Unter den deutschen Flächenländern nimmt Baden-Württemberg in mehrfacher Hinsicht eine Sonderstellung ein: Das Land im Südwesten der Republik weist mit einem Durchschnitt von 43,6 Jahren die jüngste Bevölkerung hinter den beiden Stadtstaaten Hamburg (42,1) und Berlin (42,6) auf. 19,4 Prozent der im „Ländle“ lebenden Bevölkerung sind jünger als 20 Jahre, und damit so viele wie in keinem anderen Bundesland. Zudem ist der Anteil von Menschen über 65 Jahren mit 20,4 Prozent vergleichsweise niedrig.
Baden-Württemberg ist das drittgrößte Bundesland sowohl in Bezug auf die Fläche als auch auf die Bevölkerungszahl. Das Land liegt zentral in Europa und hat gemeinsame Grenzen mit den europäischen Nachbarn Frankreich, Österreich und der Schweiz.
Imagefilm: „Baden-Württemberg in drei Minuten“
Baden-Württemberg ist ein starkes Exportland mit weltbekannten Unternehmen wie Daimler, Bosch, Stihl oder Porsche. Die wichtigsten Exportprodukte des Landes sind Maschinen und Kraftwagen sowie Kraftwagenteile. Zusammen mit den pharmazeutischen Produkten machen sie einen Anteil am Gesamtexport des Landes von 55 Prozent aus. Die Arbeitslosenquote liegt in Baden-Württemberg weit unter dem gesamtdeutschen und europäischen Durchschnitt.
Höchste Lebenserwartung in Deutschland
Die Bevölkerung im Land ist im Laufe des 20. Jahrhunderts stetig gewachsen. Um 1900 lebten rund vier Millionen Menschen im deutschen Südwesten, Ende 1952 waren es bereits fast sieben Millionen und im Jahr 2017 hat das Land die Grenze von elf Millionen Einwohnern überschritten. Wie das gesamte Bundesgebiet erlebt auch Baden-Württemberg seit 1971 anhaltend niedrige Geburtenraten, die zur schnelleren Alterung der Bevölkerung beitragen. Seit 2000 leben in Baden-Württemberg mehr über 60-jährige als unter 20-jährige Menschen. Jeder fünfte Einwohner im Land ist älter als 65 Jahre (20,4 Prozent). Erfreulich ist aber, dass die Lebenserwartung im Laufe des vergangenen Jahrhunderts erstaunlich schnell angestiegen ist. Die Baden-Württemberger haben die höchste Lebenserwartung in Deutschland!
Fast Hälfte der Menschen ehrenamtlich engagiert
Und noch eine besondere Eigenschaft zeichnet Baden-Württemberg aus. In keinem anderen Bundesland engagieren sich so viele Menschen wie in Baden-Württemberg. Mit 49 Prozent Beteiligung zeigt das Land die höchste Beteiligungsquote in Deutschland. Die Möglichkeiten für das Engagement sind vielfältig: Sport und Kultur, Gesundheit und Pflege, freiwillige Feuerwehr und Rettungsdienste, Flüchtlingshilfe und Integrationsarbeit.
Für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist das Ehrenamt von immenser Bedeutung. Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung empfinden 80 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg den Zusammenhalt im eigenen Umfeld als gut oder sehr gut. Zugleich stellte die Studie fest, dass längst nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen vom starken Zusammenhalt im Land profitieren. Dies betrifft insbesondere Kranke, Menschen mit Migrationshintergrund, ärmere Menschen und Frauen. Es gilt, für diese Gruppen die Teilhabechancen im Land zu verbessern.
Bevölkerung wächst noch
Die Altersgruppe der 50- bis 65-Jährigen, also die geburtenstarken Jahrgängen, auch Babyboomer genannt, spielen eine Schlüsselrolle im politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Leben des Landes. Es ist heute schwer vorzustellen, dass in der Bundesrepublik über eine Million Kinder in einem Jahr geboren wird. Aber im Jahr 1964 gab es in der Bundesrepublik 1,36 Millionen neugeborene Kinder – ein absoluter Rekord! Bald werden diese in den 1960er Jahren geborenen Kinder Rentner und Pensionäre. Ihr Ausscheiden aus dem Erwerbsleben ist nicht nur ein deutliches Zeichen des demografischen Wandels, sondern seine folgenreiche Wirkung.
Die wichtigsten Eigenschaften des demografischen Wandels sind die demografische Alterung und der Bevölkerungsrückgang. Der zweite Punkt trifft aber auf Baden-Württemberg weniger zu, weil das Land zu denjenigen Bundesländern gehört, in denen die Bevölkerung zwischen 1990 bis 2019 jeweils um mehr als zehn Prozent gewachsen ist. Dieses Bevölkerungswachstum kam vor allem dank der Zuwanderung zustande, die allerdings starken Schwankungen unterliegt und sowohl von den politischen als auch ökonomischen Faktoren beeinflusst wird. Neben dem Bevölkerungswachstum erlebt Baden-Württemberg auch die gravierenden Änderungen in der Bevölkerungsstruktur. Diese äußern sich in der sinkenden Zahl von Menschen im erwerbstätigen Alter und in der gleichzeitig steigenden Zahl Älterer.
Die geburtenstarken Jahrgänge sind bei uns stark vertreten. Und diese werden in den nächsten 10 bis 15 Jahren in den Ruhestand gehen. Aus diesem Grund ist eine nachhaltige und vorausschauende Demografiepolitik auch bei uns im Ländle entscheidend.
Erklärfilm „Wenn Baden-Württemberg ein Dorf mit 100 Einwohnern wäre...“
Demografiepolitik entscheidend
Die tiefgreifenden Veränderungen der Bevölkerungsstruktur müssen nicht zwangsläufig als eine Bedrohung wahrgenommen werden, bemerkt zu Recht Anika Rasner in ihrer Literaturstudie über die Chancen des demografischen Wandels. Und ich stimme ihr zu: Es hängt von uns – den gegenwärtigen Akteuren des demografischen Wandels – ab, ob die Veränderungen für unsere Gesellschaft Gewinn oder Verlust sein werden. Eine angemessene Antwort auf die Herausforderungen des demografischen Wandels ist eine kluge Politik, die in Bildung und Digitalisierung investiert, qualifizierte Zuwanderung betreibt, die Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit ermöglicht, das Engagement unterstützt sowie den technologischen Fortschritt vorantreibt. Dazu will ich als Demografiebeauftragter des Landes beitragen.
Die meisten Gemeinden in Baden-Württemberg sind in den letzten Jahren gewachsen. Mittelfristig wird eine Zunahme für alle Landkreise und kreisfreien Städte erwartet.
Rolf Klein (76 Jahre) ist Bauingenieur und arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Consulting Ingenieur. Seit fast neun Jahren engagiert er sich nun als Wohnberater.
Zum Start der Ländermonate auf dem Demografieportal spricht der Demografiebeauftragte Baden-Württembergs, Thaddäus Kunzmann, über demografiepolitische Herausforderungen seines Bundeslandes.
Ursula Kremer-Preiß, Leiterin des Fachbereichs Wohnen und Quartiersentwicklung im Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA), erläutert was alters- und generationengerechtes Wohnen heute bedeutet.
Der Bericht präsentiert Fakten und Vorausberechnungen zur Pflegebedürftigkeit in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030.
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