Der Landkreis Donau-Ries ist ein ländlich geprägter und peripher gelegener Flächenlandkreis mit 134.000 Einwohnern (Stand 06/2020). Neben den beiden Oberzentren Nördlingen und Donauwörth gibt es 42 weitere kleinere Kommunen. Aufgrund des positiven Wanderungssaldos ist die Bevölkerungszahl leicht steigend. Am 30.06.2020 lag der Anteil der ausländischen Personen an der Gesamtbevölkerung bei 10,23 Prozent und ist weiter steigend (Monitoring Integration im Landkreis Donau-Ries, Stand 30.06.2020). Den größten Anteil machen hierbei Personen aus, die aus östlichen EU-Ländern zugezogen sind (Bevölkerungsprognose Landkreis Donau-Ries 2019). Insgesamt hielten sich im Juni 2020 2.081 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren auf (Monitoring Integration im Landkreis Donau-Ries 2020).
In der Altersgruppe von 0 bis 10 Jahren hat aktuell jedes fünfte Kind einen Migrationshintergrund; 2030 wird dies sogar knapp jedes dritte Kind sein (Bevölkerungsprognose Landkreis Donau-Ries 2019). Laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik besuchten im Schuljahr 2017/18 knapp 45 Prozent der eingeschulten Kinder mit Migrationshintergrund in Bayern eine Grundschule und 36 Prozent eine Mittelschule. Dass vielen ausländischen Kindern die Qualifikation für eine weiterführende Schule fehlt, unterstreicht die Zahl der Übertritte 2018. Während 71,2 Prozent der Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit auf eine Realschule oder ein Gymnasium wechselten, betrug dieser Anteil bei ausländischen Kindern nur 28,7 Prozent (Bayerisches Landesamt für Schule, Qualitätsagentur). Um Migrantenkindern gleiche Chancen zu ermöglichen, deckt das Projekt Sprachlotse die beiden am stärksten vertretenen Schularten Grund- und Mittelschule ab.
Noch besser ist es jedoch, wenn die Kinder bereits vor ihrer Einschulung Deutsch beherrschen. Hier setzt der Sprachlotse Kita an. Dass die Ausweitung des Projektes der richtige Schritt war, zeigt der enorme Anstieg der Schulanfänger mit Migrationshintergrund von 2008/09 bis 2018/19 um 219 Prozent (Bayerisches Landesamt für Schule, Qualitätsagentur).
Ziele
Kindern mit Migrationshintergrund den Schulalltag erleichtern und nicht nur beim Deutsch lernen helfen, sondern vor allem bei der Integration
Fachkräfte von morgen ausbilden
Schulen und Lehrkräfte entlasten und unterstützen
Konzept
Mit dem Projekt Sprachlotsen unterstützt der Landkreis Donau-Ries Kinder mit Migrationshintergrund im Alter von 3 bis 16 Jahren. In Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt und der Beauftragten für Kindertagesstätten werden die Einrichtungen mit dem größten Bedarf ermittelt und die Sprachlotsen erweitern in enger Absprache mit den Lehrkräften und Erziehenden ein Jahr lang den deutschen Wortschatz der Kinder. Konkret bedeutet dies, dass der Sprachlotse zweimal die Woche die Kinder bei den Hausaufgaben unterstützt oder mit ihnen gezielt für den Unterricht lernt. Aber auch freizeitpädagogische Angebote wie gemeinsames Kochen und Spielen sind fester Bestandteil des Konzepts. Denn gerade durch das spielerische Deutsch lernen behalten die Kinder am meisten und der oftmals geringe soziale Kontakt mit anderen Kindern wird gefördert. Mangelnde Deutschkenntnisse bei Migrantenkindern beruhen nämlich nicht darauf, dass sie zu Hause eine andere Sprache sprechen, sondern darauf, dass kein quantitativ und/oder qualitativ ausreichender Kontakt zur deutschen Sprache besteht.
Die Aufgaben der Lotsen sollen nicht die bereits vorhandenen Aktivitäten der ehrenamtlichen Helfer und Verbände im Bereich Schule und Sprachförderung ersetzen, sondern vielmehr diese ergänzen und verbinden. Um einen schnelleren Fortschritt und bessere Integration in die neue Lebenswelt zu erreichen, ist eine gezielte Sprachförderung auch außerhalb des Unterrichts dringend erforderlich.
Aktivitäten und Ereignisse
2014: Erfassung der Schülerzahlen mit Migrationshintergrund bei den Schulen 2015: Ausschreibung der Leistung und Genehmigung des Bewerbers durch den Kreisausschuss 2015: Projektstart an drei Schulen im Landkreis 2018: Ausweitung des Projektes auf Kindertagesstätten
Besonderheiten
Es erfolgt eine jährliche Evaluation des Projektes, welche zum einen quantitativ die Zahl der betreuten Kinder erfasst und zum anderen qualitativ beschreibt, wie zufrieden die Schulen und Kitas mit den Sprachlotsen sind und welche Fortschritte die Kinder dank der Sprachlotsen erzielen konnten. Insgesamt konnten im Schuljahr 2019/20 39 Schüler und 115 Kitakinder betreut werden. Die Nachfrage von Seiten der Schulen und Kindergärten ist jedes Jahr sehr hoch. Die Auswahl wird u. a. anhand der Anzahl der zu betreuenden Kinder getroffen. Bei allen Kindern, die mit einem Sprachlotsen gearbeitet haben, konnte eine enorme Vergrößerung des Wortschatzes, eine Verbesserung des Sprechflusses sowie allgemein ein verbessertes Selbstbewusstsein festgestellt werden. Dadurch trauen sich die ausländischen Kinder eher, auf andere zuzugehen und die Integration und der Gruppenzusammenhalt werden verbessert.
Finanzierung
Die Sprachlotsen für die Schulen werden durch Fördermittel des Regionalmanagements bezahlt, welches durch das bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert wird. Die Finanzierung der Kita-Sprachlotsen übernimmt der Landkreis Donau-Ries aus eigenen Mitteln.
Jennifer Werner Regionalmanagerin Pflegstraße 2 86609 Donauwörth Telefon: 0906 74 338 E-Mail: rm@lra-donau-ries.de
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