In Sachsen-Anhalts ländlichen Regionen gefährdet der demografische Wandel die Gleichwertigkeit von Lebensbedingungen. Die Kleinstadt Hettstedt ist durch einen starken Rückgang und eine deutlich alternde Bevölkerung gekennzeichnet. Ungünstige wirtschaftliche und gesellschaftliche Prozesse werden hierdurch verstärkt, so beispielsweise der Fachkräftemangel und die geringe Bereitschaft zur Unternehmensnachfolge und -gründung, oder das sinkende Niveau von Daseinsvorsorge, Bildungs-, Gesundheits- und Freizeitangeboten. Durch den Zuzug von Geflüchteten ergeben sich Chancen für die Stadt, ihren Bevölkerungsrückgang abzuschwächen.
Ziele
mit kommunalen Akteuren faktenbasiert Chancen und Herausforderungen von Einwanderung zusammentragen
spezifische Bedingungen demografischen Wandels in ländlichen und kleinstädtischen Räumen untersuchen
regional verankerte Demografie- und Migrationsstrategien auf der Grundlage von Stärken-Schwächen-Analysen entwickeln
lokale Akteure aus Verwaltung, Unternehmen und Zivilgesellschaft (Vereine, freiwillige Feuerwehren, Schulen) identifizieren, vernetzen und mit ihnen in Dialog treten
die Bevölkerung bei der Bestimmung von Zielen und Herangehensweisen integrieren
ein kohärentes, lokal verankertes, niedrigschwelliges und zielgruppenspezifisches Integrationsangebot an Einwanderer entwickeln und implementieren
Konzept
Das Projekt „anKommen – willKommen“ zeigt beispielhaft mit Einwanderung verbundene Vorteile und Herausforderungen. Arbeitsschritte waren „Vorbereitung und Analyse“, „Verknüpfung von kommunaler Arbeit und Organisation von Workshops“, sowie die „Auswertung und Verbreitung der Erfahrungen“. Schwerpunkt des Projektes waren ländliche Räume Sachsen-Anhalts mit spezifischen Herausforderungen die sich aus dem demografischen Wandel ergeben. Hettstedt wurde als „Pilotkommune“ ausgewählt, in der exemplarisch ein Demografie- und Migrationskonzept entwickelt wurde.
Aktivitäten und Ereignisse
Aktivitäten:
Erhebung von Daten zur Daseinsvorsorge und Infrastruktur in Kooperation mit der Stadtverwaltung, um konkrete Auswirkungen demografischer Veränderungen zu erfahren und öffentlich zu kommunizieren
öffentlicher Bürgerdialog auf Grundlage regionaler Daten und Szenarien mit sorgfältiger Vorbereitung und klaren Regeln
Auswertung und Verbreitung der Erfahrungen auf Landesebene
Workshops in verschiedenen sachsen-anhaltinischen Städten, um praxisbezogene Lösungsansätze zu diskutieren und einzugrenzen
Öffentlichkeitsarbeit (lokal, regional, national und international)
Ergebnisse:
beispielhaftes Aufzeigen von Chancen und Herausforderungen des demografischen Wandels in Hettstedt
Skizzierung praktischer Strategien zur gesellschaftlichen Integration von Migranten
Erfahrung, dass konkrete Ziele und Vorgehen lokal entwickelt und getragen werden müssen
Handbuch mit Informationen, Argumentationshilfen, Literaturempfehlungen und Netzwerken zur Übertragung in andere Kommunen
Heute verzeichnet die Kleinstadt Zuzüge Geflüchteter aus umliegenden, größeren Städten.
Der durch Geflüchtete verstärkte Fußballverein FC Hettstedt stellt wieder eine spielfähige Männermannschaft und konnte aufsteigen.
Besonderheiten
Erfolgsfaktoren waren eine engagierte Stadtverwaltung, unterstützende Vereine und ein Unternehmen mit überregionaler Ausrichtung. Für den öffentlichen Dialog wichtig waren die frühzeitige Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteure, eine klare Positionierung lokaler bzw. regionaler Meinungsbildner sowie eine Diskussion mit Ortsansässigen. Im Jahr 2019 wurde das Projekt mit dem Bundespreis für Nachhaltigkeit in der Kategorie Gesellschaft ausgezeichnet.
Finanzierung
Das Projekt wurde vom Land Sachsen-Anhalt gefördert und aus Mitteln der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, der Sparkasse Wittenberg sowie des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes der Wirtschaft (AVW) kofinanziert.
Beteiligte
Projektträger: Zentrum für Sozialforschung Halle e.V. (ZSH)
Projektpartner: BA, Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Sparkasse Wittenberg, Allgemeiner Arbeitgeberverband der Wirtschaft, Stadt Hettstedt, Stadt Jessen
Dr. Andreas Siegert Zentrum für Sozialforschung Halle e.V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Großer Berlin 14 06108 Halle (Saale) Telefon: 0172 709 30 19 E-Mail: andreas.siegert@zsh.uni-halle.de
Thomas Ketzmerick Zentrum für Sozialforschung Halle e.V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Telefon: 0345 963 96 09 E-Mail: ketzmerick@zsh.uni-halle.de
Das Modellvorhaben im hessischen Neustadt sieht in der Integration Geflüchteter eine Möglichkeit, dem Bevölkerungsrückgang im ländlichen Raum nachhaltig entgegenzutreten.
Bei der irischen Initiative bieten vorwiegend ältere Freiwillige Englischkurse für Migranten an. 94 Prozent der Tutoren möchten damit den Zusammenhalt in ihre Gemeinde stärken.
Die bayerische Beschäftigungsinitiative bemüht sich um die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. So wird dem Mangel an Fachkräften im ländlichen Raum entgegengewirkt.
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