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Katharina Wiegmann, Projektleiterin der Fachstelle Altern und Pflege im Land Brandenburg (FAPIQ), stellt vor, wie die Arbeit der Fachstelle dazu beiträgt, dass die Kommunen in Brandenburg kommunale Pflegeverantwortung erkennen und diese durch die Beteiligung am kommunalen Förderprogramm „Pflege vor Ort“ wahrnehmen. Ebenso verdeutlicht sie die Bedeutung von Maßnahmen und Projekten, die zu einer altersfreundlichen Entwicklung von Umgebungen, Quartieren, Dörfern und Stadtteilen beitragen.
Was bedeutet demografischer Wandel für mich?
Demografischer Wandel bedeutet, dass nur durch ein Zusammenspiel von allen „ein gut älter werden in Brandenburg“ gelingen kann. Alter und Pflege gehen alle an. Es ist notwendig, dass neue Verantwortlichkeiten entstehen. Auf den ersten Blick erscheinen allein die Angehörigen und die Pflegeakteure für das Leben der Menschen mit Pflegebedarf verantwortlich. Mit dieser Vorstellung wird es aber nicht gelingen, die Anforderung der Zukunft, die steigende Zahl von Pflegebedürftigen bei gleichzeitigem Fachkräftemangel in der Pflege, zu bewältigen. Der demografische Wandel macht eine Einbeziehung der Kommunen, Nachbarschaften und zivilgesellschaftlichen Akteure (Vereine etc.) notwendig.
Was sind die Ziele und Aufgaben der Fachstelle?
FAPIQ unterstützt seit 2016 den Aufbau von alternsfreundlichen Strukturen in ganz Brandenburg. „Gut älter werden im vertrauten Wohnumfeld“ ist die leitende Zielsetzung der Arbeit. Unterschiedlichste Akteure werden zum Aufbau von alltagsunterstützenden Angeboten und zu Wohnpflegegemeinschaften, zu Pflegenetzwerken und zur alternsgerechten Quartiersentwicklung beraten. Da jeder Verein, jede Initiative, jede Kommune, aber auch viele Einzelpersonen einen Beitrag zur Altersfreundlichkeit vor Ort beitragen können, begleiten und unterstützen wir Nachbarschaftsinitiativen, Heimatvereine, Seniorenbeiräte, Pflegeanbieter, Wohlfahrtsverbände und Kommunen bei ihren Vorhaben, wie zum Beispiel der Bedarfsermittlung vor Ort durch Fragebögen oder Veranstaltungen wie Bürgerwerkstätten.
FAPIQ hat vier regionale Standorte in Brandenburg und eine Geschäftsstelle in Potsdam. Wir haben in den letzten Jahren Informationsmaterialen entwickelt und bieten unterschiedliche Veranstaltungsformate an zu den obengenannten Themenschwerpunkten der Fachstelle.
Was für Unterstützungsmöglichkeiten hat die Fachstelle für den Aufbau von einem alternsfreundlichen Wohnumfeld?
Neben Information und Beratung zur alternsgerechten Quartiersentwicklung unterstützt das Förderprogramm „Gut älter werden im vertrauten Wohnumfeld “ konkrete Maßnahmen und Initiativen. Mit maximal 5.000 Euro je Projekt soll eine alternsgerechte Entwicklung in den Ortsteilen, Dörfern, Stadtteilen und Quartieren in Gang gesetzt und vorangebracht werden. Oft reichen erstmal wenige finanzielle Mittel, um Orte der Kommunikation und Begegnung zu schaffen, den Aufbau von Nachbarschaften zu unterstützen oder die Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben vor Ort von älteren Menschen durch besondere Angebote zu ermöglichen. Die kleinen Projekte kommen oft durch das Engagement von Ehrenamtlichen in den Seniorenbeiräten und Vereinen oder durch Quartiersmanager/innen zustande. Dieses Jahr wurden zum Beispiel Zukunftswerkstätten, digitale Angebote für Senioren, ein Sinnesgarten für mehr Teilhabe und ein Miteinander gefördert. Seit 2016 sind landesweit 82 Projekte mit rund 264.000 Euro aus Landesmitteln von der FAPIQ gefördert worden.
