klimaschutz und Klimafolgenanpassung.
Im September 2020 wurde vom Bremer Senat das Landesprogramm „Lebendige Quartiere“ beschlossen. Mit dieser Initiative ist es erstmals gelungen, die in den vergangenen Jahren errichteten sozialen Infrastrukturangebote nachhaltig abzusichern und perspektivisch weiterzuentwickeln. Die Angebote fördern das soziale Miteinander im Wohnquartier, schaffen gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten und erhöhen die Chancengleichheit. Das Programm baut konsequent auf bereits bestehenden sozialraumorientierten Förderprogrammen auf. Wesentliche Säulen sind:
Hinzu kommen die Stärkung und Stabilisierung auffälliger Kleinstgebiete und die Unterstützung von neuen Quartieren bei deren Entwicklung. Bestehende Angebote und Förderungen werden noch enger verzahnt. Der erfolgreiche Weg der verbesserten ressortübergreifenden Zusammenarbeit vor Ort und in den Ressorts wird weiter gestärkt. Das Landesprogramm ist dabei die Klammer einer nachhaltigen Quartiersentwicklung, mit der die positiven Wirkungen integrierter städtebaulicher Handlungs- und Entwicklungskonzepte genutzt werden.
Neben den umfänglicheren Quartiersentwicklungen durch Handlungsrahmen wie den IEK gibt es auch die Möglichkeit, niedrigschwellige Angebote anzubieten, die Impulse für und Ideen in die Quartiere geben können.
In der Stadt Bremen geschieht dieses beispielsweise durch die ZwischenZeitZentrale, welche die Nutzung von leerstehenden gewerblichen Räumen und Brachflächen für zeitlich befristete kommerzielle, kulturelle und auch soziale Nutzungen vermittelt.
Auf Grundlage des IEK´s Gröpelingen findet der größte Stadterneuerungsprozess Bremens statt.
Die ZwischenZeitZentrale organisiert und vermittelt die Nutzung von leerstehenden gewerblichen Räumen und Brachflächen für zeitlich befristete kommerzielle, kulturelle und auch soziale Nutzungen.
Das IEK Gröpelingen bietet den konzeptionellen Orientierungsrahmen für eine ressort- und fachübergreifend abgestimmte Planung und Bündelung von öffentlichen Investitionen im Quartier.
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