Bis 2030 wird die Zahl der über 75-Jährigen stark zunehmen. Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf die öffentliche Daseinsvorsorge, zu der auch der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) gehört. Dabei steht der ÖPNV vor einer doppelten Herausforderung: Zum einen wird sich seine Kundenstruktur stark ändern, zum anderen wird die Versorgung auf dem Land immer schwieriger, da die Nachfrage tendenziell sinkt und angesichts der Schuldenbremse mit geringeren staatlichen Ausgleichszahlungen gerechnet werden muss.
Neben den Älteren sind auch Menschen mit Behinderungen auf ein entsprechendes Angebot im ÖPNV angewiesen. Fast 11 Prozent der Saarländerinnen und Saarländer leiden unter einer Behinderung, mehr als die Hälfte davon an einer erheblichen Gehbehinderung. Nach den Vorgaben des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) muss bis zum Jahr 2022 diesen besonderen Belangen durch eine vollkommene Barrierefreiheit des ÖPNV entsprochen werden.
Ziele
mobilitätseingeschränkten Menschen die Nutzung von Bus und Bahn erleichtern und damit ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sichern, auch in ländlichen Gegenden im Saarland
bestehende Barrieren im ÖPNV durch moderne Dienstleistungen und Techniken überwinden und damit die Attraktivität des öffentlichen Verkehrsangebotes steigern
Konzept
Das Projekt „mobisaar“ baut auf den Ergebnissen des abgeschlossenen Projektes Mobia (Mobil bis ins Alter) auf. Der ursprünglich von dem Verkehrsunternehmen Saarbahn in Saarbrücken angebotene Mobia-Service ist an das neue mobisaar-Konzept angepasst worden und wird in mehreren Schritten auf das gesamte Saarland ausgedehnt. Kernelemente sind von sogenannten Mobilitätslotsen angebotene Dienstleistungen verbunden mit einer Anwendung über ein Smartphone (Fahrgast-App, Lotsen-App): Die Lotsen helfen beim Ein- und Aussteigen und begleiten bei Bedarf Fahrgäste während der gesamten Fahrt mit Bus und Bahn. Sie können per App, aber auch per Telefon oder E-Mail gebucht werden.
Eingesetzt werden als „hauptamtliche Lotsen“ Beschäftigte des öffentlich geförderten Arbeitsmarkts. Dieses hauptamtliche Lotsennetz soll im Verlauf des Projektes vor allem in den ländlichen Regionen durch ehrenamtliche Lotsen ergänzt werden. Darüber hinaus sollen für Regionen mit einem geringen ÖPNV-Angebot Mitfahrgelegenheiten im Auto organisiert werden. Zur Koordination dieser Mitfahrgelegenheiten wird eine zusätzliche App für „spontanfreiwillige Lotsen“ (Autofahrer, die spontan eine Mitnahme in ihrem PKW zusagen) entwickelt.
Aktivitäten und Ereignisse
November 2015: Projektstart im Regionalverband Saarbrücken
Sommer 2016: Ausdehnung des mobisaar-Services auf den Saarpfalz-Kreis
November 2017: Ausdehnung des mobisaar-Services auf den Landkreis Neunkirchen
Mai 2019: Ausdehnung des mobisaar-Services auf den Landkreis Saarlouis. Damit können insgesamt schon rund 81 Prozent der Saarländerinnen und Saarländer von dem mobisaar-Service profitieren. Die mobisaar-Lotsen sind zwischenzeitlich insgesamt rund 800mal pro Monat unterstützend tätig
September 2019: Die Saarbahn GmbH als bisheriger Projektkoordinator übergibt das Projekt „mobisaar“ zum 1. September 2019 zur weiteren Fortentwicklung in der Fläche an die Saarländische Nahverkehrs-Service GmbH (SNS). Durch ihr Netzwerk in der Fläche ist die SNS als Dachorganisation des Saarländischen Verkehrsverbundes (saarVV) Treiber und Koordinator der gemeinsamen Idee mobisaar für die Landkreise außerhalb des Regionalverbandes Saarbrücken. Als Teil der Saarländische Nahverkehrs-Service GmbH ist die Saarbahn GmbH als Partner weiterhin mit dem Projekt „mobisaar" verbunden: Die Saarbahn GmbH wird sich weiter intensiv um den Dienst der mobisaar-Lotsen im Regionalverband Saarbrücken kümmern und das Angebot gemeinsam mit der Neuen Arbeit Saar in diesem Bereich weiter vorantreiben. Für Fahrgäste steht der Service in gewohnter Form zur Verfügung.
Besonderheiten
Neben vier weiteren Projekten ist mobisaar 2015 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Wettbewerb „Innovationen für Kommunen und Regionen im demografischen Wandel – InnovaKomm“ aus einem Pool von insgesamt 187 Bewerbern ausgewählt worden.
Finanzierung
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Das finanzielle Volumen des mobisaar-Projektes umfasst mehr als 8 Millionen Euro. Der Förderanteil des BMBF beläuft sich auf 59 Prozent, also rund 4,8 Millionen Euro. Das saarländische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr finanziert zusätzlich die Erfassung der Haltestelleninfrastruktur und anteilig eine Seniorenberaterin im Saarländischen Verkehrsverbund (saarVV).
Beteiligte
Projektträger:
VDI/VDE Innovation + Technik GmbH
Projektpartner:
Saarländische Nahverkehrs-Service GmbH (Verbundkoordinator ab 01/2019)
Saarbahn GmbH (assoziierter Partner, bis 09/2019 Verbundkoordinator)
Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft (iso) e.V.
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH
B2M Software GmbH
Neue Arbeit Saar gGmbH
Sozialverband VdK Saarland e.V.
Landesarbeitsgemeinschaft PRO EHRENAMT e.V.
DIAKONISCHES WERK AN DER SAAR gGmbH/ Bahnhofsmission
Das Projekt zielt auf eine bedarfsgerechte und flexible Gestaltung der Mobilitätsangebote in ländlichen Regionen Hessens. Es wurde mit dem Deutschen Mobilitätspreis ausgezeichnet.
MOVIE liefert praxisnahe Anregungen, um auch künftig öffentliche Mobilität in abgelegenen Siedlungen und kleineren Ortsteilen im Kreis Borken in Nordrhein-Westfalen zu sichern.
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