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In Brandenburg leben heute circa 2,5 Millionen Menschen. Das Land umfasst eine Fläche von 29.654 km2. Im Durchschnitt leben damit auf jedem Quadratkilometer 85 Menschen. Das klingt zunächst einmal, als hätten die Brandenburgerinnen und Brandenburger ziemlich viel Platz zur Lebensgestaltung und sollten froh sein, über so viel Raum für kreative Entfaltung, Ruhe und Erholung zu verfügen.
Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht: 13 Prozent der Fläche werden im seenreichsten Bundesland nämlich von Wasser bedeckt. Damit müssten sich theoretisch schon 97 Menschen den Quadratkilometer teilen. Berücksichtigt man dann noch die enormen Wald- und Landwirtschaftsflächenanteile, „tummeln“ sich schon deutlich mehr Brandenburgerinnen und Brandenburger auf 1.000 m2 und der Nachbar oder die Nachbarin rückt dann doch in greifbare Nähe.
Soweit die trockenen statistischen Daten. Was bedeuten sie aber in der konkreten Lebenswirklichkeit? Ist das berühmte Glas nun halb leer oder halb voll, würde der Philosoph in Anbetracht dieser Zahlenspielereien vermutlich den Demografen fragen. Der würde antworten, dass Brandenburg zwar seit der Wiedervereinigung fast 60.000 Einwohnerinnen und Einwohner verloren hat, damit aber das demografisch stabilste ostdeutsche Bundesland ist. Man würde also annehmen, das Glas sei aus demografischer Sicht eher halb voll. Allerdings würde der Demograf auf die Zukunft verweisen und zu bedenken geben, dass trotz eines leichten Anstiegs der Bevölkerungszahlen in den letzten Jahren statistische Vorausberechnungen mittelfristig einen erneuten Bevölkerungsrückgang für Brandenburg verzeichnen.
Eine Aussage, die man so pauschal auch wieder nicht treffen kann, denn Brandenburg verzeichnet als Flächenland, das die Metropole Berlin umschließt, erhebliche Unterschiede zwischen den demografischen Entwicklungen in den Ballungsräumen rund um die Bundeshauptstadt und den eher ländlich geprägten Regionen.
Wie in den anderen ostdeutschen Bundesländern auch, ist die demografische Entwicklung Brandenburgs seit 1990 von niedrigen Geburtenraten in der Nachwendezeit und den Abwanderungswellen vor allem der jüngeren Generationen in der Wende- und Nachwendezeit sowie zu Beginn der 2000er Jahre geprägt. Infolge dieser Abwanderungsbewegungen schrumpfte insbesondere die Anzahl der für die heimische Wirtschaft zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte und Auszubildenden und es erhöhte sich der Altersquotient. Die ohnehin schon niedrige Geburtenrate der Wendezeit sank in den Folgejahren noch weiter ab. Der Bevölkerungsverlust betraf überwiegend die ländlichen Räume, während die berlinnahen Regionen von der beginnenden Suburbanisation Berlins profitierten. Bis heute wird das Leben in Brandenburg von einem andauernden Umstrukturierungsprozess geprägt, der vor allem mit Blick auf die gesamtgesellschaftlichen Zukunftsthemen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Klimapolitik immer wieder vor neuen Herausforderungen steht. Und dieser Prozess verläuft in den Regionen des Landes durchaus unterschiedlich.
Spürbar wird der demografische Wandel in Brandenburg vor allem, wenn man sich die Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung ansieht: Seit 1990 ist der Anteil der unter 20-jährigen Brandenburgerinnen und Brandenburger um neun auf heute 17 Prozent gefallen, während sich der Bevölkerungsanteil der Älteren im selben Zeitraum verdoppelt hat. Während heute noch 58 Prozent der Bevölkerung im sogenannten erwerbsfähigen Alter, das heißt zwischen 20 und 64 Jahre alt sind, gehen Bevölkerungsvorausberechnungen davon aus, dass dieser Anteil bis 2050 auf 49 Prozent sinken wird.
