Demografie und Digitalisierung in BrandenburgThemenartikel
Zwei Megatrends, zwei Geschwindigkeiten: Während demografische Entwicklungen als vorhersehbar gelten und sich die damit verbundenen Herausforderungen langfristig abzeichnen, stellt die Digitalisierung häufig das Gegenteil dar. Technologische Entwicklungen gelten als schnelllebig und disruptiv. Dennoch oder gerade deswegen ist der digitale Wandel ein erfolgsversprechender Baustein bei der Bewältigung demografischer Herausforderungen in Brandenburg.
Mit dem Begriff des Megatrends beschreibt man eine besonders tiefgreifende Veränderung, die sich global auswirkt, prägend für Gesellschaft und Wirtschaft ist und häufig eine hohe Komplexität aufweist. Ohne Übertreibung können der demografische Wandel, also die Veränderung der Bevölkerungsstruktur, sowie die Digitalisierung als Megatrends unserer Zeit bezeichnet werden. Doch in welchem Verhältnis stehen diese beiden Trends zueinander? Und noch viel wichtiger: Wie können digitale Angebote genutzt werden, um den demografischen Wandel in Brandenburg aktiv zu gestalten und unerwünschten Folgen frühzeitig entgegenzutreten?
Demografische Herausforderung für die Daseinsvorsorge
Um diese Fragen zu beantworten, lohnt sich der Blick in die Hauptstadtregion. Dort sind die demografischen Herausforderungen vielfältig: Während die Gebiete mit direkter Anbindung an Berlin seit einigen Jahren von stetem Zuzug geprägt sind, kämpfen viele Regionen an den Außengrenzen Brandenburgs einerseits mit Abwanderung, andererseits verzeichnen einige Städte mit guter Versorgungsstruktur Einwohnerzuwächse. Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch bei der Verteilung der Altersstruktur ab: In allen Regionen steigt das Durchschnittsalter der Bevölkerung, wobei berlinnahe Regionen häufig einen niedrigeren Altersschnitt aufweisen als weiter entfernt liegende Regionen. In Brandenburg – wie auch in anderen Bundesländern – stehen Wachstumsregionen unmittelbar neben sogenannten strukturschwachen Regionen. Diese Heterogenität erfordert passgenaue subregionale Ansätze, die die Landesregierung mit unterschiedlichsten lokalen Ansprechpartnern und kommunalen Netzwerken angeht.
Die Folgen dieser Entwicklung für die Daseinsvorsorge sind sowohl weitreichend als auch vielfältig. Das zeigt sich besonders in den Bereichen der Bildung, der Gesundheit oder dem Arbeitsmarkt. Niedrige Geburtenraten in ländlichen Räumen bestimmen beispielsweise den Bedarf an Bildungseinrichtungen und für eine älterwerdende Gesellschaft müssen neue Wege gefunden werden, um die Gesundheitsversorgung und Pflege flächendeckend sicherzustellen.
Digitale Lösungen für demografische Herausforderung
Welche Rolle kann nun die Digitalisierung im Rahmen dieser Entwicklungen spielen? An Erwartungen mangelt es jedenfalls nicht: Digitalisierung wird weitläufig nicht nur mit einer hohen Entwicklungsgeschwindigkeit, sondern insbesondere durch den kontinuierlichen technologischen Fortschritt mit erhöhter Effizienz, Individualität sowie steigender Produktion und Wohlstand verbunden. Im 21. Jahrhundert ist sie Treiber gesellschaftlicher Veränderung und damit ein Mittel, um auch den demografischen Wandel aktiv zu gestalten. Ob der Einsatz von telemedizinischen Anwendungen, die den im ländlichen Raum teilweise langen Weg zum nächsten Arzt ersparen, Videotelefonie zur Aufrechterhaltung sozialer Kontakte oder Apps für Lieferdienste – all dies kann, wenn es benutzerfreundlich und in jeder Hinsicht barrierefrei ausgestaltet ist, dazu beitragen, den demografischen Wandel im Sinne der Brandenburgerinnen und Brandenburger zu gestalten.
