Willkommen in Brandenburg! Rückkehr und Zuzug als Potenzial für die ZukunftThemenartikel
Es kann so einfach sein! – Nach demografisch schwierigen Nachwendejahren ist Brandenburg die Trendwende gelungen. Das Land kann bei Rückkehr und Zuzug punkten. Hiervon profitieren auch berlinferne Regionen. Um Fachkräfte zu gewinnen, gilt es weiterhin, ein gutes Klima für „Ankommen in Brandenburg“ zu schaffen. Ein Netzwerk von Willkommensinitiativen steht hierfür bereit. Es bringt vor Ort auch Zuzügler und bisher dort wohnende Menschen zusammen.
Rückkehr und Zuzug als wichtige Potenziale
Wie alle ostdeutschen Länder war auch Brandenburg in den ersten beiden Nachwende-Jahrzehnten von zwei großen Abwanderungswellen geprägt. Schätzungsweise 800.000 Brandenburgerinnen und Brandenburger verließen im Zeitraum von 1992 bis 2015 das Land. Besonders betroffen waren die berlinfernen Räume, während die unmittelbar an Berlin angrenzenden Kommunen von der Suburbanisierung aus Berlin profitieren konnten.
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Brandenburgs hat eine Trendumkehr eingesetzt. Seit dem Jahr 2010 kann das Land einen wachsenden Wanderungssaldo aufweisen.
Die einst abgewanderten Brandenburgerinnen und Brandenburger stellen ein beachtliches Potenzial dar. Aus der Perspektive der Wirtschaft werden Zuzügler und Rückkehrer zuerst als potenzielle Fachkräfte wahrgenommen.
Es geht jedoch um weit mehr. Denn nicht Einzelpersonen, sondern ganze Familien verlegen ihren Lebensmittelpunkt wieder zurück in die alte Heimat.
Zudem reichen die Effekte weit über die Fachkräftesicherung hinaus: Verbesserung der Nachfrage nach (sozialen) Infrastrukturen, Steigerung der Wohnnachfrage, Stabilisierung sozialer und familiärer Netzwerke, Einbringen neuer Ideen und Erfahrungen sowie Stärkung des zivilgesellschaftlichen Engagements.
Ankommen in Brandenburg – Förderung von Rückkehr und Zuzug
Die gezielte Förderung der Rückwanderung ehemaliger Brandenburgerinnen und Brandenburger ist deshalb ein wichtiges Instrument zur Stabilisierung der demografischen und regionalen Entwicklung. Erster wichtiger Punkt ist die Regionalität. Rückkehrer wollen, wenn sie kommen, in die alte Heimat. Der Uckermärker in die Uckermark, der Lausitzer in die Lausitz. Deswegen verfolgt Brandenburg nicht einen „zentralen“ Landesansatz, sondern unterstützt regionale Initiativen. Die brandenburgische Landesregierung fördert deshalb seit 2017 mit einem Förderprogramm die Arbeit von regionalen Rückkehr- und Zuzugsinitiativen. Im Vordergrund steht, insbesondere den Aufbau und die Arbeit regionaler Initiativen im weiteren Metropolenraum zu stärken, da hier den hohen Abwanderungsraten vergleichsweise geringe Zuwanderungsraten gegenüberstanden. Inzwischen verschiebt sich der Schwerpunkt hin zur Zuzugsgewinnung (und weg von Rückkehr).
Im Vordergrund der Rückkehrentscheidungen stehen oft sogenannte weiche Faktoren:
Rückkehrinitiativen und Willkommensagenturen sind authentische Ansprechpartner vor Ort. Sie kümmern sich um die Menschen und beraten bei ganz verschiedenen Fragen rund um die Themenbereiche Arbeit, Wohnen, Soziales, Freizeit. Und sie beraten nicht nur, sondern sie helfen mittlerweile umfassend und mit neuen Ideen dabei mit, das Leben vor Ort zu gestalten. Zu den Rückkehr- und Zuzugsinitiativen der ersten Stunde gehören Comeback Elbe-Elster in Finsterwalde, Guben tut gut und Landeplatz Nordwestbrandenburg.
Mittlerweile sind es Initiativen aus ganz Brandenburg, die aktiv den Auswirkungen des demografischen Wandels in ihrer Region entgegenwirken. Sie haben sich im Netzwerk „Ankommen in Brandenburg“ zusammengeschlossen. Unternehmernetzwerke, Wohnungsgesellschaften, Marketingvereine, Wirtschaftsfördergesellschaften oder Initiativen in freier Trägerschaft unterstützen Menschen bei ihrem Neuanfang in Prignitz, Lausitz oder in Märkisch-Oderland. Der Austausch im Netzwerk liefert hierfür Impulse, schafft neue Kooperationen und stärkt damit die Arbeit vor Ort. Das vom Verein Generationen gehen gemeinsam (G3) e.V. getragene Netzwerk wird aus Landesmitteln finanziert.
Neue Herausforderungen
Brandenburg kann positiv in die Zukunft blicken. Aktuell bewirkt der anhaltend positive Zuzugstrend der vergangenen Jahre im Landesmaßstab für die nächsten circa fünf Jahre eine zeitweise Stabilisierung der Bevölkerungszahl. Aus dem Brain Drain der Nachwendejahre ist ein Brain Gain geworden, ein Zuzug von Talenten. Denn Zuzügler und Rückkehrer sind überwiegend hoch qualifiziert. Auch 2020 konnte Brandenburg eine gestiegene Zuwanderung mit einem Zuzugsgewinn von 24.800 Menschen verzeichnen. Nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg standen im „Corona-Jahr“ 80.100 Zuzüge einer Zahl von 55.300 Fortzügen über die Landesgrenzen Brandenburgs hinweg gegenüber. Der hohe Zuzugsgewinn rekrutierte sich wesentlich durch die mit 20.400 Personen sehr hohe Nettozuwanderungsrate aus Berlin.
