Etwa 40 Prozent der über 65-jährigen Patienten in Allgemeinkrankenhäusern leiden an kognitiven Störungen oder sind von einer Demenzerkrankung betroffen. Ihr Anteil wird sich durch die Alterung der Bevölkerung im Zuge des demografischen Wandels voraussichtlich erheblich erhöhen. Allein im Landkreis Saarlouis wird der Anteil der 65- bis 79-Jährigen um ein Drittel steigen. Wenn Demenzkranke wegen körperlicher Beschwerden in ein Krankenhaus aufgenommen werden, ist Demenz meist nur eine Nebendiagnose. Vielfach werden Demenzerkrankungen erst während des Klinikaufenthaltes bemerkt. Krankenhausaufenthalte sind besonders für Demenzkranke mit vielfältigen Risiken verbunden, die aus den Begleiterscheinungen der Demenz resultieren. So stellt der plötzliche Umgebungswechsel für viele bereits eine krisenhafte Situation dar. Der Fokus im Krankenhaus ist oft ausschließlich auf die körperlichen Beschwerden der Patienten gelegt und psychische Probleme finden zu wenig Beachtung.
Ziele
die sektorenübergreifende Versorgung von demenzkranken Patienten nach ihrem Krankenhausaufenthalt im häuslichen Bereich verbessern
pflegende Angehörige unterstützen und entlasten
die Nachhaltigkeit der in der Akutklinik begonnenen Interventionen sichern
Kosten einsparen durch Vermeidung frühzeitiger Heimunterbringungen, unnötiger Krankenhauseinweisungen oder Wiedereinweisungen
Konzept
Das Modellprojekt Dem-i-K plus (2013-2015) knüpft an das Modellprojekt „Demenz im Krankenhaus“ Dem-i-K (2010-2014) an, in dem neue Wege in der Krankenhausversorgung von Patienten mit der Nebendiagnose Demenz erprobt wurden.
Dazu wurde in fünf katholischen Krankenhäusern ein Konsiliar- und Liaisondienst eingerichtet: Während des Krankenhausaufenthaltes wurde im Auftrag des behandelnden Arztes eine fachärztliche Beurteilung beziehungsweise Mitbetreuung durch Fachärzte für Geriatrie, Psychiatrie und Neurologie sowie mit einer Fachaltenpflegekraft für Psychiatrie angefordert. Im Zentrum des Dem-i-K Konzeptes standen der Aufbau eines demenzbezogenen Hintergrundwissens beim ärztlichen und pflegerischen Personal der beteiligten Kliniken, die Fallbegleitung und ärztliche Mitbetreuung durch Fachärzte.
Im Hinblick auf die Zielgruppe der im Krankenhaus neu identifizierten Demenzpatienten bestand jedoch zusätzlicher Handlungsbedarf bei der Überleitung der Personen aus dem stationären in den ambulanten Bereich, dem durch Dem-i-K plus begegnet wurde. Patienten, bei denen im Krankenhaus erstmals eine Demenz diagnostiziert wurde, erhielten zusätzliche modellhafte Beratungsleistungen sowohl im stationären als auch im häuslichen Bereich.
Aktivitäten und Ereignisse
Aufklärung des Patienten beziehungsweise der Angehörigen nach Erstdiagnose Demenz im Krankenhaus
Durchführung einer Beratung in Form einer interdisziplinären Angehörigensprechstunde durch einen Facharzt und eine Krankenhaussozialarbeiterin
Einbindung der Angehörigen in die Entlassungsplanung sowie Terminverabredung für eine weiterführende multiprofessionelle Beratung in der eigenen Häuslichkeit
Erweiterte Anamnese in der eigenen Häuslichkeit und Planung von Unterstützungsmaßnahmen (Hilfeplan) durch ein Hausbesuchsteam bestehend aus Pflegefachkraft für Psychiatrie und Sozialarbeiter mit spezieller Demenzexpertise
Einrichtung einer „Notrufnummer“ für Angehörige als Möglichkeit einer Krisenintervention zur Vermeidung einer erneuten Krankenhauseinweisung
Erstellung einer Notfallmappe
Besonderheiten
Die wissenschaftliche Evaluation hat ergeben, dass günstige Voraussetzungen für die Erstidentifikation von Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus dann besser gegeben sind, wenn Pflegekräfte und auch ärztliches Personal speziell geschult wurden und wenn das Krankenhaus über mindestens einen Demenzbeauftragten aus der Pflege verfügt.
Finanzierung
Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts Dem-i-K-plus wurde vom Landkreis Saarlouis und dem Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Saarlandes gefördert.
Beteiligte
Demi-K-plus ist ein gemeinschaftliches Projekt des St. Nikolaus-Hospitals Wallerfangen, des Demenzvereins Saarlouis in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft katholischer Krankenhäuser Saarland und dem Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (ISO) Saarbrücken.
Durch Kooperationen zwischen Einrichtungen der Altenhilfe und Sportvereinen soll in Schleswig-Holstein ein wichtiger Beitrag zur Gesundheitsförderung für deren Bewohner geleistet werden.
In der städtischen Region Wien und dem ländlich geprägten Niederösterreich dienen Apotheken der kommunalen Gesundheitsförderung für Menschen mit Demenz und deren Angehörige.
In den Niederlanden soll ein aktiver Lebensstil von Menschen mit Demenz ihre Lebensqualität erhöhen und eine Alternative zu bestehenden Pflegeeinrichtungen darstellen.
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