Die demografische Ausgangssituation in Bayern ist im Bundesvergleich gut: Von 2000 bis 2019 zeigte Bayern das höchste Bevölkerungswachstum aller deutschen Flächenländer (+7,3 Prozent). Der Freistaat weist aktuell (2019) die zweithöchste Einwohnerzahl aller Bundesländer auf (13,1 Millionen). Laut Prognosen des bayerischen Landesamtes für Statistik wird sich die Bevölkerungszahl in Bayern bis 2039 um 3,2 Prozent auf etwa 13,55 Millionen erhöhen.
Im Zeitraum 2012 bis 2019 verzeichnete Bayern ein jährliches Bevölkerungswachstum. Im ersten Halbjahr 2020 sank die Einwohnerzahl infolge abnehmender Wanderungsbewegungen, ein Zusammenhang mit den Mobilitätseinschränkungen aus dem Frühjahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie liegt nahe.
Besonders erfreulich ist der Trend im ländlichen Raum – nachdem sich in den Jahren 2005 bis 2011 die Bevölkerung jährlich verringerte, ist seit 2012 auch hier ein stetiges Wachstum zu erkennen. Die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen im gesamten Freistaat ist zentrales Ziel bayerischer Heimat- und Demografiepolitik.
Noch vor rund zehn Jahren prognostizierten Bevölkerungsvorausberechnungen einen Rückgang der Einwohnerzahlen in Bayern. Dass diese Bevölkerungsverluste ausgeblieben sind, ist vor allem auf die anhaltend hohe Arbeitsmigration aus dem Ausland zurückzuführen. Die dynamische Entwicklung der Wanderungsgewinne wurde in den Jahren 2015 und 2016 durch den Zuzug von Schutzsuchenden nochmals verstärkt.
Im ersten Halbjahr 2020 sanken die Wanderungsgewinne in Bayern deutlich. Eine Ursache liegt möglicherweise in der stark eingeschränkten Mobilität, die die Grenzschließungen im Rahmen der Covid-19-Pandemie in der ersten Jahreshälfte auslösten. Ob sich dieser Effekt fortsetzen wird, werden die Bevölkerungszahlen für das Gesamtjahr 2020 zeigen.
Positiv auf die Bevölkerungsprognose wirkt zudem der Anstieg der Geburtenzahlen um 23,6 Prozent von 2009 bis 2019. Mit insgesamt 128.227 Geburten erreicht Bayern im Jahr 2019 zudem den Höchststand seit 1997.
Der demografische Wandel bleibt weiterhin eine wichtige Herausforderung für den Freistaat Bayern. Die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer werden immer älter. 2039 werden die „um-die-70-Jährigen“ gemeinsam mit den „knapp-50-Jährigen“ zu den zahlenmäßig größten Jahrgängen gehören. Zwischen 2019 und 2039 wird das Durchschnittsalter um 2 Jahre auf 45,9 ansteigen und sich der Anteil von „über-65-Jährigen“ um 32,9 Prozent erhöhen. Auf diese Veränderungen werden sich alle Gesellschaftsbereiche anpassen müssen, innovative und nachhaltige Konzepte sind notwendig, um auf die Bedürfnisse der steigenden Anzahl älterer Menschen zu reagieren.
Ein weiterer Faktor sind regionale Unterschiede: Demografische Strukturen sind komplex und führen zu regional spezifischen Bedürfnissen. Ein deutlicher Bevölkerungsanstieg ist vor allem in einzelnen Mittel- und Großstädten sowie im Umland von Ballungszentren zu beobachten. Den höchsten Bevölkerungsanstieg von 2014 bis 2019 weisen die kreisfreien Städte Landshut (+8,7 Prozent), Regensburg (+7,6 Prozent) und Bamberg (+7,5 Prozent) auf. Es folgen die Landkreise Ebersberg (+6,5 Prozent) und Dachau (+5,9 Prozent), die direkt an die Landeshauptstadt München angrenzen.
Gleichzeitig ist die Bevölkerungsentwicklung in einigen nordöstlichen Landkreisen negativ. Die oberfränkischen Landkreise Hof, Kronach, Kulmbach, Wunsiedel i. Fichtelgebirge und Bayreuth sowie die oberpfälzischen Landkreise Tirschenreuth und Neustadt a. d. Waldnaab verzeichnen Bevölkerungsrückgänge zwischen 0,8 und 1,9 Prozent.
Diese Dynamiken spiegeln sich auch auf Ebene der Regierungsbezirke wider: In Oberbayern stieg die Einwohnerzahl von 2014 bis 2019 um 4,2 Prozent, in Schwaben um 4,3 Prozent. In Oberfranken und Unterfranken gestaltet sich der Bevölkerungszuwachs mit 0,9 beziehungsweise 1,4 Prozent weniger dynamisch.
Die gleichwertige Entwicklung im gesamten Freistaat ist ein zentrales Ziel der bayerischen Demografiepolitik. Die Heimatstrategie ist ein zentrales Instrument, um unterschiedliche Entwicklungsgeschwindigkeiten im Freistaat anzupassen. Es sind bereits positive Entwicklungen erkennbar; so steigt die Bevölkerung im ländlichen Raum seit 2012 kontinuierlich an (+3,8 Prozent von 2012 bis 2019). Auf Ebene der Regierungsbezirke hat sich die Bevölkerungsentwicklung stabilisiert. Während im Jahr 2009 lediglich Oberbayern einen Bevölkerungsanstieg verzeichnete, zeigten von 2015 bis 2018 alle Regierungsbezirke ein Bevölkerungswachstum. Gleichzeitig schwächt sich das Wachstum in anderen Teilen Bayerns wieder ab, bis hin zur Stagnation der Einwohnerzahlen in einzelnen Regierungsbezirken. Daher bleibt die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in allen Landesteilen Daueraufgabe und wird auch in den kommenden Jahren die Heimat- und Demografiepolitik des Freistaates prägen.
Die meisten bayerischen Gemeinden sind in den letzten Jahren gewachsen, teils gibt es aber auch großräumig Bevölkerungsrückgänge. Mittelfristig wird eine Fortsetzung dieser gegensätzlichen Entwicklung erwartet.
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