Neue Ansiedlungen wie Tesla und bedeutende Standorterweiterungen wie BASF führen zu guten Beschäftigungsperspektiven. Auch die ersten Vorhaben im Zusammenhang mit dem Strukturwandelprozess in der Lausitz nehmen Fahrt auf. Zugleich werden aber auch das Ausscheiden der sogenannten Babyboomer-Generation und die demografischen Verluste der ersten Nachwendejahre zu einem verschärften Wettbewerb um Fachkräfte führen. Von großer Bedeutung sind deshalb die entstandenen Chancen im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung. Durch die zunehmende Etablierung von sogenannten Remote-Work-Modellen sind Leben und Arbeiten auf dem Land wieder möglich und attraktiv. Die mit der Corona-Pandemie verbundene „Zwangspause“ hat dabei wie ein Katalysator gewirkt. Viele junge Familien aus dem großstädtischen Raum haben grundsätzliche Lebensentscheidungen überdacht und Interesse, ihren Lebensmittelpunkt nach Brandenburg zu verlagern. Aufgrund der vergleichsweise stabilen Immobilienpreise und der verbesserten Verkehrsanbindungen stehen mittlerweile verstärkt die berlinfernen Regionen im Fokus, insbesondere die sogenannten Städte der zweiten Reihe, die in etwa einer Stunde aus Berlin mit dem Zug zu erreichen sind.
Erfreulicherweise profitiert inzwischen auch der weitere Metropolenraum von der wachsenden Zuwanderung. 15 Jahre lang hatten die berlinfernen Regionen Einwohnerinnen und Einwohner an die Bundeshauptstadt verloren. 2014 kehrte sich das Verhältnis um und seither erzielt der weitere Metropolenraum einen wachsenden Wanderungsgewinn gegenüber Berlin. 2020 lag er bei +5.500, so hoch wie nie seit der Vereinigung.
Ziel der Landesregierung ist es, diesen positiven Trend weiter auszubauen und den Fokus auf die Gewinnung von Zuzug zu legen. Da Zuziehende anders als Rückkehrer meist noch keine Kontakte oder Bindungen nach Brandenburg aufweisen, bedarf es anderer Anspracheformate. Ein inzwischen bundesweit bekanntes Erfolgsmodell, das inzwischen mehrere Nachahmer gefunden hat, ist der Summer of Pioneers der Stadt Wittenberge. Von zunehmender Bedeutung ist die Stärkung des Zusammenhalts vor Ort. Dies wird durch eine vom Landesnetzwerk beauftragte Befragung zu den Effekten von Zuzug im Sozialraum Märkische Schweiz des Instituts „tamen“, Entwicklungsbüro für Arbeit und Umwelt, bestätigt. Zuziehende, Rückkehrer und Alteingesessene mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen zusammenzubringen ist deshalb ein erklärtes Ziel der Landesregierung, das mit den Mitteln des aktuellen Förderprogramms 2021/2022 unterstützt wird.
Die Landesregierung hat 2018 das Landesmarketing dahingehend aufgestellt, das wasserreichste deutsche Bundesland Brandenburg im Wettbewerb der Regionen als exzellenten naturnahen, aber bezahlbaren Lebensort mit hoher Lebensqualität für alle Generationen und mit zukunftsfähigen Arbeitsplätzen und erstklassigen Bildungschancen zu profilieren. Wesentliche Aufgabe ist es dabei, Brandenburg, seine Reize und seine Entwicklung in Deutschland bekannter zu machen als auch das Heimatbewusstsein insbesondere der Zuzügler in Brandenburg zu schärfen.
Dazu bietet die Landesregierung im Rahmen der laufenden Imagekampagne eine schnelle Übersicht über alle Anlaufstellen zur Vermittlung all derjenigen Informationen, die für eine Zuzugsentscheidung eine wichtige Rolle spielen. Die Übersicht folgt dem Claim der Landeskampagne „Brandenburg. Es kann so einfach sein!“ und zeigt die einzigartigen Möglichkeiten, die Brandenburg bietet: einfach sein Ding zu machen, Freiraum zu haben, naturnah sein Leben zu verwirklichen, ohne unbedingt auf die Chancen der Megaurbanität verzichten zu müssen. Die positiven Zuzugsentwicklungen der letzten Jahre zeigen, dass viele Menschen diese Möglichkeiten nutzen wollen.
Um Fachkräfte zu gewinnen, gilt es, ein gutes Klima für „Ankommen in Brandenburg“ zu schaffen. Ein landesweites Netzwerk von Willkommensinitiativen steht hierfür bereit. Es bringt Zuzügler vor Ort mit dort wohnenden Menschen zusammen.
Die wobra Wohnungsbaugesellschaft möchte Einheimische, Zuziehende, Rückkehrende, Besucher und Zuzugsinteressierte in den Dialog mit der Stadtverwaltung bringen. Dazu hat sie die Plattform findedasleben.de als Anlaufpunkt eingerichtet.
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