Digitale Infrastrukturen als Grundlage
Wasser, Strom, Gas – Internet? Der Anschluss an ein leistungsfähiges Breitbandnetz und flächendeckende Mobilfunknetze gehören inzwischen in der öffentlichen Wahrnehmung zur Grundversorgung. Eine funktionierende und flächendeckende digitale Infrastruktur ist die Voraussetzung für alle digitalen Angebote, sei es für digitales Arbeiten, digitales Lernen oder die digitale Gesundheitsversorgung. Dabei zeigt sich: Das Vorhandensein digitaler Infrastrukturen ist belebend für kreative Ideen, nicht nur in ländlichen Räumen. Bei der Wahl des Wohnungs- oder Unternehmensstandorts sind sie ein zentraler Standortfaktor. In Brandenburg zeigt sich dies auch vielfach bei der Ansiedlung sogenannter Kreativorte, wie beispielsweise Co-Working-Initiativen oder Makerspaces. Immer mehr Menschen setzen dadurch gezielt auf die Verbindung von digitaler Arbeit und Landleben oder nutzen digitale Lösungen für den Umgang mit lokalen Herausforderungen.
Daseinsvorsorge digital verbessern
In einem Flächenland mit alternder Bevölkerung spielt die Frage der digitalen Gesundheitsversorgung eine hervorgehobene Rolle. Eine steigende Anzahl der zu versorgenden Personen und weite Strecken erhöhen zusätzlich den Bedarf. Dies belegen auch die Zahlen: Im Vergleich der Bundesländer liegt Brandenburg auf einem Spitzenplatz bei der Nutzung von Telemedizin. Insbesondere in strukturschwachen ländlichen Räumen stellt die digitale Gesundheitsversorgung daher eine wichtige Alternative zum Arztbesuch vor Ort dar. Die Diagnose per Videokonferenz ist jedoch erst der Anfang – in der Lausitz entsteht beispielsweise eine Modellregion für digitale Gesundheit, in deren Rahmen unter anderem Projekte zur besseren Patientenversorgung durch 5G-Netze oder der verbesserten Nutzung von Gesundheitsdaten pilotiert werden.
Attraktivität durch Digitalisierung
Diese Beispiele zeigen: Die Attraktivität zukunftsfähiger Städte und Regionen definiert sich heutzutage maßgeblich über die Verfügbarkeit digitaler Infrastruktur und digitaler Daseinsvorsorge. Während die digitale Infrastruktur grundsätzlich über die Chance zur digitalen Teilhabe entscheidet, bietet die digitale Daseinsvorsorge vielfältige Möglichkeiten, um die herkömmliche Grundversorgung nach Bedarf zu ergänzen und zu verbessern. Die am Gemeinwohl ausgerichtete Entwicklung smarter digitaler Lösungen für Städte und Regionen steht auch in zahlreichen Modellregionen in Brandenburg im Vordergrund moderner Stadt- und Raumentwicklung. Digitalisierung im Dienst der Gesellschaft besitzt so das Potenzial, zum Taktgeber der Geschwindigkeit des demografischen Wandels zu werden.
Digitalprogramm 2025
Diese Idee greift auch das Digitalprogramm 2025 auf, das als praxisorientiertes Umsetzungsprogramm die Zukunftsstrategie Digitales Brandenburg mit neuen Vorhaben untersetzt. Ziel ist es, den digitalen Transformationsprozess in Brandenburg noch stärker themenfeldübergreifend und an den Bedürfnissen der Menschen auszurichten. Diese Ausrichtung fördert gezielt den digitalen Kompetenzerwerb für verschiedene Gesellschaftsgruppen und stärkt damit die Voraussetzung für individuelle digitale Teilhabe. Doch auch die digitale Daseinsvorsorge wird im Digitalprogramm 2025 weiter ausgebaut: Die Vorhabenliste umfasst beispielsweise den Ausbau digitaler Beratungsangebote, innovative nachfrageorientierte Mobilitätsangebote oder Unterstützungsleistungen für Kommunen auf ihrem Weg zur Smart City.
Die Zielstellung: an allen zentralen Punkten im Land einen einfachen Zugang zum Internet schaffen. Mit einem im Jahr 2019 aufgelegten Förderprogramm ist das der Landesregierung an mehr als 1.200 Orten im Land gelungen.
Die Digitalisierungsstrategie enthält rund 200 kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen in allen Politikbereichen, die teilweise schon gestartet wurden.
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