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In strukturschwachen Regionen und in Zeiten des demografischen Wandels sind Hochschulen Ankerpunkte, Innovations- und Wirtschaftstreiber sowie Zentren des kulturellen Lebens. Sie bewirken Mentalitätswandel, sind für junge Menschen ausschlaggebend für Wegzug, Dableiben oder Wiederkommen, und nicht zuletzt ziehen sie junge oder nicht mehr ganz so junge – aber dafür hochqualifizierte – Menschen aus anderen Teilen Deutschlands und der Welt an.
Auch wenn die Bevölkerung in Brandenburg seit 2010 wieder wächst, sie unter den ostdeutschen Ländern im Schnitt zu den jüngeren gehört und der Zuzug aus Berlin anhält1, machen sich die Wegzüge der Nachwendezeit und die damit verbundenen Bevölkerungsverluste demografisch stark bemerkbar.
Das Potenzial an qualifizierten Arbeitskräften in Brandenburg wird bei ungebremster Entwicklung in den Jahren bis 2030 von 740.000 auf voraussichtlich 579.000 Personen sinken2. Für den Bereich des akademisch qualifizierten Personals sind ähnliche Entwicklungen zu erwarten3. Angesichts des Trends zur Akademisierung werden die Fachkräftebedarfe im Bereich von Gesundheit und Sozialwesen sowie Dienstleistung auch hier wie bereits im IT-Bereich und bei den Natur- und Ingenieurwissenschaften massiv ansteigen.
Neben diesen demografischen Herausforderungen prägen den Hochschulbereich in Brandenburg auch spezielle Mentalitäten. Die Bereitschaft, eine Hochschulzugangsberechtigung zu erwerben, differiert zwischen den Geschlechtern und regional stark und liegt im unmittelbaren Umfeld von Hochschulen – etwa in Potsdam – fast doppelt so hoch wie in hochschulfernen ländlichen Gebieten. Von den jungen Frauen mit Hochschulzugangsberechtigung entscheiden sich zu viele entweder gegen ein Studium oder gegen einen Verbleib in Brandenburg.
Im Ergebnis erzielt in Brandenburg nur jeder fünfte junge Mensch einen Hochschulabschluss, während es im deutschen Durchschnitt jeder dritte ist4.
Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur und die Hochschulen haben eine Reihe von Programmen aufgelegt, um junge Menschen für ein Studium in Brandenburg zu begeistern und diese zugleich nach ihrem Abschluss im Land zu halten. Eines der maßgeblichsten Instrumente hierfür war die Gründung des Netzwerks Studienorientierung Brandenburg. Das Netzwerk bündelt und koordiniert die Studienorientierungsprogramme, die an Schulen angeboten werden. Jährlich nehmen circa 24.000 Schüler an über 1.200 Veranstaltungen des Netzwerks teil. Überdies wurden die Aktivitäten des Netzwerks Studienorientierung nach Berlin ausgeweitet, um auch dort vermehrt für ein Studium in Brandenburg zu werben. Im vergangenen Jahr hat das Netzwerk zudem seine Social-Media-Arbeit ausgedehnt, um so Studieninteressierte niederschwellig zu erreichen.
Die sieben Präsenzstellen in Brandenburg unterstützen den Austausch an Wissen und Technologie-Know-how und fördern den gesellschaftlichen Zugang zu wissenschaftlichen Themen in ihren jeweiligen Regionen. Sie ermöglichen den Brückenschlag zwischen den Hochschulen und Forschungseinrichtungen einerseits und Regionen mit Wachstumsorten, aber ohne eigene Hochschule, andererseits. Sowohl Studieninteressierten als auch Unternehmen und den Bürgerinnen und Bürgern stehen diese Angebote und die wissenschaftlichen Potenziale gleichermaßen offen.
Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld ist die Erhöhung der Anzahl von weiblichen Studierenden. Insbesondere die sogenannten MINT-Fächer werden nach wie vor von jungen Frauen weniger stark nachgefragt. Aus diesem Grund haben die Hochschulen in den letzten Jahren verstärkt Programme angeboten, um junge Frauen für ein Studium der MINT-Fächer zu begeistern. Aber auch die Erweiterung des stark naturwissenschaftlichen Studienportfolios der technischen Hochschulen in Brandenburg um sozial- und gesundheitswissenschaftliche Studiengänge ist Teil der Strategie zur Erhöhung der Studienbeteiligung von Frauen in Brandenburg.
Zur Bekämpfung von Fachkräftemangel verfolgt die Landesregierung zudem das Ziel, den Anteil der internationalen Studierenden zu erhöhen. Vorreiter in diesem Feld sind die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg mit 31 Prozent internationalen Studierenden und die Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) mit 21 Prozent. Zur weiteren Erhöhung der Zahl internationaler Studierender wurde das ESiSt-Netzwerk (Erfolgreicher Studieneinstieg für internationale Studierende im Bundesland Brandenburg) als Zusammenschluss aller acht staatlichen Hochschulen gegründet. Ziel ist, jenen internationalen Studierenden den Zugang zu den Hochschulen des Landes zu ermöglichen, deren Hochschulzugangsberechtigung ihnen kein Studium in Deutschland erlaubt. Das ESiSt-Netzwerk hat innerhalb Deutschlands einen Pilotcharakter und ermöglicht der zunehmend heterogenen Gruppe internationaler Studierender die Aufnahme eines Studiums in Deutschland.
1OECD-Studie „Analysis and advice for a renewed tertiary education strategy for Brandenburg and guidance on categorisation of scientific continuing education“. (Zwischenbericht Juli 2021), S. 21 2Fachkräftemonitor Brandenburg 2019 WifOR. Eine Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung geht sogar von einem demografisch bedingten Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials in Brandenburg bis 2035 um 246.700 Personen aus. 3Relativer Rückgang zwischen 2019 und 2030 von etwa 21,0 Prozent (beziehungsweise 31.200 Personen), Fachkräftemonitor Brandenburg 2019 WifOR, S. 6 4OECD-Studie „Analysis and advice for a renewed tertiary education strategy for Brandenburg and guidance on categorisation of scientific continuing education“. (Zwischenbericht Juli 2021), S. 21
Christian Mödebeck-Bagrowski, der Leiter der Koordinationsstelle des Netzwerks Studienorientierung Brandenburg, spricht über die Herausforderungen und Erfolge bei der Studierendengewinnung in Brandenburg.
Karina Degreif, Koordinatorin der Präsenzstellen der Hochschulen im Land Brandenburg, spricht über die Präsenzstellen, die in dünnbesiedelten Regionen mit Angeboten junge Menschen ansprechen, um die Studierneigung zu erhöhen und gleichzeitig Fachkräfte in der Region zu sichern.
Der Bildungsbericht stellt den Entwicklungsstand, die Fortschritte und sich abzeichnende Probleme des deutschen Bildungswesens dar. Ein Schwerpunkt liegt 2020 auf Bildung in einer digitalisierten Welt.
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