Brandenburg sieht sich in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen denselben demografischen Aufgabenstellungen gegenüber wie die übrigen Bundesländer und die Bundesrepublik insgesamt. Für alle gilt gleichermaßen, den für sich, seine Bevölkerung und vor allem die einzelnen Regionen passenden und besten Weg zu finden, um gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen zu begegnen, Chancen zu nutzen und Risiken – soweit es geht – abzumildern.
Über die vier Monate, in denen Brandenburg sich auf dem Demografieportal des Bundes und der Länder präsentieren kann, sollen daher die Wege gezeigt werden, die Brandenburg bereits geht und zukünftig noch gehen will.
Wachstumsregionen und sogenannte strukturschwache Räume sind typische Raumbilder auch in anderen Ländern. Deshalb wird es darum gehen, wie sich Flächenland und Metropolenregion ergänzen können, das heißt welche wechselseitigen Bedarfe gibt es und wie kann man diese gemeinsam bedienen? Gleichzeitig wollen wir uns damit beschäftigen, wie Städte zukunftsfähig entwickelt und Lösungen für verschiedenste Herausforderungen und Bedürfnislagen erarbeitet werden können.
Eine aktive und offene Zivilgesellschaft ist ein wesentlicher Pluspunkt im „Kampf um die Köpfe“. Es soll dargestellt werden, wie die Rahmenbedingungen für Ehrenamt und Demokratiestärkung im Kontext demografischer Entwicklungen anzupassen sind. Gerade ein Flächenland wie Brandenburg braucht vor allem in ländlich geprägten Räumen ehrenamtliches Engagement. Ebenso wichtig ist es, diejenigen in demokratische Prozesse zu integrieren, die sich von der Landeshauptstadt zu weit entfernt und bei gesellschaftlichen Entscheidungen und Prozessen kaum beteiligt fühlen. Auch wird zu zeigen sein, was für den schrumpfenden Bevölkerungsanteil der unter 20-Jährigen getan werden kann, um gut versorgt und mit besten Perspektiven für ein Leben in Brandenburg ausgestattet werden zu können.
Weiterhin soll gezeigt werden, was Brandenburg tut, um einerseits diejenigen zu unterstützen, die in die Heimat zurückkehren möchten, und andererseits denjenigen, die zum ersten Mal nach Brandenburg ziehen wollen, nicht nur ein Willkommensgefühl zu vermitteln, sondern ihnen zu helfen, optimal Fuß in ihrer neuen Heimat zu fassen. Mit dem Edikt von Potsdam hat Brandenburg schon vor über 300 Jahren gezeigt, dass Menschen, die andernorts aus den unterschiedlichsten Gründen und Vorbehalten nicht erwünscht sind, hier willkommen geheißen werden und eine neue Heimat finden können. Wie vor 300 Jahren wird Brandenburg auch zukünftig auf Zuzug und gelungene Integration angewiesen sein, um gerade Themen wie den Arbeitskräftebedarf sinnvoll angehen zu können. Gleichzeitig wird ein Blick auf die Hochschulpolitik des Landes im Zeichen demografischer Entwicklungen geworfen.
Schließlich wird zu berichten sein, wie Brandenburg sich digitale Prozesse zunutze macht, um ersten Auswirkungen des demografischen Wandels schon frühzeitig entgegenzutreten bzw. diese aktiv mitzugestalten, um Digitalisierung optimal in den Dienst der gesamten Gesellschaft stellen zu können. Den letzten Beitrag wollen wir der Frage widmen, wie man in Brandenburg einerseits den sich verändernden und steigenden Ansprüchen des wachsenden Anteils älterer Bürgerinnen und Bürger gerecht werden und wie man andererseits den wachsenden Wunsch, auch nach dem Eintritt in den Ruhestand noch gesellschaftlich aktiv zu sein, Rechnung tragen kann.
Mit einem Durchschnittsalter von 47,1 Jahren hat Brandenburg die viertälteste Bevölkerung in Deutschland.
Die brandenburgische Bevölkerung ist in den letzten Jahren leicht gewachsen, mittelfristig ist ein Rückgang wahrscheinlich.
Das Umland von Berlin ist in den letzten fünf Jahren gewachsen, während periphere Gemeinden in Brandenburg schrumpften. Diese gegensätzliche Entwicklung wird voraussichtlich auch zukünftig anhalten.
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