Südkarelien liegt im Südosten Finnlands an der Grenze zu Russland und steht vor größeren demografischen Herausforderungen. Mit seinen knapp 25 Einwohnern pro Quadratkilometer ist Südkarelien im europäischen Vergleich sehr gering besiedelt. Während die Gesamtbevölkerung der Region in den vergangenen 15 Jahren um rund fünf Prozent geschrumpft ist, hat der Anteil der über 65-Jährigen im gleichen Zeitraum um rund 30 Prozent zugenommen. Beide Entwicklungen stellen die Gesundheitsversorgung in Südkarelien vor neue Herausforderungen. Auf der einen Seite steigt die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen aufgrund der Alterung der Gesellschaft. Auf der anderen Seite erschwert jedoch die geringe Bevölkerungsdichte für viele Kommunen die Finanzierung klassisch organisierter Gesundheitsangebote sowie die Erreichbarkeit für Patienten.
Ziele
benutzerfreundliche Gesundheitsdienstleistungen für Menschen in ländlichen Gegenden bereitstellen
kosteneffiziente und flexible Dienstleistungen durch die integrierte mobile Praxis „Mallu Bus“ ermöglichen
Konzept
Das Projekt „Mallu, die mobile Klinik“ wurde 2010 vom Sozial- und Gesundheitsdistrikt Südkareliens eingeführt, um älteren Menschen in ländlichen Gebieten die Erreichbarkeit für medizinische Versorgung zu vereinfachen. Für das Projekt wurde ein Wohnwagen in ein mobiles Gesundheitszentrum mit Breitbandanschluss und moderner Gesundheitstechnologie umgebaut, in dem Krankenschwestern des örtlichen Krankenhauses grundlegende medizinische Dienstleistungen anbieten. Hierunter fallen beispielsweise Dienstleistungen wie das Entfernen von Nähten, das Ausstellen von Rezepten sowie Impfungen. In ernsten Fällen, in denen die Hilfe eines Arztes notwendig ist, überweisen die Krankenschwestern die Patienten in das Krankenhaus.
Der Bus fährt entlang einer festen Strecke und hält jeden zweiten Tag in jeder der acht teilnehmenden Gemeinden. Patienten können ihre Termine bei „Mallu“ online oder telefonisch buchen. Das Projekt wurde zeitweilig aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) kofinanziert und wird inzwischen von der regionalen Gesundheitsbehörde getragen. Aufbauend auf „Mallu“ hat der Sozial- und Gesundheitsdistrikt von Südkarelien („Eksote“) weitere Ideen zu medizinischer Versorgung entwickelt, die durch mobile Angebote in größerem Umfang erbracht werden.
Aktivitäten und Ereignisse
Initiierung des Projekts im Jahr 2010, Umbau eines Wohnmobils zur mobilen Praxis.
Laufzeit des ersten Mallu-Projekts 2010–2011, an das sich eine zweite Projektphase 2012–2014 anschloss.
Kontinuierliche Fortentwicklung des Projekts, Erweiterung um Zahnbehandlung und Fortbildung der Krankenschwestern.
Mit den acht angefahrenen Gemeinden bedient der Mallu Bus ein Einzugsgebiet von 100.000 potentiellen Patienten. Im Jahr 2012 wurden mit dem Projekt „Malludoes the rounds 2“ 644 Patienten/Kunden versorgt. Im Jahr 2013 waren es 1.601 Patienten.
Anfang 2015 Einführung des Schwesterprojekts „Malla Bus“, mit dem das Angebot erweitert und der „Mallu Bus“ entlastet wird. Der „Malla Bus“ ist auf Labordienstleistungen (wie zum Beispiel Bluttests) spezialisiert.
Besonderheiten
Das Projekt trägt zu mehr Kosteneffizienz sowohl auf Patientenseite als auch im Gesundheitswesen bei. Für Patienten werden seltener Reisen zum nächstgelegenen Krankenhaus notwendig, für das Gesundheitswesen entfallen Kosten, weil einfache Fälle direkt von den Krankenschwestern im „Mallu Bus“ behandelt werden und das Krankenhaus und seine Ärzte so entlastet werden.
Aufbauend auf den Erfahrungen des „Mallu“ Busses wurde in Südkarelien 2012 der „Tellu Bus“ eingeführt, ein ähnlich aufgebauter Service des regionalen Arbeitsamtes.
Beteiligte
Das Projekt wird vom Sozial- und Gesundheitsdistrikt von Südkarelien getragen.
In Finnland bieten Kioske einen einfachen Zugang zu niedrigschwelligen Gesundheitsleistungen und erhöhen die Erreichbarkeit von medizinischen Dienstleistungen auf dem Land.
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