Was ist das Besondere bei der Beratung und Begleitung zum kommunalen Förderprogramm „Pflege vor Ort“?
Seit April dieses Jahres berät und begleitet die Fachstelle Kommunen bei der Beantragung von Maßnahmen im Rahmen des Programms „Pflege vor Ort“. Das Landesprogramm richtet sich an die Ämter und kreisangehörigen Gemeinden und stellt in diesem und im nächsten Jahr Fördergelder zur Verfügung, um unterstützende Strukturen für Menschen mit Pflegebedarf und ihre Angehörigen aufzubauen. Das stellt für die Kommunen einen Paradigmenwechsel dar. Die Kommunen (Ämter und Gemeinden) erhalten Fördergelder, um das Thema Pflege lokal vor Ort zu gestalten. So stehen plötzlich Fragen im Raum wie „Welche Bedarfe haben eigentlich die Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf in meiner Gemeinde?“ oder „Welche Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe gibt es für diese Bürgerinnen und Bürger? Welche Angebote pflegerischer Versorgungsstrukturen sind vorhanden? Die Gemeinden oder Ämter können die Fördergelder auch nutzen, um Personal einzustellen, das Koordinationsaufgaben zur Gestaltung der Pflege vor Ort übernimmt und alle mit Pflege Betrauten zusammenbringt und zum Beispiel Informationen zu den Leistungen der Pflegeversicherung oder zum altersgerechten Wohnen in den Ort holt.
Für viele kommunale Verwaltungen und ihre Amtsträger ist das Thema Pflege „Neuland“. Aber nach einem anfänglichen Zögern wird vielerorts jetzt die Chance gesehen, die das kommunale Förderprogramm bietet: Pflege als eine wichtige Aufgabe der kommunalen Daseinsversorgung anzusehen und nicht allein die Pflegeanbieter als die Zuständigen für die Pflege zu sehen, sondern eine kommunale Pflegeverantwortung zu erkennen und auch wahrzunehmen.
Was ist wichtig für den weiteren Weg von Brandenburg zu alters- und pflegefreundlichen Strukturen?
Gerade wenn man die Herausforderungen des demografischen Wandels ernst nimmt, können die durch „Pflege vor Ort“ angestoßenen Prozesse keine Aufgabe sein, die nach zwei Jahren wieder aufhört.
Ich habe den Eindruck, es fängt jetzt gerade an, sich etwas im Bereich „Pflege“ in den kommunalen Verwaltungen zu bewegen: Die Bedeutung des Themas und die eigene Zuständigkeit werden erkannt, die Bedarfe der Menschen mit Pflegebedarf und ihrer Angehörigen werden erfragt. Unterschiedlichste Akteure, die sich mit dem Thema Pflege befassen, kommen unter der Regie der Kommune zusammen. Es ist wichtig, zu erkennen, dass diese Prozesse in manchen Gemeinden oder Ämtern gerade erst beginnen. Es wäre fatal, wenn diese riesige Chance für die Verantwortung der Pflege in den Gemeinden wieder gestoppt wird, weil nicht sofort alle Gemeinden mitmachen und alle Mittel ausgeschöpft werden.
In nicht einmal mehr 10 Jahren wird knapp jede und jeder Dritte in Brandenburg 65 Jahre und älter sein. Was bedeutet das für die Gesellschaft, für die staatliche Daseinsvorsorge und das künftige Zusammenleben der Generationen?
Brandenburgs Landesseniorenbeauftragter Norman Asmus wirbt für ein aktives und selbstbestimmtes Älterwerden, für geistige und körperliche Fitness.
Im Netzwerk engagieren sich Ehrenamtliche an verschiedenen Standorten des Landes Brandenburg. Sie besuchen Hochaltrige zu Hause und bieten Gespräche und Bewegungsangebote an.
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