Digitalisierung – Grundvoraussetzung für eine zukunftsfähige Entwicklung in Städten und ländlichen RäumenInterview
Zu Beginn des Themenmonats „Digitalisierung und Zukunftsorte“ spricht der brandenburgische Digitalbeauftragte und Staatssekretär in der Staatskanzlei, Dr. Benjamin Grimm, über die Rolle der Digitalisierung vor dem Hintergrund demografischer Entwicklungen in seinem Bundesland.
Sie sind seit 2019 nicht nur Staatssekretär in der Staatskanzlei, sondern gleichzeitig auch Digitalbeauftragter des Landes. Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei demografischen Herausforderungen?
Die Digitalisierung spielt bei demografischen Entwicklungen eine entscheidende Rolle, weil sie zu der Attraktivität von Städten und Regionen maßgeblich beiträgt. Nehmen wir beispielsweise die digitalen Infrastrukturen. Sie sind heutzutage wesentlicher Bestandteil der Daseinsvorsorge und entscheidender Standortfaktor für Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger. In dieser Hinsicht ist die Digitalisierung Grundvoraussetzung für eine zukunftsfähige Entwicklung in Städten und ländlichen Räumen, die dafür sorgt, dass Menschen gerne in Brandenburg leben und arbeiten.
Inwieweit kann die Digitalisierung konkret bei den demografischen Herausforderungen Brandenburgs nützlich sein?
Wir wollen die Digitalisierung nutzen, um Symptomen der demografischen Entwicklung wie Überalterung oder Fortzug frühzeitig entgegenzuwirken. Digitalisierung ist dabei kein Allheilmittel, sondern ein sehr schlagkräftiges Instrument, welches bewusst gesteuert werden muss. Das gilt insbesondere für digitale Angebote, die gezielt für die Menschen und den räumlichen Kontext entwickelt werden müssen. Charakteristisch für Brandenburg sind die weite Fläche und eine vergleichsweise dünne Besiedelung. Für Brandenburg bedeutet das, dass wir Digitalisierung als Chance der Vernetzung verstehen, mit deren Hilfe wir räumliche Distanzen überbrücken und ländliche Räume verbinden. Ein konkretes Beispiel dafür ist die wachsende Bedeutung der Telemedizin. Videosprechstunden oder digitale Krankenhausnetzwerke sind digitale Antworten auf eine alternde Gesellschaft, die bestmöglich auch über Distanzen versorgt werden soll.
Mit welchen Voraussetzungen kann Brandenburg punkten?
Wir haben in Brandenburg großen Gestaltungsspielraum. Nehmen wir beispielsweise die vergleichsweise günstigen Mieten oder auch teilweisen Leerstand. Wir beobachten in den letzten Jahren, dass solche Gelegenheiten von engagierten Initiativen genutzt werden, um der Kreativität und innovativen Ideen freien Lauf zu lassen und Zukunftsorte zu schaffen. Kleine Zentren, in denen beispielsweise alte Höfe genutzt werden, um neue Formen der Arbeit, des Lernens oder des Zusammenlebens auszuprobieren. Nicht selten ist die Digitalisierung auch hier ein wichtiger Baustein, beispielsweise um Co-Working oder die Einrichtung von Makerspaces zu ermöglichen.
Welche Rolle spielt die Zivilgesellschaft in diesem Prozess?
Die vergangenen Ländermonate über Brandenburg haben gezeigt, wie aktiv und vielfältig die Zivilgesellschaft und ehrenamtliches Engagement in Brandenburg sind. Darauf können wir sehr stolz sein und gleichzeitig ist diese Beteiligung nicht selbstverständlich. Deshalb gilt es, zivilgesellschaftliches Engagement nicht nur im analogen, sondern auch im digitalen Raum zu stärken. In Brandenburg laufen beispielsweise Projekte, um Vereinen und gesellschaftlichen Initiativen eine digitale Plattform zum Austausch und zur Organisation zu bieten. Auch nach der Pandemie bieten solche digitalen Lösungen die ideale Flexibilität zwischen Treffen vor Ort und Online-Veranstaltungen.
Wie sieht Brandenburgs digitale Zukunft aus?
Mit dem Digitalprogramm 2025 erarbeiten wir zurzeit ein praxisorientiertes Umsetzungsprogramm für die Digitalpolitik der kommenden Jahre. Wir knüpfen damit an die Digitalisierungsstrategie aus dem Jahr 2018 an und aktualisieren diese mit neuen Digitalvorhaben. Dabei wollen wir verstärkt auf die Anforderungen und Bedürfnisse der Menschen und der Gesellschaft eingehen. Das bedeutet insbesondere, dass digitale Anwendungen aus ihrer Perspektive gedacht und gestaltet werden. Das gilt von Projekten der digitalen Daseinsvorsorge bis hin zum digitalen Bürgerservice. Ziel ist es, ein Angebot zu erschaffen, das jeder und jedem die Teilhabe an der digitalen Welt ermöglicht und den Alltag der Menschen vereinfacht.
Welche Schwerpunkte wollen Sie als Digitalisierungsbeauftragter setzen?
Mir ist persönlich wichtig, dass digitale Angebote den Menschen dienen und wir den Vernetzungsgedanken stärker hervorheben. Außerdem wollen wir Digitalpolitik stärker im Kontext großer gesellschaftlicher Herausforderungen gestalten. Dazu gehören neben der demografischen Entwicklung natürlich auch der Klimawandel und die digitale soziale Frage. Das bedeutet, dass wir diese Entwicklungen bei der Gestaltung der Digitalpolitik im Land jederzeit mitdenken. Zudem ist es mir ein wichtiges Anliegen, dass wir die Synergien, die sich zwischen den einzelnen Vorhaben der Ressorts ergeben, bestmöglich nutzen. Das erfordert viel Abstimmung und manchmal auch etwas Geduld. Ich bin aber überzeugt, dass das Querschnittsthema Digitalisierung auch in der Umsetzung als solches behandelt werden muss. Nur so können wir die passenden Antworten für die digitalen Fragen unserer Zeit geben.
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