Brandenburg wird älter – eine Gesellschaft des langen Lebens gestaltenThemenartikel
Den mit einer älter werdenden Gesellschaft verbundenen Fragen geht seit letztem Jahr in Brandenburg der erstmals berufene Landesseniorenbeauftragte nach. Welche Anforderungen ergeben sich an das Wohnen oder die Mobilität und die gesundheitliche Versorgung im Flächenland? Welche Rolle spielt Altersarmut und wie kann Ehrenamt zum aktiven Altern beitragen? Diese und weitere Themenfelder gehören zum Querschnittsbereich der Politik für und mit älteren Menschen.
In einem der populärsten Songs der Rockband Puhdys heißt es: „Alt wie ein Baum, möchte ich werden“. Und es stimmt, die Menschen werden immer älter – die Lebenserwartung ist in den zurückliegenden Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Gab es vor 20 Jahren deutschlandweit 3.000 über Hundertjährige, so sind es aktuell rund 20.000. Diese Entwicklungen können wir in Brandenburg besonders gut beobachten. Hier altert die Bevölkerung schneller als in anderen Regionen Deutschlands. Ist heute ein Viertel der Brandenburgerinnen und Brandenburger 65 Jahre und älter, wird es in knapp 10 Jahren jede und jeder Dritte sein – und damit rund 130.000 Menschen mehr als heute.
Die Älteren werden vielfältiger
Dabei zeigt eine aktuelle Studie zur „Situation Älterer im Land Brandenburg“ deutlich: Den älteren Menschen gibt es nicht. Die weite Spanne reicht von 65-Jährigen „Jungsenioren“ (neudeutsch: „Baby-Boomer“) bis zu den genannten Hundertjährigen. Die nachberufliche Lebensphase umfasst damit oft 20 bis 30 Lebensjahre. Diese Phase gestalten Menschen auf ganz individuelle Art und Weise. Mit den unterschiedlichen Lebenssituationen gehen auch individuelle Bedarfe älterer Menschen einher. Dafür Hilfs- und Unterstützungsangebote anzubieten, ist Aufgabe von Staat und Gesellschaft.
Ältere als Aktivposten der Gesellschaft
„Gut älter werden in Brandenburg“ ist Leitbild der Landesregierung, das durch ein selbstbestimmtes, eigenständiges und vielfältiges Leben im Alter, verbunden mit gesellschaftlicher Teilhabe, gekennzeichnet ist. Dieser Grundsatz findet sich auch in den Seniorenpolitischen Leitlinien Brandenburgs wieder. Die Seniorenpolitik setzt dabei an der Phase des Übergangs von der Erwerbstätigkeit in den Ruhestand an und betont die Potenziale der Älteren. Diese werden als Aktivposten der Gesellschaft wertgeschätzt und bringen sich mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen ein. Damit tun sie etwas Sinnstiftendes für sich und gleichzeitig leisten sie wertvolle Arbeit für den Zusammenhalt in Brandenburg. Im Rahmen der jährlich stattfindenden Brandenburgischen Seniorenwoche wird dieses Engagement gewürdigt.
„Pakt für Pflege“ unterstützt Pflegebedürftige und ihre Familien
Genauso berücksichtigt die Seniorenpolitik besondere Probleme und Hilfebedarfe der älteren Generation. Mit dem „Pakt für Pflege“ wird seit diesem Jahr ein zentrales Vorhaben der Landesregierung umgesetzt. Ziel ist es, die häusliche Pflege zu stärken, Pflegebedürftige und ihre Angehörigen zu entlasten, Beratungsstrukturen bei den Pflegestützpunkten auszubauen, in Tages- und Kurzzeitpflege zu investieren und die Fachkräftesicherung in der Pflege zu fördern. Dafür stehen allein in diesem Jahr 22 Millionen Euro bereit. Herzstück ist die „Pflege vor Ort“, bei der jede Kommune im Land ein eigenes Budget an die Hand bekommt, um von alltagsunterstützenden Angeboten bis hin zum gemeinsamen Mittagessen Aktivitäten in den Gemeinden umzusetzen. Diese und weitere Praxisbeispiele sind in einer Broschüre der Fachstelle „Altern und Pflege im Quartier“ (FAPIQ) zu finden, die zum Nachahmen anregen sollen. FAPIQ und das Kompetenzzentrum Demenz beraten darüber hinaus zu allen Fragen der Projektrealisierung. Kommunale Pflegedossiers informieren über die jeweilige Pflegesituation in Landkreis und Kommune.
Altersarmut: eine wachsende Herausforderung
Viele Ältere und vor allem angehende Rentnerinnen und Rentner haben zunehmend Sorgen, wie sie im Alter ihren Lebensunterhalt finanzieren können. Mit guter Arbeit und einem auskömmlichen Mindestlohn beziehungsweise tariflicher Entlohnung werden dafür die Grundlagen im aktiven Arbeitsleben gelegt. Für all diejenigen, die eine geringe Rente beziehen, ist Anfang des Jahres die Grundrente für langjährig Versicherte eingeführt worden. Zudem können Rentnerinnen und Rentner über niedrigschwellige Informations- und Beratungsangebote Unterstützung erhalten.
Gut organisierte Interessenvertretung Älterer im Land
Rund 170 Seniorenbeiräte in den Landkreisen sowie den Städten und Gemeinden engagieren sich für die Teilhabe der Seniorinnen und Senioren in Brandenburg. Der Seniorenrat des Landes Brandenburg e.V. bündelt diese Interessen auf Landesebene.
Seit letztem Jahr gibt es zudem einen Landesseniorenbeauftragten in Brandenburg . Dieser vertritt die Interessen Älterer gegenüber Politik, Verwaltung sowie Zivilgesellschaft und arbeitet unabhängig. Eine seiner Aufgaben ist die Weiterentwicklung der Seniorenpolitischen Leitlinien der Landesregierung im engen Austausch mit den Interessenvertretungen der Älteren im Land.
Ein Ausblick: Seniorenpolitik als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Ob in der Politik, der Verwaltung, den Kommunen oder den Verbänden und Beiräten: Seniorenpolitik ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nur gemeinsam gelingen kann. Und die Herausforderungen sind da. So werden über 40.000 Menschen bis 2030 neu für die Arbeit in der Pflege in Brandenburg gewonnen werden müssen. Gleichzeitig sollte das Lebensumfeld der Älteren so gestaltet werden, dass ein möglichst langes selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden im Alltag umgesetzt werden kann. Dies entspricht dem Wunsch der meisten Seniorinnen und Senioren und ist auch gesamtgesellschaftlich sinnvoll. Dies stellt jedoch Anforderungen, beispielsweise an altersgerechten Wohnraum und ein entsprechend gestaltetes Wohnumfeld. Mit konsequenter Fortsetzung und Weiterentwicklung seiner Politik des aktiven Alterns kann Brandenburg zu einem Modellland für eine älter werdende Gesellschaft werden.
Katharina Wiegmann, Projektleiterin der Fachstelle Altern und Pflege im Land Brandenburg (FAPIQ), zeigt auf, wie durch „Pflege vor Ort“ die kommunale Pflegeverantwortung gestärkt werden kann und zeichnet einen Weg zu alternsfreundlichen Kommunen.
Im Netzwerk engagieren sich Ehrenamtliche an verschiedenen Standorten des Landes Brandenburg. Sie besuchen Hochaltrige zu Hause und bieten Gespräche und Bewegungsangebote an.
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