„Das Tool daviplan macht ländliche Regionen durch datengestütztes Handeln resilienter“
Mathias Jahnke, Fachdienstleister Regionalentwicklung und Energiewende beim Kreis Schleswig-Flensburg, berichtet, wie der Einsatz von daviplan – das Datentool für eine bedarfsgerechte regionale Daseinsvorsorgeplanung – künftig in der Planung und beim Monitoring unterstützen kann. Implementierung und Anwendung des Tools in der Praxis beinhalten allerdings auch einige Herausforderungen.
Der Kreis Schleswig-Flensburg ist eine von drei Pilotregionen, in denen das Datentool daviplan bereits in der Entwicklungsphase getestet wurde. Welche Gründe waren für Sie ausschlaggebend, dieses Tool testen zu wollen?
Die Bedeutung der Verknüpfung von fachplanungsrelevanten Daten und Daten zu Daseinsvorsorgeinfrastrukturen mit demografischen Entwicklungen sowie Erreichbarkeitsdaten wurde von uns schon immer als essentiell für vorausschauende Planung und die zukunftsfähige Entwicklung unserer Region angesehen. Die Vermittlung durch grafische Darstellungen und die Möglichkeit, zukünftige Entwicklungen mittels datenbasierter Szenarien möglichst genau prognostizieren zu können, führen zu neuen Einblicken und erleichtern das Verständnis für langfristige Planungsprozesse bei allen Akteursgruppen. All dies ermöglicht daviplan. Daher haben wir uns trotz knapper personeller Ressourcen gerne bereit erklärt, die Anwendung bereits in der Entwicklungsphase zu testen.
Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit dem Tool gemacht?
Als Pilotregion und damit erste Anwender des Tools wurden wir glücklicherweise sehr eng von dem Entwicklerbüro der Anwendung begleitet. Die Unterstützung war zum einen technischer Natur, vom technischen Aufsatz bis zum Datenimport. Allein beim Aufsetzen des Servers war diese Hilfestellung essentiell, da es uns ansonsten aufgrund fehlender personeller Ressourcen vor schwer zu lösende Probleme gestellt hätte.
Dadurch, dass wir als zukünftige Anwender frühzeitig in die Entwicklung eingebunden waren, ist im Ergebnis ein sehr nutzerfreundliches und an den Anforderungen der Planungspraxis ausgerichtetes Werkzeug entstanden.
Die Ergebnisse sind beeindruckend und ermöglichten uns bereits mit einem überschaubaren Set an Daten eine Vielzahl an neuen Einblicken in die Versorgungslage im Kreis. Wir konnten dadurch einige „gefühlte“ Trends, die wir im Austausch mit Akteur*innen vor Ort – beispielsweise mit Blick auf die medizinische Versorgung im Kreis – wahrgenommen haben, durch Zahlen bestätigen.
Die Funktionalitäten umfassen viele Analysemöglichkeiten, die wir uns als Praktiker gewünscht haben. daviplan ist daher unserer Meinung nach ein dringend benötigtes Tool, da vor allem das Thema Erreichbarkeit und der Einfluss einzelner Standortentscheidungen auf die Veränderung der Versorgungssituation noch zu häufig in Planungsprozessen unberücksichtigt bleiben. Kurzum: Das Tool daviplan macht insbesondere ländliche Regionen durch datengestütztes Handeln resilienter.
Trotzdem sagen Sie, dass Sie daviplan derzeit noch nicht in vollem Umfang anwenden können. Woran liegt das?
Zum einen liegt das an der fehlenden Aktualität einiger unserer Daten – für belastbare Aussagen ist es zum Beispiel unabdingbar, zeitnah unsere kleinräumige Bevölkerungs- und Haushaltsprognose zu aktualisieren – und zum anderen an der bis dato noch überschaubaren Anzahl an zugänglichen Datensätzen zu Daseinsvorsorgeinfrastrukturen in unserem Kreis. Es war uns bislang nicht möglich, alle relevanten Daten entweder selbst zu aktualisieren oder sie in guter Qualität auf Gemeindeebene oder gar feiner aufgelöst zu bekommen.
Zum anderen ist aktuell der Arbeitsaufwand, der notwendig ist, um Grundlagendaten in das System einzupflegen, teilweise noch sehr hoch. Dies wird zukünftig über die bereits vorhandenen Schnittstellen von daviplan hoffentlich einfacher werden und im Idealfall automatisiert ablaufen, sobald unsere eigenen, aber vor allem auch die Datenquellen Dritter in Bund und Land soweit kompatibel, standardisiert und damit leichter weiterzuverarbeiten sein werden. Es gilt, dieses Stadium möglichst bald im Zuge der laufenden Prozesse von Verwaltungsdigitalisierung, Onlinezugangsgesetz und open data-Initiativen auf allen administrativen Ebenen möglichst schnell zu erreichen, um verlässliche Arbeitsgrundlagen zu haben.
Woran fehlt es Ihrer Meinung nach noch, damit daviplan zukünftig noch mehr Wirkung entfalten kann?
Offene Daten sollten mehr im Fokus stehen. Damit sind wir als Verwaltungen zum großen Teil auch selbst adressiert. Gleichzeitig sind wir auf die Unterstützung weiterer datenhaltender Quellen angewiesen, um solide Datengrundlagen zu haben. Hier sind vor allem Informationen vom Bund und vom Land sowie von relevanten Dritten gefragt. Wir setzen in diesem Zusammenhang zum Beispiel auf die open data-Strategie des Landes Schleswig-Holstein.
Welche Unterstützung wünschen Sie sich für die weitere Umsetzung?
Zunächst wünschen wir uns, dass dieses vielversprechende Tool die Chance bekommt, weiter zu wachsen. Dazu braucht es ein Bekenntnis aller Projektbeteiligten, sich auch weiterhin an der Entwicklung zu beteiligen. Des Weiteren wäre eine langfristige Unterstützung für die Umsetzung der notwendigen technischen und organisatorischen Grundlagen in unseren Verwaltungen und denen auf Bundes- und Landesebene wünschenswert. Dies umfasst auch rechtliche Vorgaben hinsichtlich Datennutzung, Standards und offenen Daten.
Zum anderen würden wir uns freuen, wenn der open source-Gedanke hinter daviplan noch mehr in den Fokus gerückt und mit Leben gefüllt würde. Wir wünschen uns noch viele weitere kommunale Partner, die Teil einer „daviplan-Community“ werden, damit gemeinsam die Weiterentwicklung dieses Tools vorangetrieben werden kann.
Das Tool unterstützt Kommunen und Regionen bei konkreten Planungsentscheidungen, um bedarfsgerechte und langfristig tragfähige Strukturen der Daseinsvorsorge zu sichern. So trägt daviplan zu einer guten Planung bei und hilft, Kosten und Arbeitsaufwand zu reduzieren.
In Stadt und Land finden sich Kommunen mit Bevölkerungswachstum oder -verlusten. Im Ergebnis stehen sie zum Teil vor völlig unterschiedlichen Herausforderungen, beispielsweise bei der Sicherung der Daseinsvorsorge, des Arbeitskräfteangebots und des Wohnungsbedarfs.
Einblicke in die Praxis der „Demografie-Assistenz für kommunale Strategien“ (DAKS) mit Bernhard Bernardo, dem Leiter des Sozialrathauses Bockenheim der Stadt Frankfurt am Main. Wie gestalten er und sein Team mit der DAKS den demografischen Wandel vor Ort?
Blätterfunktion
Hinweis zur Verwendung von Cookies
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz