Die Ermittlung und Unterstützung der sozial schwächsten Stadtviertel ist ein zentraler Bestandteil der französischen Stadtentwicklungspolitik. Aktuell gibt es rund 1.300 so genannter „prioritärer“ Viertel, die zu den einkommensschwächsten in Frankreich zählen. So muss in der Regel mehr als ein Drittel – teilweise fast die Hälfte – der Einwohner dieser Stadtviertel mit weniger als 60 Prozent des mittleren nationalen Einkommens auskommen. In der Metropolregion Marseille (MPM) an der Mittelmeerküste gibt es 39 als prioritär ausgewiesene Stadtviertel mit insgesamt fast 245.000 Einwohnern. Der Altersdurchschnitt ist hier relativ niedrig und der Anteil von Menschen mit Berufsabschluss gering. Sowohl die Arbeitslosenquote als auch der Anteil an Alleinerziehenden und an Großfamilien liegen über dem Durchschnitt. Soziale Isolierung stellt ebenfalls ein häufiges Problem dar.
Ziele
ein besseres Zusammenwirken der Betätigungsfelder von Staat und lokalen Gebietskörperschaften
interkommunale Zusammenarbeit: Handlungsansätze von benachbarten Städten gemeinsam erarbeiten
eine Vision zusammen mit den Anwohnern entwickeln
die Einbindung einer großen Bandbreite von Akteuren wie öffentlichen Institutionen, Verbänden und Bürgern
Konzept
Die in rund 400 französischen Städten abgeschlossenen Stadtverträge beinhalten umfassende Zukunftsprojekte für die „prioritären“ Stadtviertel in den Bereichen Soziales, Stadtentwicklung und Wirtschaft. Die Aktionen der Teilbereiche sind aufeinander abgestimmt, um ihre Ganzheitlichkeit sicherzustellen. So soll etwa die Erwerbsbeteiligung junger Menschen und Frauen sowohl durch verbesserte Mobilität als auch durch ein größeres Kinderbetreuungsangebot erreicht werden. Die Festlegung als prioritäres Stadtviertel bringt zudem Steuervorteile für lokale Unternehmen.
Der Stadtvertrag der Metropolregion Marseille hat folgende Schwerpunkte:
die lokale Wirtschaftsentwicklung durch aktive Einbeziehung der Stadtviertel
ein verbessertes Angebot an Wohnraum und von Mobilitätsbedingungen
gemeinsam getragene Verantwortung für Kindheit und Jugend
an den Stärken und Schwächen der Stadtviertel orientierte staatliche Maßnahmen
die Stärkung der Rechtsstaatlichkeit und die Förderung staatsbürgerlicher Werte
Aktivitäten und Ereignisse
Für den Zeitraum 2000–2006 wurden erstmals „Stadtverträge“ unterzeichnet; von 2007 bis 2013 schlossen sich „Verträge für sozialen Zusammenhalt“ an.
2014 veranstaltete die Metropolregion Marseille über 20 Sitzungen und Themenworkshops mit zahlreichen Akteuren, um Standortanalysen zu diskutieren, vorhandene Politikansätze zu analysieren und konkrete Handlungsansätze festzulegen.
Zudem fanden Gespräche zwischen Gemeindevertretern und Akteuren wie der Familienbeihilfekasse oder Vermieterverbänden statt.
Am Stadtvertrag 2015–2020 haben mehr als 300 lokale Institutionen und ebenso viele Verbände mitgearbeitet.
Aktionsfelder in der Metropolregion beinhalten:
die Einbeziehung der „Wohn“-Erfahrungen der Bürger; Workshops, Stadtbegehungen und pädagogische Aktionen über die Problematiken der Stadtviertel
die Erhöhung der Präsenz von öffentlichen Stellen zur Beratung, Information und Begleitung der Bürger
die logistische, finanzielle und administrative Unterstützung der bürgernahen Vereine
Beispielhafte Maßnahmen sind: Verbesserung der Straßenbeleuchtung, Anti-Graffiti-Plan, mehr Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen, Erhöhung der Polizeipräsenz, Ausbau des ÖPNV, Hilfe beim Erlangen des Führerscheins, Bau von Lärmschutzwänden und Schutz vor Überflutung, Sanierung der Sozialbauten, Eröffnung von Gesundheitszentren und Kinderkrippen, Gründung eines Stadtteilmagazins, Renovierung von Schulzentren, Initiativen zur Leseförderung.
Besonderheiten
Unter Beteiligung der Bürger wird ein Vertrag über die Zukunft der Stadt geschlossen und mit Hilfe von neu eingesetzten Bürgerräten seine Umsetzung überwacht.
Beteiligte
Gemeindeverband für interkommunale Zusammenarbeit der Metropolregion Marseille (EPCI)
Conseil de Territoire Marseille Provence BP 48014 13567 Marseille Cedex 02 Frankreich Telefon: +33 4 91 99 99 00
Metropolregion Aix-Marseille-Provence DGA Développement Urbain Ressort „Politique de la Ville“ Imm CMCI – Bât B 3001 Marseille Frankreich Telefon: +33 4 91 99 78 37
Mit neuen Finanzierungsmodellen und stärkerer Vernetzung sollen soziale Dienstleistungen verbessert werden und somit insbesondere Jugendliche und Ältere ohne Arbeit, Aus- und Weiterbildung besser in die Gesellschaft integriert werden.
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