In Deutschland lebten 2015 rund 1,7 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, die 65 Jahre oder älter sind. Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren ist. Für manche Migranten der sogenannten ersten Generation, die in den 1960er Jahren migrierten, ist die Orientierung im Sozialsystem im Alter eine Herausforderung. Sprachbarrieren treten bei dieser Generation häufiger auf als bei deren Kindern, sodass auf diese ein hoher organisatorischer Aufwand bei der Pflege ihrer Eltern zukommt. Zusätzlich kommt es zu Fällen, bei denen durch Demenz die deutsche Sprache wieder verlernt wird. Die Zahl der Personen mit Migrationshintergrund in Augsburg erhöhte sich seit dem Jahr 2005 von 107.000 Personen auf fast 119.000, dies entspricht 43 Prozent der wohnberechtigten Bevölkerung im Jahr 2013. Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist damit in Augsburg fast doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt.
Ziele
Zugang zur älteren muslimischen Bevölkerung und ihren Angehörigen finden
vorhandene Netzwerke unter den Migranten weiterentwickeln
Migranten ermöglichen, die Angebote und Ressourcen der Altenhilfe in Augsburg kennen und nutzen zu können
die in Augsburg beheimatete klassische Altenhilfe befähigen, die Bedürfnisse und Lebenslagen der Migranten zu verstehen und sich darauf einzustellen
Parallelstrukturen bei der Altenpflege entgegenwirken
Konzept
Im Rahmen des Projekts ina sollen bestehende Initiativen und Strukturen der interkulturellen Kommunikation in Augsburg weiter ausgebaut werden. Türkischstämmige Migranten bilden die größte Gruppe, das Programm schließt jedoch alle Einwanderergruppen mit ein. Ältere Einwanderer und ihre Angehörigen haben mit ihren Vorstellungen von Pflege nicht selten spezielle Bedürfnisse, die so nicht immer vom klassischen System der Altenhilfe in Augsburg erfüllt werden. Ina sensibilisiert und vermittelt daher zwischen beiden Akteursgruppen. Religiöse Rituale, Essgewohnheiten und Sprache sind Beispiele für sensible Themen der Pflege von Senioren mit Migrationshintergrund, auf die sich deutsche Pflegedienste einstellen müssen. Das Projekt ina arbeitet mit ehrenamtlich tätigen Helfern und zwei hauptamtlich Tätigen. Die Aufgabe ist es, Botschafter zwischen den Kulturen und Ansprechpartner zur Weitergabe von Informationen zu sein.
Aktivitäten und Ereignisse
2010: Start als zunächst dreijähriges Modellprojekt
Organisation eines Frühstückstreffs für gesunde und pflegebedürftige Senioren einmal im Monat
Durchführung von Fachtagen für verschiedene Gruppen aus dem Bereich sozialer Dienstleistungen zu den Themen türkische Kultur, Bräuche und Religion ehemaliger Gastarbeiterfamilien
Organisation einer Betreuungsgruppe für vereinsamte und demenzerkrankte Senioren
Beratung und Vernetzung von Senioren, Gruppen und Institutionen im Gemeinwesen
Zusammenstellung von Informationen für Angehörige rund um die Themen Einzug ins Heim, Krankenhausaufenthalt, Todesfall oder Verhalten in Notfällen
Durchführung von Schulungen von 22 ehrenamtlichen Helfern in 40 Lerneinheiten
Nach der Pilotphase wird das Projekt seit 2015 von der Stadt Augsburg unter der Trägerschaft der AWO Augsburg als eine von 13 Fachberatungsstellen für Senioren gefördert.
Besonderheiten
Die Initiative wurde mit dem Bayerischen Innovationspreis Ehrenamt 2016 ausgezeichnet. Weiterhin wurde ina für den Deutschen Engagement Preis 2016 nominiert und erhielt den 2. Platz beim Augsburger Zukunftspreis 2012 in der Kategorie Nachhaltige Entwicklung.
Während der Phase als Pilotprojekt wurde es durch die Institution „aufschwungalt“ wissenschaftlich evaluiert.
Finanzierung
Das Modellprojekt wurde vom Bayerischen Staatministerium für Gesundheit und Pflege, der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände in Bayern und der Stadt Augsburg unter der Trägerschaft der AWO Augsburg gefördert.
Beteiligte
Das Projekt ina entstand in Trägerschaft des gemeinnützigen Forschungs- und Beratungsinstituts SIC, einer Tochtergesellschaft der AWO Augsburg.
An 13 Standorten in Hessen und Rheinland-Pfalz entstehen neue Projektideen in der Altenhilfe. Die ehrenamtliche Beteiligung und Nachbarschaftshilfe im Wohnviertel wird dabei gefördert.
Mit Hilfe der Seniorengenossenschaft sollen sich Senioren bei Aufgaben des Alltags mit individuellen Kompetenzen gegenseitig unterstützen. Zeitkonten helfen dabei.
In den Niederlanden soll ein aktiver Lebensstil von Menschen mit Demenz ihre Lebensqualität erhöhen und eine Alternative zu bestehenden Pflegeeinrichtungen darstellen.
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