Die Bevölkerung in Deutschland wird immer älter. Ihre Altersstruktur ist das Abbild der Bevölkerungsgeschichte der letzten 100 Jahre.
Die Alterung der Bevölkerung zeigt sich in zwei Entwicklungen: an der zunehmenden Zahl an Menschen im Rentenalter und an ihrem steigenden Anteil an der Gesamtbevölkerung. Der Alterungsprozess begann in Deutschland, lange Zeit unbemerkt, bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem ersten Geburtenrückgang. Seit den 1970er Jahren verstärkt die rückläufige Sterblichkeit im höheren Alter die Dynamik.
Die Verschiebungen zwischen den Anteilen der Hauptaltersgruppen der Bevölkerung sind gravierend. So ist beispielsweise der Anteil der unter 20-Jährigen zwischen 1950 und 2022 von 30 auf 19 Prozent zurückgegangen. Das Altern der Bevölkerung bedeutet auch, dass Hochaltrigkeit zum Massenphänomen wird. 1950 war jeder hundertste Einwohner 80 Jahre und älter. Heute ist bereits jeder Vierzehnte hochaltrig und ab etwa 2040 könnte es mehr als jeder Zehnte sein.
Die Altersstruktur: 100 Jahre Bevölkerungsgeschichte
Die Altersstruktur der Bevölkerung in Deutschland zeigt diverse Ein- und Ausbuchtungen, die auf verschiedene Ereignisse in der Vergangenheit zurückführbar sind.
An der Spitze des aktuellen Altersaufbaus fällt auf, dass es im hohen Alter deutlich mehr Frauen als Männer gibt. Dies ist auf zwei Ursachen zurückzuführen. Erstens leben Frauen länger als Männer, wodurch im höheren Lebensalter generell Frauenüberschüsse entstehen. Zweitens wird dieser Effekt dadurch verstärkt, dass viele Männer, die 2022 im Alter von über 90 Jahren gewesen wären, im Zweiten Weltkrieg gefallen sind.
Eine weitere Einbuchtung tritt bei den 89- bis 92-Jährigen auf, weil während der Weltwirtschaftskrise um 1932 in Deutschland weniger Kinder geboren wurden. Das sich anschließende Geburtenhoch wird durch den Geburtenrückgang in der Zeit des Zweiten Weltkrieges abgelöst.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Geburtenzahl noch einmal angestiegen. Die Ende der 1950er Jahre und in den 1960er Jahren in Deutschland geborenen Menschen werden als Babyboomer bezeichnet und waren 2022 im Alter von Mitte 50 bis Mitte 60. Im Jahr 1965 setzte dann der zweite Geburtenrückgang ein. In der Folge werden die Jahrgänge ab dem Alter 57 zunächst immer kleiner.
Insbesondere zwei Gründe führen dazu, dass es heute vergleichsweise viele Frauen und Männer im 30er Alter gibt. Zum einen haben in den 1980er Jahren die stark besetzten Babyboomer-Jahrgänge ihre Kinder bekommen. Selbst bei einer niedrigeren Fertilität pro Frau kam es daher wieder zu etwas mehr Geburten als zuvor. Zum anderen erholten sich die Geburtenzahlen in der DDR ab Ende der 1970er Jahre aufgrund von familienpolitischen Maßnahmen.
Bei den jüngeren Menschen sind die Altersjahre immer schwächer besetzt. Die Einbuchtung bei den 27- bis 31-Jährigen zeigt das Geburtentief in Ostdeutschland in der ersten Hälfte der 1990er Jahre an. Der danach weitergehende Rückgang der Stärke der jüngeren Jahrgänge ist auf die immer kleiner werdenden Müttergenerationen zurückzuführen. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahrzehnten fortsetzen.
Am unteren Ende der „Bevölkerungspyramide“ zeigt sich eine kleine Ausbuchtung. Das liegt wesentlich daran, dass die vergleichsweise zahlreichen Kinder der Babyboomer heute im Alter ihrer höchsten Fertilität sind und selbst Kinder bekommen. Auch die starke Zuwanderung der letzten Jahre, die mit höheren Geburtenzahlen einhergeht, wird den Trend schrumpfender Geburtsjahrgänge jedoch nicht nachhaltig aufhalten.
Der Anteil älterer Menschen ist in strukturschwachen Gebieten besonders hoch. Vor allem in Ostdeutschland ist die Alterung der Bevölkerung weit fortgeschritten und teilweise jeder dritte Einwohner älter als 65 Jahre.
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