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Mit dem Summer of Pioneers hat die Stadt Wittenberge ein Erfolgsprodukt hervorgebracht, das aktuell im hessischen Homberg, im baden-württembergischen Tengen und im südwestfälischen Altena Nachfolger gefunden hat. Über Wittenberge und die dortigen Erfahrungen berichtet der Bürgermeister, Herr Dr. Oliver Hermann.
Wie beurteilen Sie die Auswirkungen des demografischen Wandels auf Ihre Region?
Der demografische Wandel hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf den ländlichen, metropolfernen Raum. Während in Städten Angebote wie ärztliche Versorgung, ÖPNV etc. gut genutzt werden, lässt die Auslastung außerhalb des städtischen Raums zu wünschen übrig. Weitere negative Auswirkungen sind Leerstände, fehlende Fachkräfte und auch bei der Einnahmesituation der Kommunen und der Überalterung der Bevölkerung macht sich der demografische Wandel bemerkbar. Demgegenüber stehen in Wittenberge vielfältige Möglichkeiten (Raum- und Flächenangebot) für Investoren, günstige Mieten und ein Naturraum, den Großstädte nicht bieten können.
In Wittenberge erleben wir, dass auch das berlinferne Umland abseits des Speckgürtels immer interessanter und beliebter wird. Besonders bei jungen Familien. Die starken Schrumpfungsprozesse der 1990er und 2000er Jahre sind nicht mehr zu verspüren. Der Saldo aus Zu- und Abwanderung ist mittlerweile positiv.
Der Summer of Pioneers hat zu einer Art Aufbruchsstimmung geführt. Was wurde getan und wie war hier die Rolle der Stadt?
Wir haben interessierten Großstadtmüden ein Rundum-Sorglos-Paket aus Wohnen, Arbeitsplatz (Co-Working Space) und Gestaltungsmöglichkeit in einer Gemeinschaft für einen begrenzten Zeitraum mit geringem finanziellen Risiko angeboten. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Wohnungsnot in den Metropolen sowie der unterschiedlichen ortsunabhängigen Arbeitsmöglichkeiten und der guten Anbindung an Berlin und Hamburg waren das attraktive Bedingungen. Darüber hinaus war die Möglichkeit, sich in die Gestaltung der Stadt einzubringen, ein weiterer Anreiz.
In der Nachfolge sind unter anderem die elblandwerker* entstanden. Inwiefern sind sie bedeutsam für Wittenberge und wie sieht Ihre Zusammenarbeit aus?
Die Initiative elblandwerker* zeigt, dass der Summer of Pioneers keine Eintagsfliege war, sondern sich nachhaltig auf die Stadt und Region ausgewirkt hat. Durch die Arbeit der Community werden die Grundgedanken des Summer of Pioneers fortgeführt und somit bleibt das Projekt ein wichtiger Baustein der Stadtentwicklung Wittenberges. Die elblandwerker* sind erste und wichtige Adresse für Interessierte an der Region sowohl intern als auch extern. Sie sind darüber hinaus ein Grund, warum sich Personen für Wittenberge interessieren, sich hier engagieren oder in die Stadt ziehen. Die Community ist weiterhin Ideengeber für die Entwicklung der Stadt und Region, Multiplikator für Ideen, Informationsmedium sowie Marketinginstrument.
Der Summer of Pioneers war so erfolgreich, dass aktuell bereits drei Kommunen das Konzept ihrerseits erproben. Was können Sie als Erfolgsfaktoren, aber auch möglicherweise als Stolpersteine anderen Kommunen mit auf den Weg geben?
Aus unseren Erfahrungen mit dem Co-Working-Projekt lassen sich einige Erfolgsfaktoren festmachen. Das ist unter anderem die kontinuierliche und intensive Begleitung des Projektes und der Teilnehmer von allen Teilen der Verwaltung. Allgemein ist es wichtig, dass Verwaltung und Politik solchen Projekten aufgeschlossen gegenüberstehen. An die Teilnehmer sollten klare Erwartungen formuliert werden, gleichzeitig müssen diese aber auch Freiräume erhalten, um sich entfalten zu können. Weiterhin ist die Vernetzung des Projektes mit Partnern aus Wirtschaft, Kultur, Sport und weiteren wichtig. Zielstellung, Finanzierung und Projektstruktur sollten klar definiert sein.
Wie sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Wittenberge wird auch zukünftig darauf setzen, sich als attraktiver Wohnstandort im ländlichen Raum zwischen den Metropolen zu etablieren und mit den zahlreichen Potenzialen, die die Stadt und die Region haben, Zuzug insbesondere auch von Digitalarbeitern zu generieren. Dafür erfolgt ein kontinuierlicher Ausbau der harten und weichen Standortfaktoren. Mit Optimierung der Bahn- und Autobahnanbindung wird die Attraktivität des Standortes nochmals erhöht.
Das Image, das sich die Stadt mit dem Summer of Pioneers und den Folgeprojekten aufgebaut hat, soll aufrechterhalten und verstetigt werden. Die Partizipationsprozesse zur Stadtentwicklung, die unter anderem mit dem Summer of Pioneers eine zusätzliche Qualität erreicht haben, sollen ausgebaut werden.
Etwa 90 Prozent der Befragten gaben an, mit ihrer Entscheidung, wieder nach Brandenburg zu ziehen, zufrieden zu sein und ihre Lebenssituation als positiv zu empfinden.
Zuzug und Rückkehr nach Brandenburg entwickeln eine zunehmende Dynamik. Insbesondere der ländliche Raum profitiert von Digitalisierung, neuen Lebens- und Arbeitsformen und durch das Engagement von regionalen Rückkehr- und Zuzugsinitiativen.
Die wobra Wohnungsbaugesellschaft möchte Einheimische, Zuziehende, Rückkehrende, Besucher und Zuzugsinteressierte in den Dialog mit der Stadtverwaltung bringen. Dazu hat sie die Plattform findedasleben.de als Anlaufpunkt eingerichtet.
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