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Sandra Spletzer ist im Landkreis Elbe-Elster aufgewachsen und nach verschiedenen Aufenthalten im In- und Ausland nach Brandenburg zurückgekehrt, weil sie sich hier zu Hause fühlt. Sie koordiniert das Landesnetzwerk für Rückkehr und Zuzug „Ankommen in Brandenburg“, in dem 20 regionale Rückkehr- und Zuzugsinitiativen aus verschiedenen brandenburgischen Regionen zusammenarbeiten.
Wie kam es dazu, dass Sie sich für Rückkehr und Zuzug nach Brandenburg einsetzen?
Aus meinem Jahrgang sind viele – genau wie ich – erstmal weggegangen, weil sie hier keine Zukunft sahen. Das hat große Lücken hinterlassen. Mittlerweile haben sich die Rahmenbedingungen verändert und man kann auf dem Brandenburger Land wieder gut leben. Einige sind wiedergekommen – so wie ich – viele Weggezogene tragen in der Ferne jedoch immer noch diese Sehnsucht nach Heimat in sich, auch wenn sie schon gut Wurzeln geschlagen haben. Gleichzeitig ist in den Städten eine neue Landsehnsucht erwacht und Brandenburg ist „hip“. Mein Anspruch ist es, diese Potenziale zusammenzubringen und Brandenburg durch Zuzug zu stärken.
Im Landesnetzwerk Rückkehr und Zuzug sind verschiedene Rückkehrinitiativen zusammengeschlossen. Wie sieht Ihre Arbeit aus?
Die Arbeit ist sehr vielfältig. Im Vordergrund steht die Unterstützung der regionalen Initiativen – durch Austauschformate, die Organisation von Weiterbildungen oder den jährlich stattfindenden Fachtag (2021 am 11. November in Spremberg). Das Netzwerk wird auch als Wissensquelle angefragt – von Medien, Wissenschaft oder Akteuren anderer Bundesländer. Dann wirken wir natürlich auch in die Strukturen hinein – was muss passieren, damit mehr Menschen zuziehen? Was sind die aktuellen Entwicklungen vor Ort? Das Arbeitsfeld Zuzug unterliegt vielen Faktoren und ist sehr dynamisch.
Was benötigen Rückkehr- oder Zuzugsinteressierte konkret? Warum ist die Arbeit der Rückkehr- und Zuzugsinitiativen sinnvoll?
Die Unterstützung von Brandenburg-Interessierten hat zwei Seiten. Zum einen die praktische: Tipps für die Haussuche, Hilfe beim Schulwechsel oder auch Bewerbungsstrategien für Unternehmen.
Das ist das „Was“. Zum zweiten ist da die psychologische Komponente, das „Wie“.
Hier stehen einfühlsames Zuhören, Mut zusprechen und Vertrauen schaffen im Vordergrund – sagen, was möglich ist, aber auch was nicht. Das ist der schwierigere, jedoch ungleich wichtigere Teil. Mit viel Feingefühl zwischen den regionalen Gegebenheiten und den Wünschen, die Menschen aus der Ferne mitbringen, zu navigieren – das ist die ganz große Stärke der Initiativen. Dies setzt oft den entscheidenden Impuls von „Brandenburg irgendwann“ zu „Wir machen das jetzt!“.
Inwieweit hat sich Ihre Arbeit durch die Corona-Krise verändert?
Wie in vielen Berufsfeldern ging die Corona-Krise auch hier im Operativen mit einer Zunahme digitaler Arbeitsformate einher. Das macht vieles effizienter, andererseits lebt ein starkes Netzwerk von persönlichen Verbindungen – langfristig ist „nur digital“ für gute Netzwerkarbeit nicht ausreichend. Auf der Seite der Zuzugswilligen haben so manche Brandenburg-Sehnsüchtler die erzwungene Ruhepause genutzt, um einen latenten Umzugswunsch konkreter werden zu lassen und sich an die Brandenburger Initiativen gewandt.
Mit welchen falschen Vorstellungen müssen Sie aufräumen?
Am Anfang wurde das Engagement für Rückkehrer*innen schon manchmal belächelt, mittlerweile weiß man, dass durch passgenaue Unterstützung eher Menschen umziehen und sich dann auch besser integrieren können. Auf Seiten der Rückkehrer*innen muss man manchmal sanft zu hohe Erwartungen nehmen. Vieles ist möglich, wir haben jedoch keine „Sonderkonditionen“ in petto für Interessierte. Den Netzwerkakteuren geht es um starke, zukunftsfähige Regionen und diese können nur durch das gelungene Zusammenspiel von immer Dagewesenen, Zurückgekehrten und Zugezogenen gelingen. Jeder ist wichtig.
Um Fachkräfte zu gewinnen, gilt es, ein gutes Klima für „Ankommen in Brandenburg“ zu schaffen. Ein landesweites Netzwerk von Willkommensinitiativen steht hierfür bereit. Es bringt Zuzügler vor Ort mit dort wohnenden Menschen zusammen.
Zuzug und Rückkehr nach Brandenburg entwickeln eine zunehmende Dynamik. Insbesondere der ländliche Raum profitiert von Digitalisierung, neuen Lebens- und Arbeitsformen und durch das Engagement von regionalen Rückkehr- und Zuzugsinitiativen.
Etwa 90 Prozent der Befragten gaben an, mit ihrer Entscheidung, wieder nach Brandenburg zu ziehen, zufrieden zu sein und ihre Lebenssituation als positiv zu empfinden.
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