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Als ehemalige Bürgermeisterin der Gemeinde Wiesenburg im Landkreis Potsdam-Mittelmark weiß Barbara Klembt, wo der Schuh drückt. Mit zahlreichen Engagements, unter anderem als Neulandgewinnerin für das Projekt „Neuland Hoher Fläming“, hat sie sich für das Miteinander in ihrer Region eingesetzt, denn durch eine lebendige Zivilgesellschaft werden gute Perspektiven für die Region geschaffen.
Was sind die Auswirkungen des demografischen Wandels in Ihrer Region?
Der Hohe Fläming ist eine ländliche Region, die stark vom demografischen Wandel geprägt ist. Er bietet aber durch die Lage zwischen Berlin, Leipzig und Magdeburg und die vorhandene Naturlandschaft viel Potenzial, so dass sich vermehrt Menschen und unter anderem auch Familien aus der Stadt für einen Zuzug interessieren. Hierzu tragen Initiativen wie Coconat beziehungsweise das Smart Village Projekt in Wiesenburg/Mark und Bad Belzig ebenso bei wie das genossenschaftliche Wohnprojekt KoDorf. Damit steigt auch die Herausforderung, das Miteinander vor Ort zu gestalten.
Sie haben sich in Ihrer aktiven Zeit als Bürgermeisterin der Gemeinde Wiesenburg und auch später im Ehrenamt für die Region engagiert. Was treibt Sie an?
Ich liebe das Dorfleben und weiß, dass es nur mit aktiven Einwohnern funktioniert. Sie entwickeln sehr viel Kreativität und Ideenreichtum, um den Alltag und situationsbedingte Herausforderungen zu meistern. Ohne diese lebensbejahende Einstellung könnte das „Dorf“ als älteste Siedlungsform nicht existieren. Dazu braucht es aber Rahmenbedingungen, die Dörfer als selbstständige Lebensräume innerhalb eines größeren Gemeinwesens achten, ihren Beitrag zur Kulturlandschaft wertschätzen und ihnen ein Überleben ermöglichen. Dafür setze ich mich gerne ein.
Was hatte das Projekt „Neuland Hoher Fläming“ zum Ziel? Welche Maßnahmen wurden umgesetzt?
„Finden – Ankommen – Hierbleiben“ lautete der Untertitel. Integration Zuziehender, auch mit Migrationshintergrund, Schaffung eines Überblicks über Alltags- und Freizeitangebote (Wohnen, Kitas, Schulen, Vereine, Kulturangebote, Beteiligungsmöglichkeiten etc.) sowie Fortschreibung der Dorfentwicklungskonzepte waren grobe Ziele. Geblieben sind ein 14-tägiger Stammtischtreff für „Neue“ und „Alte“, eine jährliche Mitmach-Konferenz im Open-Space-Format und ein digitaler Wegweiser. Daran beteiligte örtliche Akteure und Netzwerke sind enger zusammengerückt.
Was ist Ihre schönste Erfahrung?
Ich freue mich besonders, wenn beim Stammtischtreff oder zu anderen Gelegenheiten Menschen voller Begeisterung über ihr Leben im Hohen Fläming schwärmen. Sie lieben die vielfältigen Beteiligungsmöglichkeiten ebenso wie die Aufgeschlossenheit der Menschen, auf die sie hier treffen. Ich freue mich über umgesetzte Vorhaben aus der Mitmach-Konferenz ebenso wie über die sehr fruchtbringende Zusammenarbeit in Akteursgruppen, in denen Menschen weit mehr tun als es ihr Beruf erfordert.
Was würden Sie anderen Kommunen mit auf den Weg geben? Worauf kommt es an?
Zuzugswerbung für Dorfleben sollte auch die „Pflichten“, zum Beispiel Straßenreinigung oder Winterdienst, sowie Erwartungen, zum Beispiel in ehrenamtliches Engagement für Ortsbeirat, Feuerwehr etc. enthalten. Zuziehende willkommen heißen, ankommen erleichtern.
Zu- und Wegzug verändern die Alters- und Sozialstruktur in den teilweise sehr kleinen Dörfern. Das stellt eine Dorfgemeinschaft vor große Herausforderungen. Neuzuziehende oder zurückkehrende Menschen kommen mit Vorstellungen ins Dorf, die sich nicht immer mit denen der länger hier wohnenden decken. Kenntnisse über die Dorfentwicklung und -geschichte müssen sich die „Neuen“ erst verschaffen. Dazu braucht es den Willen der „Neuen“ und „Alten“ und ein offenes Miteinander. Die Veränderungen in der Einwohnerschaft sollten nicht nur zur Kenntnis und angenommen, sondern geschickt genutzt werden. Darin liegt eine Chance für lebendige Dörfer mit Zukunft.
Sandra Spletzer koordiniert das Netzwerk „Ankommen in Brandenburg“, in dem Engagierte zusammenkommen, die vor Ort kreativ Zuzug in ihre Regionen fördern.
Die Willkommensagentur unterstützt Rückkehrer, Zuzügler, Pendler und ihre Familien beim Ankommen und Heimisch werden in der Region.
Das Projekt verfolgt das übergeordnete Ziel der langfristigen Fachkräftesicherung und Generierung von Zuzug in die Region Nordwestbrandenburg.
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